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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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hielten.
    Schließlich unterbrach der Mann seinen Marsch. Er baute sich vor den Gefangenen auf, steckte die Pistole in seinen Gürtel, ballte beide Hände zu Fäusten und donnerte sie zeitgleich beiden in den Bauch.
    Simon schrie auf. Salomon stürzte vornüber in den Sand.
    »Wenn ihr meint, dass wir es euch leicht machen, indem wir euch so einfach erschießen, dann habt ihr euch leider getäuscht. Dies hier wird eine lange Nacht für euch beide.«
    Bei allem Schmerz, der Simon durch die Glieder fuhr, musste er grinsen. So etwas hatte er doch gerade erst erlebt. Die Sprüche dieses Siedlers glichen denen des Legionärs vor Karthago beinahe auf den Buchstaben genau. Hatten sich die Verbrecher im Laufe der Jahrhunderte denn überhaupt nicht weiterentwickelt?
    »Was gibt es da zu grinsen?« Dem Faustschlag folgte ein Tritt in Simons Magen. Es fühlte sich an, als würde sein Körper gesprengt, denn nun machten sich auch die Verletzungen an seinen Rippen wieder bemerkbar – schmerzhafter als zuvor.
    »Wenn du das hier lustig findest, dann warte erst mal ab, wie wir morgen früh lachen werden!«
    »Hey, langsam«, mahnte der Mann ohne Hemd. Er hatte wohl inzwischen seine Meinung geändert, denn nun versuchte er nicht mehr, den Anführer von seinem Vorhaben abzubringen. Stattdessen setzte er hämisch grinsend hinzu: »Lass uns auch noch was übrig. Wenn du sie jetzt schon zu Tode schlägst, haben wir ja nichts mehr von ihnen.«
    »Oh, keine Sorge. Es werden alle an die Reihe kommen. Glaub mir, diese zwei …«
    Er stockte.
    Simon blickte aus seiner gebückten Haltung zu ihm hoch und stellte überrascht fest, dass der Mann mit offenem Mund in Richtung Wald starrte. Auch die anderen Männer standen wie versteinert da. Simon und Salomon standen mühsam auf und wandten sich gleichfalls um: Hinter ihnen schien der Wald zu verschwimmen. Denn dort, wo die beiden Freunde standen,flimmerte die Luft. Erst war es nur eine handtellergroße Fläche, doch schnell wurden daraus riesige Kreise, die sich schneller und schneller drehten.
    Die Kreise rotierten jetzt in rasender Geschwindigkeit und schienen das Licht um sich herum aufzusaugen. Aus ihrer Mitte heraus wurde es schwarz, und wie in einer Spirale füllte das Schwarz schnell die beiden Kreise völlig aus, bis sie sich verformten. Sie wurden schmäler, ellipsengleich. Allmählich formte sich ein Bild. Augen entstanden. Riesige Augen, die an die Augen einer Katze erinnerten.
    »Was zum Teufel …!« Es war wieder der Anführer, der sich als Erster von seinem Schrecken erholte. Er zog seine Pistole aus dem Gürtel und schoss auf die Erscheinung. Mehrmals. Doch er bewirkte nichts.
    In der Mitte der riesigen Augen entstand ein weißer Punkt. Sehr klein zunächst, doch ähnlich wie die Kreise vorher, vergrößerte sich der Punkt sehr rasch, und man erkannte zwei Hände. Lange, spindeldürre Finger bewegten sich daran. Die Hände wurden größer und schließlich griffen sie aus den Augen heraus nach Simon und nach Salomon. Vor den Augen der verblüfften Siedler wurden die beiden Jungen gepackt und in die Augen gezogen.
    Der Anführer schoss noch einmal, dann war sein Magazin leer.
    Die Augen verformten sich wieder zu Ellipsen, die Ellipsen zu Kreisen, und die Kreise verblassten augenblicklich, bis sie völlig verschwunden waren.
    »Heilige Mutter Gottes!«, brachte ein Siedler hervor.
    Die Männer standen noch eine ganze Weile da und starrten auf die Stelle, an der die Jungs verschwunden waren.

Im Reich der Schatten
I M R EICH DER S CHATTEN

Der Schattengreifer fiel der Länge nach auf die Planken. Mitten auf dem Deck des Seelensammlers brach er zusammen.
    Die Zeitenkrieger schreckten zurück und blickten unsicher auf ihn herab. Keinesfalls wollten sie ihn berühren. Doch gleichzeitig wollten sie ihn auch nicht so liegen lassen.
    »Wir müssen doch etwas für ihn tun«, rief Neferti aus.
    Jetzt erst erkannte sie, dass der Schattengreifer nicht allein gekommen war. Mit einem Schrei der Erleichterung rannte sie auf Simon und Salomon zu und warf sich Simon in die Arme. »Ihr seid am Leben!«
    Nin-Si drückte Salomon an sich. »Wir hatten solche Angst!«
    Auch Moon kam dazu. »Wie schön, euch wieder hier zu haben.« Er strahlte über das ganze Gesicht.
    Doch die freudige Stimmung wurde schnell von Unsicherheit und der Sorge um den Schattengreifer verdrängt.
    »Was sollen wir denn nun tun?«, fragte Neferti noch einmal.
    Alle Augen richteten sich auf den Schattengreifer, der noch immer

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