Die Zeitensegler

sollen wir denn dort reinkommen, in die Siedlung?«, fragte Salomon mit Blick auf die umstehenden Wachen.
    Simon blickte erst an ihm, dann an sich herunter. »Einfach reinmarschieren geht wohl nicht. Mit unserer Kleidung würden wir wieder einmal nur auffallen.« Er deutete hinter sich zur Bucht. »Komm mal mit, vielleicht haben wir Glück!«
    Sie liefen den Versorgungspfad der Siedler wieder zurück. Am Ufer sah sich Simon nach allen Seiten um und kicherte plötzlich los. »Dachte ich mir’s doch!«
    Wieder rannte er los, während Salomon ihm nur verständnislos folgte. »Was hast du denn entdeckt?«
    Hinter einem umgestürzten Baum duckte sich Simon und zog den verdutzten Salomon zu sich in das Versteck.
    »Was …?«
    Aber Simon brauchte nur zum Strand zu nicken und Salomon verstand augenblicklich: Eine Frau kniete im Sand und wusch im Wasser der Bucht ihre Wäsche. Hinter ihr hatte sich ein Soldat postiert.
    Salomon blickte auf den prall gefüllten Wäschekorb. »Und wie sollen wir da jetzt drankommen?«
    »Mit dem ältesten Trick der Welt.« Simon lächelte geheimnisvoll. »Bleib du hier und behalte die Frau und den Korb im Auge. Und wenn der Augenblick günstig ist, greifst du zu.«
    »Ich verstehe nicht ganz …«
    »Warte einfach ab, was geschieht«, entgegnete Simon. In geduckter Haltung schlich er aus ihrem Versteck. Vorsichtig näherte er sich dem Soldaten, der sich mit gelangweilter Miene auf sein Gewehr stützte und der Frau beim Waschen zusah. Simon zog unter einem Gebüsch einen dicken, kurzen Ast hervor, stellte sich so weit auf, wie es möglich war, und warf den Stock in hohem Bogen von sich fort. Es raschelte laut zwischen den Bäumen.
    Der Soldat reagierte sofort und riss seine Waffe in die Höhe. »Ist da jemand?«, rief er, das Gewehr im Anschlag.
    Auch das Interesse der Frau war nun geweckt. Sie stand auf und kam auf den Soldaten zu. »Kommt jemand?«
    »Mir war gerade, als ob …« Er trat ein paar Schritte zwischen die Bäume. Die Frau folgte ihm und blickte sich ebenfalls suchend um.
    Salomon nutzte diesen Augenblick, sauste flink hinter dem schützenden Baum hervor und hinüber zu dem Wäschekorb. Er zog einige Kleidungsstücke heraus und rannte damit in sein Versteck zurück.
    Simon triumphierte innerlich. Wieder einmal hatte sich sein Wissen aus all den Abenteuerbüchern, die er bisher gelesen hatte, bezahlt gemacht! Und dieser uralte Steintrick bewährte sich einfach immer.
    Der Soldat und die Frau warteten noch eine Weile ab und starrten angespannt zwischen die Bäume, bis der Soldat schließlich aufgab. »War vielleicht nur ein Tier«, beruhigte er die Frau.
    »Möglich«, gab sie zur Antwort und ging wieder ans Ufer der Bucht, um ihre Arbeit aufzunehmen. Auch der Soldat postierte sich ähnlich wie zuvor. Dieses Mal stützte er lediglich die andere Seite seines Körpers auf das Gewehr. Simon und sein Freund rannten unterdessen gemeinsam davon.
    »Und?«
    »Ein Hemd, eine Hose und ein Bettlaken mit Löchern«, beklagte sich Salomon.
    Doch Simon war begeistert: »Na, das ist doch perfekt! Zeig her!«
    Minuten später spazierten sie auf die Siedlung zu. Simon hatte sich das Hemd angezogen. Es war ihm etwas zu groß, doch nachdem er die Ärmel umgeschlagen und die Enden des Hemdes vor dem Bauch eng verknotet hatte, fiel das gar nicht mehr auf. Auch die Hose war ihm zu lang, aber er hatte sie an den Beinen hochgekrempelt.
    Salomon konnte sein weißes Hemd und die Weste gleich anbehalten. Nur die Hose war für diese Gegend zu fein gewesen. Also hatten sie diese kurzerhand an den Beinen eingerissen und sie ordentlich im nassen Sand gewälzt.
    Nur mit dem Bettlaken hatten sie nichts anzufangen gewusst und so hatten sie es einfach ins Boot geworfen.
    Die beiden Jungs, die sich nun der australischen Siedlung näherten, sahen aus wie zwei Freunde, die gerade vom Angeln zurückkamen.
    Sie näherten sich dem ersten Soldaten. »Na Bürschlein, nichts zu tun?«, ulkte dieser.
    »Ah – nö!«, gab Simon knapp zur Antwort.
    »Dann rennt hier nicht rum wie die Karnickel«, maulte die Wache. »Wie oft muss man euch noch sagen, dass die Wälder gefährlich sind und ihr nicht alleine durch die Gegend laufen sollt? Tut lieber was! Seht doch nur mal dort vorn. Die Leute könnten bestimmt etwas Hilfe gebrauchen.« Er wies auf eine Gruppe von fünf Männern, die dabei waren, Baumstämme passend zuzuschneiden. »Los, macht euch an die Arbeit!«
    Simon und Salomon nickten. Sie waren dem Soldaten dankbar für