Die Zeitbestie
musste, drehte sich nicht mal um.
»Verdammt!«, schimpfte Tack, feuerte die Harpune vor seinen Füßen in den Boden und sprang in den Schacht, wobei der Reibungsmodus der Winde seinen Sturz bremste. Als er die Öffnung über dem Meer erreichte, geschah dies gerade noch rechtzeitig für einen Blick auf Nandru-Wespe, der eine schwere Last zum Ufer trug, dabei manchmal das Wasser streifte und jeweils wieder höher stieg.
Zwanzig Minuten bis zu was?
Tack vermutete, dass Cowl eine Art Zerstörungsapparat, wahrscheinlich atomarer Natur, in der Zitadelle montiert hatte – etwas, das vermutlich stark genug war, um die Zitadelle bis aufs Grundgestein zu verdampfen – ein Fanal, wie es Irre stets in Reserve hatten. Tack balancierte gerade auf zwei Haftminen, hatte die Harpune in die Winde eingefahren und fragte sich, ob ihn der Wespenroboter abholen würde – da kam Makali den Schacht heruntergerutscht und knallte in ihn hinein.
Eine Mine löste sich und wirbelte davon, aber es hatte gereicht, um Makalis Impuls zu absorbieren, sodass beide auf den Sims stürzten und nicht darüber hinaus. Nach Halt greifend, verstreuten sie Gebeine ins Meer. Tack ließ den Harpunenwerfer fallen und versuchte, den Karabiner anzulegen, aber Makali schlug die Waffe zur Seite und stach mit den Fingern nach seinen Augen. Er duckte sich und trat ihr ans Schienbein. Sie stürzte, fiel jedoch auf ihn und rammte ihm dabei die Stirn an die Nase. Er versetzte ihr einen Haken in den Unterleib, aber sie hämmerte mit den Armprothesen nach ihm und demonstrierte deren mechanische Kraft. Er spürte, wie ihm der Karabiner entrissen wurde, und sah aus tränenden Augen, dass der Harpunenwerfer neben einem halb zerdrückten Schädel lag.
Makali versuchte, mit dem Karabiner auf Tack zu zielen, rutschte aber mit den Füßen aus und stieß mit der Schulter an die Felssäule, während sie auf ihn zukippte und eine Reihe von Löchern in die rostende Rüstung neben ihm jagte. Tack rollte sich ab, packte den Werfer und feuerte ihn ab, alles in einer durchgehenden Bewegung. Aus dieser Nähe durchstanzte die Harpune Makali vollständig und verband sich dann, begleitet von einem Blitz, mit der Felssäule dahinter. Trotzdem versuchte die Frau weiter, den Karabiner auf Tack anzulegen. Dieser drückte auf den Schalter für schnelles Einholen und ließ den Werfer los, der sich an Makalis Rumpf zog und mit der flachen Schnauze in die von der Harpune geschlagene offene Wunde knallte. Makali schrie, als sie an die Wand gezogen wurde, aber es gelang ihr trotzdem, den Karabiner erneut abzufeuern. Tack rollte sich vom Sims, als ihre Schüsse die Luft über ihm durchlöcherten. Er fand keine Gelegenheit, den Sturz in einen Kopfsprung umzuwandeln – da schlossen sich scharfe Metallbeine mitten in der Luft um ihn.
Während sie am Ufer entlanglief, blickte Polly zurück, aber da sie durch den Staubregen hindurch weder Nandru-Wespe noch die Zitadelle sehen konnte, beeilte sie sich, Aconite einzuholen. Der Staub regnete jetzt so dicht, dass er zusammengeballte Flocken bildete. Polly blickte aufs Meer, auf die sich träge wälzenden Wogen, die den Strand heraufliefen, und in der augenblicklichen Verwirrung brauchte sie eine Sekunde, um zu begreifen, dass dieser Wellengang etwas Merkwürdiges an sich hatte: Er wirkte so träge und produzierte so wenig Schaum. Die Wellen sahen weniger nach Meer aus als nach einer dicker werdenden Suppe. Am Strand entlang sammelte sich eine Verwehung von gallertartigen Fragmenten.
»Was ist das?« Sie deutete darauf, als sie an der Seite Aconites war, die nicht gut aussah.
»Hydroskopisch«, antwortete Aconite und blieb stehen, um sich eine Hand auf das blutende Ohr zu drücken.
Die Bedeutung des Wortes floss Polly mühelos aus der Datenbank von Muse 184 zu. Sie hatte festgestellt, dass sie jetzt viel leichter darauf zugreifen konnte, wo ihr Nandru nicht mehr im Weg war. Sie bückte sich, sammelte eine Hand voll von dem Staub auf, hob die Maske an und spuckte in die körnige Substanz. Der Staub absorbierte den Speichel rasch. Einzelne Körner expandierten zu gallertartigen Klumpen vom Hundertfachen ihrer ursprünglichen Größe.
»Was ist das?«, wollte sie wissen.
»Die Grundlage vielzelligen Lebens – und damit letztlich von uns«, antwortete Aconite und ging weiter.
Bald erreichten sie die Flussmündung und liefen an deren Ufer entlang zu der Stelle, wo das Wasser am seichtesten war. Sie wateten durch einen thixotropischen
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