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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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an. »Wisst ihr nun wieder, wem ihr euer Leben verdankt?«
    Der Vordermast ächzte und knarrte unter der Macht des Feuers, das an ihm nagte. Er schwankte. Und schließlich verlor er seinen Halt. Er neigte sich vor, in Richtung Bug, und landete krachend auf dem Krähenkopf. Sofort machten sich die Flammen auch über die Figur her.
    Der Schattengreifer besah sich sein Werk, dann rief er seine Krähe wieder zu sich zurück und ließ sie auf seinem Arm sitzen. Mit ihr trat er an den Bug und ohne ein weiteres Wort oder eine weitere Geste trat er in die Flammen und war verschwunden.
    Das Feuer auf dem Schiff bäumte sich fauchend auf. Es griff sich jetzt das gesamte Schiff. Ein Ring aus lodernden Flammen schloss sich um die Zeitenkrieger und um Simon, wurde enger und enger. Die Jugendlichen warfen sich auf das Deck und schlossen in Todesangst die Augen. Simon hörte Nin-Si aufschreien.
    Doch plötzlich war Ruhe.
    Völlige Stille.
    Simon war der Erste, der sich regte. Er öffnete die Augen und blickte sich um.
    Der Seelensammler lag ruhig auf dem Meer und alles war so wie vor dem Eintreffen des Schattengreifers. Beide Masten standen aufrecht auf Deck, die Kajüte und die Treppe waren unversehrt. Selbst der Brandgeruch war verschwunden.
    Der Schattengreifer hatte sie seine Macht spüren lassen. Und dieses Mal war er wohl noch gnädig zu ihnen gewesen.

Völlig entkräftet erreichte er seine Hallen.
Die Krähe stieß sich von seiner Schulter ab und flog ihm voraus.
Doch es war ihm nicht möglich, ihr zu folgen.
Eine Erschöpfung dieser Dimension hatte er bisher noch nie erleben müssen.
Nur unter größter Anstrengung war es ihm möglich, seine Beine zu bewegen. Jeder Schritt glich einer Strapaze.
Mühsam schleppte er sich voran.
Seine Regenerationszeit war unterbrochen worden.
Er hatte sich von den Mühen seiner letzten Zeitreise noch nicht erholt und nun hatte er abermals aufbrechen müssen.
Viel zu früh.
Die Demonstration seiner Macht hatte ihn schließlich die letzten Kraftreserven gekostet.
Wieder einmal bekam er zu spüren, wie wichtig diese Erholungszeiten für ihn waren – überlebenswichtig.
Er stöhnte auf und ergab sich seiner Schwäche.
Der Länge nach fiel er auf den harten, kalten Boden.
Zitternd verharrte er in dieser Position.
All das wird bald ein Ende haben, dachte er noch.
Wenn sein Ziel erreicht war. Und wenn die Zeitenkrieger seine Warnung verstanden hatten.
Die Krähe, die ihm mitfühlend zur Seite geflogen kam, bemerkte er schon nicht mehr.
Er hatte das Bewusstsein verloren.

Ein gellender Schrei ließ die Zeitenkrieger und Simon erschrocken herumfahren. Sofort folgte ein weiterer.
    Sie alle waren noch ganz verängstigt, und erst langsam wurde ihnen bewusst, was geschehen war. Und dass sie noch am Leben waren.
    Nun wandten sich alle zum Bug um, aus dessen Richtung die Schreie kamen.
    Es war der Aborigine, der blindwütig um sich schlug und dabei kreischende Schreie von sich gab, wie in den ersten Stunden seiner Ankunft auf dem Seelensammler. Alles an ihm drückte unbändige Angst und schiere Verzweiflung aus. Er warf sich von einer Seite auf die andere und schlug dabei wieder und wieder mit dem Kopf auf.
    »Er verliert den Verstand!« Nin-Si, die ihm am nächsten saß, berührte ihn vorsichtig, doch das steigerte die Angst des Australiers nur noch mehr.
    »Können wir denn nichts für ihn tun?«, fragte Nin-Si und sah ihre Freunde flehend an.
    Die anderen eilten herbei, wollten dem Jungen helfen, doch angesichts seiner puren Verzweiflung fühlten sie sich völlig hilflos.
    Endlich wurde das Schreien leiser und der Junge beruhigte sich. Sein Körper bäumte sich noch einmal auf, dann verstummte er ganz. Er legte sich zur Seite, rollte sich zusammen und verharrte reglos. Einzig sein rasender Atem zeugte davon, dass noch Leben in ihm steckte.
    »Das alles ist zu viel für ihn!«, rief Nin-Si. »Es ist ja zu viel für alle von uns. Doch gerade er …«
    »Wie soll er verstehen, was um ihn herum geschieht?«, gab auch Simon zu bedenken. Andererseits … Beinahe beneidete erden Aborigine darum, wie er sich alle Wut und alle Verzweiflung aus seinem Körper gebrüllt hatte. Simon war es, seit er dieses Schiff betreten hatte, ebenfalls mehrmals danach gewesen, einfach loszuschreien.
    »Worüber denkst du nach?« Moon unterbrach Simons Gedanken.
    »Über ihn«, war die Antwort. »Über uns.«
    Nin-Si sprang auf. »Das solltest du auch: über uns nachdenken!«, fauchte sie Simon wütend an. »Sieh nur, was wir

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