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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Gallertstrom, bis sie am Ufer gegenüber eintrafen und sich Klumpen der Gallerte von der Kleidung klopften. Als sie sich den Hügel hinaufkämpften, dröhnte Nandru-Wespe mit seiner neuen Last über sie hinweg.
    »Was … was plant Cowl?«, keuchte Polly.
    Aconite hatte nicht genug Luft für eine Antwort. Sie drehte sich zu Polly um, taumelte und sank auf ein Knie. Nachdem Polly ihr wieder auf die Beine geholfen hatte, schleppten sie sich weiter. Dann ragte eine Gestalt im Staubsturm auf. Tack zögerte nicht: Er packte Aconite, warf sie sich über die Schulter und lief bergan auf das Haus zu. Polly bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten, und als sie hinter den beiden die Tür erreicht hatte, blickte sie zurück und konnte einen kurzen Blick auf die Zitadelle werfen. Unter dem Bauwerk entwickelte sich ein Glühen – und breitete sich aus.
    Sobald sie im Haus waren, stellte Tack Aconite wieder auf die Beine, und sie stolperte zu einem Tisch und lehnte sich daran.
    »Schließ die Tür«, krächzte sie.
    Polly tat wie geheißen und nahm, als sie zurückkam, die Maske ab. Auch Tack und Aconite entfernten ihre Masken.
    Aconite wandte sich an Nandru-Wespe, der mitten im Schutt des Hauses hockte. »Kannst du den Einschaltcode für die Generatoren finden?«
    »Ich denke doch«, antwortete Nandru.
    »Dann starte die Scheißdinger!«
    Nach kurzer Pause drang ein leises Summen durchs Haus.
    »Jetzt aktiviere die Vorpalzufuhr.«
    Der Klang des Summens änderte sich. Es wurde schriller, bis es für Menschen nicht mehr zu hören war. Polly spürte wieder einen Anflug von dem, was sie bei den Verschiebungen erlebt hatte – ein Andenken an die letzten, entsetzlichen Stadien ihrer Reise in die Vergangenheit, eine Andeutung von einem Torusnetz in ihrem Fleisch und in ihren Knochen und sogar in der Luft, die sie umgab.
    »Mehr können wir nicht tun«, sagte Aconite, ging zu einem Sofa und plumpste darauf, lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen.
    »Was macht dein Bruder gerade?«, wollte Tack wissen.
    Mit weiterhin geschlossenen Augen antwortete sie: »Mein Bruder wollte reinen Tisch machen, um das Unterlassungsparadox zu vermeiden. Er löschte alles dem Nodus vorausgehende Leben auf der Erde aus, indem er ein Netz aus Molekularkatalysatoren überall auf dem Meeresgrund ausbreitete. Diese Katalysatoren zerstören sich, anders als die Waffenvariante, nicht selbst – sodass das Netz nach wie vor existiert.«
    »Warum hat das etwas mit uns zu tun? Ich begreife das nicht«, beschwerte sich Polly, die jetzt überzeugt war, durch die Außenwände des Hauses leuchtende Linien zu erkennen.
    Aconite schlug abrupt die Augen auf. »Wohin kann sich mein Bruder jetzt noch wenden? Außerhalb des Nodus bringen ihn die Heliothan zur Strecke. Sie werden nie aufgeben, egal wie ungenau ihre Vorpalsprünge auch sind – er ist einfach zu gefährlich. Der einzige Weg, der ihm bleibt, ist das Gefälle hinab, bis er außer ihrer Reichweite ist. Also hat er diese Katalysatoren aktiviert, und die Reaktion wird alles entstehende Leben vernichten, das in irgendeinem Tropfen Wasser auf der Erde existiert – was jedoch vor diesem Zeitpunkt keine temporale Auswirkung gehabt hätte. Dieses entstehende Leben wird nicht vollständig enden, da der Staub vom Land aufs Meer hinausweht. Allerdings wird genug davon ausgelöscht, und dies für eine ausreichend lange Zeit, sodass er bis zum Grund des Wahrscheinlichkeitsgefälles geschoben wird, dort, wo es hier im Nodus seinen Anfang nimmt.«
    »Aber was ist dann – für ihn, für Saphothere?«, fragte Tack.
    »Vielleicht wird seine Alternativzeit dort in Vergessenheit sinken; vielleicht entwickelt sich eine neue, eigenständige Zeitlinie und erzeugt ihr eigenes Gefälle. Die Stärke des Paradoxons, das er erzeugt, hätte uns mit ihm hinabgezogen, aber hier, wo das Vorpalskelett meines Hauses nach wie vor eine gewaltige temporale Ladung enthält, halten wir vielleicht stand.«
    »Er erschießt seinen Vater«, stellte Tack fest.
    »Präzise«, bestätigte Aconite. Sie deutete auf das Fenster, durch das Cowls Zitadelle zu sehen war. Polly ging hinüber, und Tack folgte ihr. Durch Wellen herabsinkenden Staubes hindurch sahen sie die Zitadelle schimmern. Das Leuchten im Meer darunter verstärkte sich und breitete sich zum Horizont aus. Sie spürten, wie eine Spannung in der Luft immer straffer wurde, als eine ganze Welt versuchte, sich in eine andere Dimension zu falten. Das Haus bebte jetzt, und Tack schlang

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