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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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das offene Meer starrte.
    »Gut geschlafen?«
    Simon suchte sich aus einem Korb mit Äpfeln einen besonders dicken, roten heraus. »Ja, danke. Und du?«
    Basrar blickte ihn über die Schulter hinweg an. »Hast du nachgedacht? Hast du inzwischen einen Plan?«
    »Vielleicht. Möglicherweise eine erste Idee.«
    »Das ist gut.« Basrar musterte Simon vom Kopf bis zum Fuß, ähnlich wie Nin-Si den Neuankömmling begutachtet hatte, als sie sich alle zum ersten Mal begegnet waren. »Ich denke, ich habe dich falsch eingeschätzt«, murmelte Basrar. »Ich dachte nicht, dass du so viel Mut hast. Und so viel Köpfchen.«
    »Na ja, das mit dem Köpfchen muss ich wohl erst noch beweisen, oder?«
    Basrar lachte kurz. »Ja, beweise es.«
    Simon wurde schnell wieder ernst. »Hast du je darüber nachgedacht, warum du der Erste auf diesem Schiff warst?«
    »Nicht bis gestern. Doch nach unserem Gespräch hat mich letzte Nacht genau dieser Gedanke um den Schlaf gebracht.«
    »Und? Hast du eine Vermutung?«
    »Ich denke schon.« Basrar biss genüsslich von seinem Apfel ab.
    Anscheinend wollte der Karthager die Spannung ein wenig steigern, dachte Simon grinsend, und er ließ ihm seinen Spaß.
    »Du musst wissen«, erklärte Basrar, »wir Karthager gelten als die geschicktesten Seefahrer überhaupt. Zumindest in meiner Zeit war das so. Karthago ist …«, er stockte und korrigierte sich hastig, »… oder war zumindest eine reiche Stadt, und der Hauptgrund dafür war, dass wir sehr erfolgreich Handel über die Meere hinweg betrieben. Wir hatten riesige Schiffe, manchmal mit bis zu hundert Ruderern an Bord. Unsere Schiffe waren schnell und wendig, und wir Karthager sind ziemlich gut darin, ein Schiff zu navigieren, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Und deshalb …«
    »… und deshalb war ich vielleicht der Erste auf dem Seelensammler. Der Schattengreifer brauchte jemanden, der sich auskannte. Jemanden, der sich traute, dieses Schiff zu steuern. Und deshalb suchte er sich einen Karthager.«
    »Das klingt überzeugend«, stimmte Simon ihm zu.
    »Ich bin mir sicher, dass es so ist. Es ist die einzige Erklärung, die mir einfällt.« Basrar warf den Rest seines Apfels über Bord. »Und – hast du nun einen Plan?«
    Simon nickte. »Ja, schon. Aber es könnte gefährlich werden. Und ich weiß auch nicht, ob es uns gelingen wird, euch zu befreien. Trotzdem, wir sollten den Kampf aufnehmen.«
    Basrar ballte seine Hände zu Fäusten. »Kampf? Das klingt gut.«
    »Das bedeutet aber, dass wir gegen den Schattengreifer antreten müssen!« Simon sah Basrar fragend an.
    Doch der war sofort einverstanden: »Lieber jetzt als irgendwann.«
    »Dann lass uns die anderen zusammenrufen. Ich erkläre euch meinen Plan.«
    Basrar war jetzt nicht mehr zu halten. Er rannte zu den Zeitenkriegern und bat sie alle zur Mitte des Schiffs. Alle, bis auf den australischen Jungen, der selbst jetzt noch schlafend auf seiner Decke lag.
    »Dieser Schlaf kann Tage dauern«, erklärte Nin-Si, als Simon sich mit fragender Miene näherte. »Wir nennen es die Anpassungsphase. Jeder von uns hat diese Phase durchlaufen. Oh …« Sie blickte an Simon herab. »Fast jeder von uns.«
    Im Halbkreis setzten sie sich auf das Deck, und Simon erläuterte ihnen seinen Plan, den er erst vor wenigen Augenblicken erdacht hatte. Natürlich war ihm bewusst, in welch gefährliche Lage er sich und die Zeitenkrieger bringen würde. Vielleicht war es sogar lebensgefährlich – für sie alle. Doch was hatte seine Anwesenheit hier auf dem Schiff sonst für einen Sinn!
    Er vergewisserte sich, dass sich die Krähen alle außer Hörweite befanden, und begann, mit leiser Stimme seine Idee zu erläutern: »Wir kennen den Plan des Schattengreifers nicht«, sagte er. »Doch jemand, der Menschen entführt, kann nichts Gutes im Schilde führen.«
    Die Zeitenkrieger nickten heftig.
    »Wir müssen also seine Pläne vereiteln. Und das geschieht am besten dadurch, dass wir euch von Bord bekommen. Dennwas immer er auch plant, ihr seid der Schlüssel zu seinem großen Vorhaben. Sollte es uns also gelingen, dass ihr das Schiff verlassen könnt, dann schlagen wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Wir durchkreuzen seine Pläne und wahrscheinlich kommt ihr sogar zu euren Familien zurück.«
    »Das – das wird ihm nicht gefallen«, widersprach Nin-Si und sah die anderen besorgt an. »Der Schattengreifer wird das nicht zulassen.«
    »Ich weiß. Es ist riskant«, erwiderte Simon beinahe entschuldigend. »Die

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