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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Abstand vor der Kaiserin stehen und verneigten sich tief.
    »Genug davon, wir haben uns um weitaus wichtigere Dinge zu kümmern als um die Einhaltung des Protokolls«, sagte Krista ungeduldig. »Ich freue mich, dass sowohl Ihr, Papst Hosius«, sie blickte den älteren der beiden Männer an, »als auch Ihr, Episcopus Magnus Gunther, hierher gekommen seid.«
    Hosius, Bischof von Rom, oberster Geistlicher der Nicaeischen Kirche im Weströmischen Reich antwortete: »Imperatrix, es ist mir eine Ehre, von Euch gerufen worden zu sein.« Und Großbischof Gunther, das Haupt der Arianischen Kirche, schloss sich diesen Worten an.
    »Ob ihr es wirklich noch als Ehre empfindet, wenn Ihr die Sisyphosaufgabe erfahrt, deretwegen Ihr hier seid, wird sich zeigen«, entgegnete Krista. »Ich benötige Eure Unterstützung, um das Volk von Rom, um das ganze Reich wieder zur Vernunft bringen zu können. Den Präfekten Marcellus Sator kennt Ihr gewiss bereits, er ist mein Berater, solange ich anstelle meines Gemahls die Regentschaft ausübe.«
    Die Männer begrüßten sich kurz, dann forderte Krista sie auf, am großen Tisch Platz zu nehmen. Die Bischöfe legten ihre Mäntel ab, unter denen sie in ihre Amtstrachten gekleidet waren. Die Gewänder beider Kirchenmänner waren sich recht ähnlich, über einer weißen tunica dalmatica mit dunkel abgesetzten Zierborten an den weiten Ärmeln trugen sie eine rote, goldumsäumte casula. Nur die gestickten Kreuzessymbole, welche den Überwurf des Papstes zierten, fehlten am Ornat des Arianers.
    Als alle sich gesetzt hatten, sprach die Kaiserin: »Ich weiß sehr wohl, dass zwischen den beiden Kirchen des Imperiums nicht in allen Fragen Einvernehmen herrscht. Aber ich weiß auch, dass Ihr Euch nicht als Feinde gegenübersteht. Sollte ich mich darin irren, sagt es mir.«
    Die zwei Bischöfe zögerten einen Moment, als wollten sie abwarten, wer von ihnen als Erster zu einer Antwort ansetzen würde.
    Dann schließlich sprach Gunther.
    »Ihr irrt Euch nicht. Die Menschen, die sich jetzt gegenseitig verdammen und bekämpfen, tun dies ohne unsere Billigung. Weder hat in den vergangenen Wochen ein arianischer Bischof oder Diakon die Stimme wider die Nicaeer erhoben noch ist dies umgekehrt geschehen. Im Gegenteil, die meisten verurteilen die Gewalttaten und Verleumdungen auf das Schärfste. Doch ihre Worte verhallen ungehört.«
    »Ich muss dem leider beipflichten«, fügte Hosius hinzu. »Und ich denke, die Geistlichkeit beider Kirchen trägt große Schuld an diesen Vorgängen, denn wir haben schwere Fehler gemacht, ohne uns dessen bewusst gewesen zu sein. Wir haben unseren Gläubigen stets nur abverlangt, die Angehörigen des anderen Glaubens zu akzeptieren. Dabei wäre es unsere Aufgabe gewesen, Verständnis zu stiften. So konnte es dazu kommen, dass bei allen vordergründigen Gemeinsamkeiten das Trennende durch das tägliche Zusammenleben nur überdeckt wurde.«
    »Damit seid Ihr nicht alleine«, bemerkte Marcellus Sator. »Der Staat trägt mindestens ebenso viel Verantwortung. Seit den Tagen Rufus’ I. wurde geradezu krampfhaft versucht, stets die Balance zwischen Arianern und Lateinern zu wahren, immer für einen Ausgleich zu sorgen. Doch das Ergebnis war nicht etwa, dass beide Seiten sich gleichberechtigt fühlten. Das mag oberflächlich so gewesen sein, doch der ständige Kampf um die Erhaltung des Gleichgewichts hat vielen das Gefühl vermittelt, die Rechte der eigenen Gemeinschaft seien ständig durch die andere gefährdet. So konnte sich in drei Jahrhunderten schleichend der Eindruck gefährlicher Konkurrenz in den Köpfen festsetzen.«
    Er atmete tief durch, um seine Kraft für die unangenehme Schlussfolgerung zu sammeln, das Eingeständnis des Versagens einer Verwaltung, deren Spitze er angehörte. »Statt zu vereinen, haben wir gespalten, die Distanz nur vergrößert. Unsere wirkliche Aufgabe wäre es gewesen, dafür zu sorgen, dass sich Lateiner und Arianer mit aller Selbstverständlichkeit ohne jeden Unterschied als Bürger des Imperiums verstehen, sodass die Glaubenszugehörigkeit außerhalb der Kirchen ihre Bedeutung verloren hätte. Dadurch aber, dass wir sie immer als getrennte Gruppen behandelt haben, blieb die Trennung bestehen. Und Gleichheit, die alleine auf Vorschriften beruht, ist brüchig. Selbst ich habe das erst jetzt erkannt, doch wir alle haben wohl die Toleranzpolitik des Imperiums, auf die wir so unglaublich stolz waren, in zu rosigen Farben gesehen. Die Franken als

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