Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
Vom Netzwerk:
so Leid …
    Während sie durch die goldenen Tiefen glitt, wusste Polly, dass es das Ende war. Aber dann packte eine schwarze Käferhand sie unterm Kinn, und ein monströses Wesen zerrte sie allmählich wieder zur Oberfläche hinauf.
    Das Pseudo-Mantisal baute sich bei der nächsten Verschiebung vollständig um Tack herum auf. Bei der sich dann anschließenden Verschiebung sah er, dass sich die roten Fäden in dem Konstrukt ausbreiteten, als es an seine Grenzen ging und heimwärts brauste. Tack schätzte jeden Zeitsprung jetzt auf hundert Millionen Jahre. An jedem der öden Zielorte, die er erreichte, stopfte er sich mit Nahrung und Getränken voll, und er nahm Traubenzucker und Vitaminpräparate ein, um jenen Punkt hinauszuschieben, an dem der Torus entdeckte, dass der Blutzucker unter einen bestimmten Wert gesunken war, und sich zu einem echten Parasiten entwickelte. Dieser Punkt bedeutete – wie er aus der Erforschung der zahlreichen Torusträger wusste, denen die Heliothan begegnet waren – das Ende für viele derer, die noch nicht früher auf ihrer Reise der fresslustigen Fauna zum Opfer gefallen waren und deren verwesende Leichen weiter zu Cowl gezerrt wurden, unterwegs verzehrt von den Tori.
    Als er in einer Zeit eintraf, in der noch kein Leben an Land existierte, nicht mal Flecken aus blaugrünen Algen, baute er sein Zelt im Schutz eines erstarrten Lavastroms auf, der an das Erdhäufchen eines Riesenregenwurms erinnerte. Dann setzte er sich vor das Zelt und aß und trank sich satt. Danach packte er die restlichen Rationen in den Rucksack, der seine Ausrüstung enthielt, spazierte vom Zelt weg – und begegnete sofort einer anderen Torusträgerin.
    Sie lag lang ausgestreckt am Boden und trug die zerfetzten Reste eines reich geschmückten Kleides aus elisabethanischer Zeit. Ein perlenbesetztes Netz hielt ihr früher mal dunkles, inzwischen zu Gelbbraun gebleichtes Haar zu einer kunstvollen Frisur gesteckt. Es verwirrte ihn, dass die Frau die Frisur durch all das hatte schützen können, was ihr widerfahren war. Dann wurde ihm klar, dass sie wahrscheinlich schon viel früher auf ihrer Reise durch die Zeit gestorben sein musste, um im weiteren Verlauf von ihrem Torus verzehrt zu werden. Und deshalb fehlten wohl der Torus und der Arm, den er eingehüllt hatte – von den verwesenden Resten des Körpers abgetrennt. Der austrocknende Wind hier hatte die Frau mumifiziert, und die leeren Augenhöhlen blickten unaufhörlich zum Himmel. Tack wandte sich von der Leiche ab und kehrte zum Zelt zurück.
    Salzwasser spritzte aus Pollys Lungen, und sie wurde plötzlich und schmerzhaft wach. Der Troll, der auf ihre Brust eingehämmert hatte, drehte sie jetzt rüde herum und streckte die Hand nach etwas aus, was neuerdings an ihrem Hals pappte. Polly spürte, dass etwas geschah – und wusste, dass eine Droge durch ihre Adern zirkulierte.
    Sie hustete die letzten Reste Meerwasser hervor, wälzte sich auf den Rücken und blieb schwer atmend unter dem zitronengelben Himmel liegen. Aber egal wie kräftig sie einatmete, sie bekam einfach nicht genug Luft in die Lungen. Auf einmal tauchte ihr Retter wieder vor ihr auf, eine groteske, insektenhafte Maske auf dem Gesicht. Polly schreckte zurück, als eine sechsfingrige Hand ihr eine ähnliche Maske anbot, aber sie war zu schwach, um sich zu wehren, als ihr das Ding nass aufs Gesicht gedrückt wurde.
    Herrlicher Sauerstoff strömte ihr in die Lungen. Wenig später wurde ihr schwindlig, aber dann ertönte ein Geräusch wie von einem feuchten Kuss unter der Maske, und die Luftmischung sprang auf Normalwert.
    Als sie wieder klarer sehen konnte, musterte Polly ihre Retterin. Die Haut der Frau war metallisch grau, und glasartige Adern durchzogen wie bei Cowl diese Außenfläche. Ein Buckel verformte einen ansonsten breiten und kräftigen Rumpf, der auf krummen Beinen ruhte. Die Arme waren missgestaltet: der grotesk muskulöse linke endete in einer dreifingrigen Hand, die stark genug schien, um Granit zu zermahlen, während der rechte Arm zwar von normaler Größe war, aber eine Hand mit zwei gegenläufigen Daumen aufwies. Diese seltsame Kreatur beugte sich jetzt zu Polly hinab und sagte etwas, was Polly nicht verstand.
    »Es tut weh«, war alles, was Polly antworten konnte.
    Die andere Frau schüttelte den Kopf, brummte etwas, was nach einem Kraftausdruck klang, und ging dann zu einem Ding zurück, das hinter ihr hockte. Polly lief ein Schauer über die Haut, als sie dieses Ding

Weitere Kostenlose Bücher