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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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es gewagt. Sie hatten seine Warnung ignoriert.
Sie waren wieder unterwegs. Mit seinem Schiff.
Und er war machtlos dagegen.
Machtlos.
Und kraftlos.
Die Mischung aus Schwäche und Enttäuschung raubte ihm beinahe die letzte Lebenskraft.
Er musste sich geschlagen geben.
Zunächst.
Geschlagen geben, bevor er zurückschlagen konnte.
Und das würde er.
Mit aller Macht.
Mit aller Magie.
Mit aller Strenge.

Die Kette rasselte. Laut klatschend schlug der Anker des Seelensammlers in das Wasser ein und schon wenige Augenblicke später geriet die Kette unter Spannung und der Seelensammler verlor knarrend den letzten Rest an Fahrt.
    Noch etwas benommen von den Strapazen ihrer Zeitreise, aber bereits ungeduldig und voller Tatendrang, trafen sie ihre Vorbereitungen. Die Segel wurden geborgen, die Zeitmaschine im Rumpf des Schiffes versenkt. Simon strich noch mit einer Hand über das Glas der Sanduhr, bevor die Maschine im Deck versank. Lautlos rieselte bereits der rote Sand durch das Stundenglas in der Mitte des Apparates. Der Tag war gerade erst angebrochen. Doch ihre Zeit hier in Australien lief schon ab.
    Simon rannte auf das Kajütdach, um einen Blick auf die australische Küste zu werfen. Er ließ seinen Blick wieder über den hellen Sandstrand gleiten, über die Bäume des Dschungels, das klare Wasser des Meeres, die Einfahrt zur Bucht, bis hin zur »HMS Sirius«. Wie bei seinem ersten Besuch hier lag das beeindruckende Segelschiff wieder einige Hundert Meter von ihnen entfernt vor Anker, hinter dem Bug des Seelensammlers.
    Mit Grauen dachte Simon an die britischen Seeleute zurück, und seine Augen suchten die Stelle zwischen sich und der Sirius, an der die Männer ins Meer gezogen worden waren, in den Strudel hinein, der durch die schwarze Magie des Schattengreifers zu ihrem Grab geworden war.
    »Bist du so weit?« Moons vertraute Stimme holte Simon wieder in die Gegenwart zurück. Oder besser gesagt in das, was sich in diesem Augenblick als ihre Gegenwart darstellte: Australien im Jahr 1788.
    »Ich komme«, rief Simon und schon sprang er die Stufen der Treppe hinab. »Bin bereit!«
    »Weißt du, was uns hier erwartet?«, erkundigte sich Neferti neugierig. Sie stand neben Moon, Salomon und Nin-Si auf Deck und sie alle wirkten nervös. »Du sagtest, dass du dich ein wenig auskennst in dieser Epoche.«
    Simon schaute zum Bug, dorthin, wo sich der Aborigine am liebsten aufgehalten hatte. Nun jedoch war sein Platz leer.
    Simon nickte. »Ja, schon …«, er zögerte. »Ich habe schon viel über diese Zeit gelesen und von meinem Vater gehört. Aber so gut wie ihr kenne ich diese Zeit bestimmt nicht. Ihr seid ja selbst dort gewesen.«
    Neferti wurde verlegen. »Weißt du, wir kennen uns hier gar nicht aus«, gab sie zu. »Wir – wir wissen von den Epochen, die wir besuchen, immer nur das, was der Schattengreifer uns sehen lässt. Und das ist nicht viel.«
    »Er führt uns stets an den Geschehnissen vorbei«, ergänzte Nin-Si. »Einzig, wie er seine neuen Zeitenkrieger zu sich nimmt, können wir beobachten. Er spricht nie über das, was uns umgibt, und er zeigt uns auch nichts weiter.«
    »So wichtig sind wir ihm wohl doch nicht«, fügte Salomon bitter hinzu. »Er sieht uns nicht als Menschen. Wir sind nur seine Werkzeuge.«
    »Seine Werkzeuge«, wiederholte Simon flüsternd. Ihm wäre dieser Vergleich nicht eingefallen, aber der Begriff ließ einiges in einem anderen Licht erscheinen. Wenn die Zeitenkrieger und vielleicht auch nur der Seelensammler lediglich wie Werkzeuge für den Schattengreifer waren, um seinen Plan in die Tat umsetzen zu können, worin mochte dann wohl der wirkliche Plan bestehen?
    Ging es um Macht? Ging es um Rache?
    Um Reichtum?
    Wieder riss moon ihn aus seinen Gedanken: »Willst du uns verraten, was du über diese Zeit weißt?«
    »Was? Ach so, ja natürlich, entschuldige. Wir befinden uns gerade in dem Zeitraum, in dem die ersten Siedler aus England diesen Kontinent für sich erobern. Nachdem James Cook Australien für die Europäer entdeckt hatte, führte die ‚HMS Sirius‘ zehn Schiffe hierher. An Bord befinden sich etwa eintausend menschen, und das Ungewöhnliche: Es sind vor allem Sträflinge aus Großbritannien und deren Bewacher. Die Gefangenen sollen hierher verlegt werden, weil sie in ihrer Heimat niemand mehr haben will. Sie sollen versuchen …«
    »Entschuldige«, unterbrach ihn Salomon mit verblüffter miene. »Aber … heißt das, wir haben es hier mit Verbrechern zu tun?«
    »Und deren

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