Die Zeitdetektive 01 Verschworung in der Totenstadt
ist, wird man ihn sicher schnell vertreiben.“
Doch es gab keine Festnahmen. Inebny blieb genauso unsichtbar wie der Mann mit der Narbe.
Nach zwei Tagen, die Kinder waren gerade mit ihrer Arbeit fertig, schlug Kim vor: „Wenn der Priester nicht zu uns kommt, dann müssen wir eben zu ihm gehen.“
„Wie bitte?“
„Ist doch ganz einfach: Wir müssen uns im Tempelbezirk von Karnak umsehen!“
Julian und Leon überlegten kurz, dann nickten sie.
Nachdem sie sich den Weg hatten erklären lassen, liefen sie in der hereinbrechenden Dämmerung zum Hauptheiligtum. Über eine Allee mit widderköpfigen Sphingen gelangten sie zunächst zu den Mauern, die den Bezirk der Göttin Mut umschlossen. Dahinter lagen der heilige See und der Tempel mit dem goldenen Schrein
der Gottheit. Aber das Tor blieb für drei unbedeutende Küchenhelfer fest verschlossen. Die Tempelwachen ließen sie nicht ein. Nicht besser erging es ihnen im angrenzenden, viel größeren Bezirk des Amun.
Staunend standen Julian, Kim und Leon vor dem gewaltigen Pylon, den beiden massiven Türmen, die das Steintor zum Tempel flankierten. Die Türme waren über und über mit Reliefs verziert, die religiöse oder kriegerische Motive zeigten. Masten, an denen Fahnen im Wind flatterten, überragten die Türme noch. Auch hier ließ man die Freunde nicht hinein. Nur Priester und die Pharaonin durften den Tempel betreten. Enttäuscht liefen sie zum dritten Tempelbereich, der dem Kriegsgott Month gewidmet war. Aber die Wachen lachten die Kinder nur aus.
„Was für eine Pleite“, jammerte Kim, als sie sich wieder auf den Rückweg machten.
„Macht nichts“, tröstete Leon sie. „Einen Versuch war es auf jeden Fall wert.“
Schweigend gingen sie weiter.
Julian fühlte sich auf einmal unendlich müde und mutlos. Er sprach das aus, was wohl auch die anderen beiden dachten: „Sollen wir zurückkehren? Zurück in unsere Welt?“
Weder Kim noch Leon antworteten sofort.
„Nein“, sagte Kim schließlich. „Ich will noch nicht aufgeben.“
„Ich auch nicht“, sagte Leon nachdenklich. „Lasst uns noch ein paar Tage warten. Bisher sind wir doch immer einen Schritt weitergekommen. Wir haben das Lokal gefunden und sind dem Priester mit der Narbe auf die Spur gekommen! Das ist doch was. Wir sollten uns nicht so schnell entmutigen lassen.“
„Gut“, sagte Julian. „Aber wie sollen wir vorgehen?“
Wieder schwiegen sie. Der Weg machte eine sanfte Kurve und die Freunde gelangten zum Nil. Frauen kamen ihnen entgegen. Sie balancierten schwere Wasserkrüge auf ihren Köpfen und wurden von einer Schar vergnügt lärmender Kinder umringt. In der Mitte des Stroms, der im letzten Licht des Tages glitzerte, warfen zwei Fischer ihre Netze aus. Sanft wiegte sich das Schilf im Abendwind.
„Wir sollten weiter die Augen aufhalten“, schlug Kim schließlich vor. „Wenn der Täter Hatschepsut töten will, muss er sich ihr nähern.“
Kurz darauf hatten die Freunde ihre Kammer im Palast erreicht. Gerade, als sie sich auf ihre Matten fallen lassen wollten, kam Ani herein, ein zu einem Bündel gebundenes Tuch über der Schulter.
„He, wo habt ihr gesteckt?“, wollte er wissen. Aber er
wartete die Antwort gar nicht ab. „Schaut, was ich aus der Küche stibitzt habe!“ Er griff in das Bündel und hielt den Freunden etwas herrlich Duftendes unter die Nase.
„Mmh“, meinte Leon begeistert. „Honigkuchen!“ „Genau, und dazu gibt es Feigen!“, rief Ani und griff erneut in das Bündel. „Aber ich habe noch etwas mitgebracht!“ Nun zog er ein Brettspiel hervor. Während sie aßen, erklärte Ani die Regeln. Julian, Kim und Leon erkannten sofort, dass es sich um eine Art Damespiel handelte.
Ani zog die Spielsteine mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und gewann im Schein des Öllämpchens ein ums andere Mal. Dabei redete er unaufhörlich und machte Witze über Rechmire. Erst nach zwei Stunden erhob er sich und meinte: „Bei Amun, es ist schon spät. Zeit, dass auch ich mich hinlege. Schließlich ist morgen ein besonderer Tag!“
„So?“
„Ach, ihr armen Unwissenden von der Oase!“, lachte Ani. „Wisst ihr denn nicht, dass morgen das große Opet-Fest ist?“
Die Freunde zuckten mit den Schultern.
„An diesem Tag verlassen die Götter Amun, Month und Mut ihre Tempel und werden dem Volk gezeigt! Und auch die göttliche Hatschepsut wird zu sehen sein“, erklärte Ani strahlend. „Die Priester tragen die Barken der Götter zum Fluss. Und jeder darf zuschauen! Natürlich
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