Die Zeitensegler
Entscheidung liegt bei euch: Wollt ihr weiter willenlos abwarten, was passiert, oder wollt ihr handeln und in eure Zeit zurückkehren?«
Basrar brauchte nicht lange nachzudenken. »Was sollen wir sonst tun?«, stieß er hervor. »Natürlich nehmen wir den Kampf auf, oder?«
»Jawohl, Kampf!«, brüllten die anderen mit entschlossenen Gesichtern.
Nur Nin-Si reagierte anders, sie vergrub ihr Gesicht hinter ihren Händen und sagte: »Er wird uns seinen Zorn spüren lassen. Ihr wisst, wie mächtig er ist. Er verfügt über Zauberkräfte, gegen die wir nichts ausrichten können. Es wäre ein ungleicher Kampf.«
»Hast du jemals von Hannibal gehört?«, warf Basrar ein. »Er kam aus meinem Land, aus meiner Stadt. Er hat es geschafft, die Übermacht der Römer zu bezwingen. Er hat sie das Fürchten gelehrt.« Basrar holte tief Luft und rief dann: »Lasst uns Hannibal nacheifern!«
»Genau!«, rief Salomon begeistert. »Wie bei David und Goliath. Auch David hatte nicht gezögert.«
Nin-Si schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht …«
»Genug geredet!«, fuhr Basrar dazwischen. »Fünf von uns sind für Kampf und nur eine ist dagegen. Also, sag uns endlich, wie dein Plan aussieht, Simon!«
Und so erläuterte Simon mit einem letzten entschuldigenden Blick auf die eingeschüchterte Nin-Si den übrigen Zeitenkriegern sein Vorhaben.
Er war bereit. Bereit, gemeinsam mit den Zeitenkriegern den Kampf gegen den mächtigen Schattengreifer aufzunehmen.
Schon kurz darauf begann auf dem Schiff ein hektisches Treiben. Neferti und Salomon kletterten die Wanten zu den Schiffsmasten hinauf, um die Segel zu setzen, während Simon Basrar und Moon half, die Zeitmaschine wieder aus der Luke heraufzuholen.
Die Krähen an den Mastspitzen umflogen neugierig ihre Köpfe. Alle, bis auf die kleinere Krähe. Sie saß auf der Spitze des hinteren Mastes und beobachtete von dort das Geschehen.
Simon versuchte, die Vögel zu ignorieren.
Auch Basrar konzentrierte sich auf das, was seine Hände taten, und zwang sich, nicht nach oben zu sehen. »Wir müssen uns beeilen«, sagte er leise. »Wenn sie verstehen, was wir hier tun, werden sie ihn benachrichtigen.«
Schon war die Kompasskralle der Zeitmaschine zu sehen. Das Schiff vibrierte. Die Stöße, die von dem Herz ausgingen, wurden heftiger, die Abstände zwischen den Schlägen kürzer. Die Maschine machte sich bereit.
Endlich klickte das letzte Zahnrad ein und die Maschine stand in ihrer ganzen Pracht vor ihnen.
Simon vertäute das Seil. »Weißt du, wie die Maschine genau funktioniert?«, fragte er.
Neferti stellte sich an seine Seite. »Der Schattengreifer hat es mir einmal erklärt«, sagte sie. »Aber ich habe es nicht verstanden. Was er sagte, war, dass alle Zeiten und Epochen ineinandermünden. Er meinte, ich solle mir das wie eine große Spirale vorstellen, die keinen Anfang und kein Ende hat. Die besondere Kunst ist es, sich in dieser Spirale vor- und zurückzubewegen.« Sie verzog das Gesicht. »Das war etwa das, was er mir gesagt hatte. Aber das wird dir nicht weiterhelfen, oder doch?«
Simon versuchte, sich diese Spirale bildhaft vorzustellen. Kein Anfang und kein Ende. Ein anderes Bild kam ihm in den Sinn. Eine Illustration, die er zu Hause jeden Morgen beim Frühstück sah. Auf der Tube mit der Frühstücksschokolade, die er so liebte, hielt ein Junge diese Schokoladentube in der Hand. Und auf dessen Tube war wiederum das Bild, wie er die Tube in der Hand hält, und darauf das Bild, wie er die Schokoladentube hält, auf der das Bild ist, wie er … Kein Ende.
Unendlichkeit.
Bilder, die ineinandergreifen. Zeiten, die ineinander übergehen.
Und der Trick war anscheinend, sich darin zu bewegen.
»Doch, Neferti«, sagte Simon. »Ich glaube, ich verstehe.«
Die Ägypterin sah ihn erstaunt an. »Wirklich? Du hast etwas von dem verstanden?«
Simon lächelte ihr zu. »Man muss es nur mit Schokolade vergleichen«, kicherte er und genoss Nefertis völlig verwirrten Blick.
Simon stellte sich wieder an die Maschine. »Basrar, zeigst du mir, wie sie bedient wird?«
Basrar trat nun ebenfalls an den Tisch. Auch ihm war anzusehen, wie sehr ihn die Zeitmaschine faszinierte. Er zeigte aufdie Mulden, die rund um die Glaskugel mit dem pochenden Herz in den Tisch eingelassen waren.
»Wir legen unsere Hände in diese Mulden«, erklärte der Karthager. »Was immer um uns herum geschieht, können wir zwar beobachten, doch es ist kein Teil von uns.«
»Gilt das auch für den Sturm?«,
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