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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Verbeugung. Er drehte sich um, und fast sofort tauchte ihr Mantisal aus der heißen feuchten Luft auf, die über die Plattform wehte.
    »Und was dich angeht, Tack«, fuhr der Techniker fort, »so freue ich mich darauf, dich wiederzusehen, wenn du zurückkehrst, obwohl du dich stark verändert haben wirst.«
    Tack wusste nicht, wie er das verstehen sollte, also nickte er einfach und folgte Saphothere ins Mantisal. Bald schwebten sie über den Rand der Plattform hinaus in eine Position über dem dreieckigen Schacht mit seiner magenverdrehenden räumlichen Verzerrung. Dann stürzte das Mantisal wie ein Stein hinein.
    Die Empfindung des Fallens hielt an, bis sich das Mantisal drehte und sie nicht mehr stürzten, wie es in einem richtigen Schacht der Fall wäre, sondern horizontal durch einen riesigen dreieckigen Tunnel fuhren. Das war jedoch nur ein Wechsel der Perspektive, da die Empfindung des Fallens und der Schwerelosigkeit bestehen blieb. Es reichte allerdings für Tack als Orientierungshilfe und als Stütze, damit er nicht den Mageninhalt verlor. Außerdem spürte er im weiteren Verlauf der Fahrt eine Beschleunigung und hatte den Eindruck, Makel in den silbergrauen Tunnelwänden zu entdecken, die immer schneller vorbeibrausten. All das machte ihn richtig benommen, und durch das schiere Miterleben versank Tack in einer Fuge der Müdigkeit. Er döste ein und war weg, bis Saphothere ihn erneut anredete. Ein Blick auf die Uhr zeigte Tack, dass nur Minuten vergangen waren.
    »Komm her.«
    Tack stieß sich von der Wand des Mantisals ab, schwebte auf Saphothere zu und packte eine Strebe. Dann zog er sich in eine aufrechte Haltung neben dem Reisenden. Saphothere nahm die linke Hand aus einer der beiden Kugeln.
    »Stecke deine Hand hinein«, wies er Tack an.
    Tack legte die Handfläche auf die Kugel, die sich wie Glas anfühlte, bis er stärker zudrückte. Daraufhin gab sie nach und umschloss seine Hand wie kaltes Gelee. Sofort spürte Tack ein kribbelndes Stechen, als würden zahlreiche Nadeln in sein Fleisch eindringen. Ein Kältegefühl lief ihm den Arm hinauf und über den Rücken, bis es über den Hals in den Kopf hinaufsprang. Das Mantisal wirkte sofort noch durchsichtiger als sonst, und der Tunnel selbst veränderte sich. Jetzt hingen sie in der Wolke eines Edelsteins, wo sie ihre Position unter einem Wasserfall aus Licht hielten. Und dahinter wurde aufs Neue der Interraum sichtbar – grenzenloses Grau über den schwarzen Wogen jenes seltsamen Meeres.
    »Was macht es?«
    »Stellt die Verbindung her … und frisst auch.«
    »Es frisst?«, wiederholte Tack steif.
    »Mantisale beziehen Energie aus Quellen, die wir im Interraum für sie bereithalten, aber für eine stoffliche Kreatur reicht das nicht. Sie spalten Kohlenstoff aus der Luft ab, die wir ausatmen, und auf diese Art …«, er deutete mit dem Kopf auf Tacks Hand, »… absorbieren sie direkt weitere lebenswichtige Chemikalien. Spürst du jetzt die Verbindung?«
    Sobald er sich bemüht hatte, den Gedanken zu verbannen, dass er irgendwie verspeist wurde, spürte Tack tatsächlich etwas. Das Mantisal war müde und wollte sich ausruhen. Es fühlte sich beengt durch die Verzerrung des Interraums, die es einhüllte, und es nahm diese Verzerrung auf eine Art und Weise wahr, die Tack über das Mantisal instinktiv zu verstehen versuchte – vergebens jedoch. Die Strömung aus Licht ließ inzwischen nach, und das Mantisal glitt zum Rand der Wolke hin.
    »Achte darauf, dass es nicht anhält. Du musst es weiterhin antreiben.«
    Tack versuchte, Druck auf das Konstrukt auszuüben, wusste aber einfach nicht, wie er das tun sollte. Als er seine Gedanken verwirrt zurückzog, spürte er, wie das fremdartige Bewusstsein an ihnen kleben blieb, in ihn hineinsickerte, zu einem Bestandteil von ihm wurde. Die Müdigkeit des Mantisals war jetzt seine eigene Müdigkeit; das Ruhebedürfnis wurde zu seinem eigenen. Dann wusste er es einfach, und aus jenem Winkel seiner Persönlichkeit, der ihm half, selbst eine besonders anstrengende Lektion der Kampfausbildung durchzuhalten, bezog er jetzt den Willen, das Mantisal weiter anzutreiben. Es zog sich langsam ins Zentrum der Wolke zurück, und die Lichtströmung verstärkte sich von neuem.
    »Deine andere Hand«, drängte ihn jetzt Saphothere, der für Tack jetzt nur noch ein in Schatten gehülltes Skelett neben ihm war – ähnlich einem Röntgenbild. Tack verfolgte, wie der Reisende seine Hand gerade so weit zurückzog, dass nur noch

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