Die Zeitdetektive 01 Verschworung in der Totenstadt
Zeichen.
Akrobaten und Musiker, die auf Sistren, Trommeln und Lauten spielten, folgten. Junge Tänzerinnen wiegten sich zu den schnellen Rhythmen. Am Ende der Prozession kam ein letzter Höhepunkt – Amun!
Die Menge wogte hin und her. Die Freunde hatten große Mühe, ihre guten Plätze zu verteidigen. Die goldene Statue kam auf sie zu. Die Gesichter der Priester waren ernst. Schweiß rann ihnen über die Stirn. Ein großer, schwerer Mann schob sich nach vorn und drängte Leon einfach zur Seite. Sein Protest verhallte ungehört. Leon brüllte nach Kim und Julian, doch sie hörten ihn nicht.
So ein Mist!, dachte er. Er wollte sich an seinen alten Platz zurückkämpfen, hatte aber keine Chance. Die Hände, sieh dir die Hände an, ermahnte er sich. Kim und Julian wirst du schon noch wieder finden.
Leon richtete seinen Blick wieder nach vorn und spähte hinter dem Rücken des Mannes hervor, der ihn abgedrängt hatte. Jetzt war die Statue auf Leons Höhe. Plötzlich erstarrte Leon. Einer der Priester, der die Barke trug, hatte eine Narbe auf dem rechten Handrücken! Leon schaute noch einmal genau hin. Ja, kein Zweifel: Da war die Narbe! Und was jetzt? Nervös zupfte er an seinem Ohr. Er musste zu seinen Freunden. Leon trat dem großen Mann, der ihn abgedrängt hatte, mit aller Kraft auf den Fuß. Der Trick hatte Erfolg! Der Mann stieß einen Fluch aus und hüpfte auf einem Bein herum. Jetzt konnte Leon sich an ihm vorbeimogeln und zu seinen Freunden gelangen.
„Habt ihr das auch gesehen?“, fragte Leon die beiden. „Klar, das ist unser Mann. Wir müssen an ihm dranbleiben!“, rief Kim.
Julian gab ihnen einen Wink. „Kein Problem! Schaut nur!“
Julian gab ihnen einen Wink. „Kein Problem! Schaut nur!“
Hinter der letzten Barke flutete das Volk auf den Weg und folgte dem Festzug. Julian, Kim und Leon schlossen sich an.
„Sollen wir nicht einfach die Soldaten verständigen?“, fragte Julian auf dem Weg zum Nil.
„Nein“, antwortete Kim. „Wir haben gegen den Priester nichts in der Hand! Wir brauchen Beweise!“
„Das sehe ich auch so“, meinte Leon. „Lasst ihn uns beobachten. Er hat bestimmt noch Helfer. Vielleicht führt er uns zu ihnen!“
„Na gut“, gab Julian klein bei. Ihm war nicht besonders wohl bei dem Gedanken, sich an die Fersen eines Mannes zu heften, der nichts unversucht ließ, Hatschepsut zu töten. Aber die Entscheidung war gefallen.
Im Grab
Die Prozession erreichte den Nil. Dort wurden die heiligen Barken mit den Göttern auf kleine Schiffe gestellt. Das schönste Boot war Amun vorbehalten. Es war über und über mit Gold und Edelsteinen verziert. Gefolgt von den Booten der Pilger glitten die Götter majestätisch flussaufwärts zum Tempel von Theben. Der Tross mit den Priestern, Soldaten, Akrobaten, Musikern, Tänzerinnen und der einfachen Bevölkerung folgte am Ufer.
Julian, Kim und Leon ließen den groß gewachsenen Mann mit der Narbe nicht aus den Augen. Gebete vor sich hin murmelnd schritt er den staubigen Weg entlang.
Der Mann war alt. Seine Haut wirkte ledern, aber er hatte den Gang eines jungen Kriegers, elastisch, fast federnd. Sein Blick war konzentriert nach vorne gerichtet. Zweifellos war er jemand, der sich durchzusetzen wusste. Niemand sprach mit ihm und auch er suchte keinen Kontakt zu anderen. Er blieb allein inmitten der Menge.
Immer wieder hielten die Thebaner an, um an den zahlreichen Altären, die entlang des Prozessionsweges aufgestellt worden waren, Opfer für die Götter darzubringen. In Höhe des Tempels ankerten die Barken auf dem Nil. Unter Trommelklängen wurden die Götter ans Ufer gebracht. Noch einmal hatte das Volk Gelegenheit, einen Blick auf sie zu werfen. Anschließend trugen die Priester die Statuen von Amun, Month und Mut in den Tempel, wo sie die nächsten 27 Tage bleiben würden. Nur die Barke mit Hatschepsut blieb vor den Tempelmauern.
„Mist, jetzt ist der Priester im Tempel verschwunden“, schimpfte Kim.
„Abwarten, vielleicht kommt er ja gleich wieder heraus“, antwortete Leon.
In diesem Moment ertönte erneut ein Trommelwirbel. Die Pharaonin erhob sich. Augenblicklich kehrte eine gespannte Stille ein. Die Herrin vom Nil ließ ihren kühlen Blick über die erwartungsvolle Menge schweifen. Der Anflug eines Lächelns umspielte Hatschepsuts Mund, als sie mit knappen Worten das Volk einlud, mit ihr zu Ehren Amuns weiterzufeiern. Großer Jubel brach aus, sobald die Pharaonin ihre Ansprache beendet und den Musikanten ein Zeichen gegeben
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