Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition)
«rumänische Zigeuner» oder «kriminelle Polen». Er ist der Meinung, dass in Deutschland «kriminellen Asylbetrügern mehr Herzenswärme entgegengebracht wird als den eigenen deutschen Volksgenossen». Krause schlägt vor, dass verurteilte Ausländer «harte Arbeit zum Wohle der deutschen Gemeinschaft» leisten sollen. Er könne sich die Bereiche «Straßenbau, Wegebau auf dem Lande, Arbeit in den Forsten, Gräben- und Kanalbau und Ähnliches» gut vorstellen.
Der CDU-Politiker versucht mit seiner Denkschrift, eine Brücke zwischen den konservativen und den rechtsextremen Parteien zu schlagen. «Die rechtskonservativen Parteien NPD, Republikaner, DVU und die Deutsche Liga sind in ihren Programmen im Wesentlichen verfassungskonform. In bestimmten Punkten gehen sie in der Frage der Abstimmungen mehr auf die Verfassung ein als die etablierten Parteien. Die rechtskonservativen, von der linken Presse-Mafia als rechtsextrem verunglimpften Parteien müssten sich vereinigen und durch einen großen Zustrom mutiger, aktiver, sauberer, national gesinnter Deutscher in Stadt und Land aufgefüllt werden und programmatisch in der täglichen Politik ausgestaltet werden», schreibt er.
In Berlin sagt der Fraktionsvorsitzende der CDU im Abgeordnetenhaus, Klaus Landowsky: «Es ist auch viel Abschaum an Kriminalität in die Stadt gekommen, von China, über Russland, Rumänien und so weiter, meine Damen und Herren. Ich bin auch dankbar, dass der Senat jetzt intensiv gegen die Verslumung Berlins vorgeht: gegen Sprayer, gegen Müll, gegen Verwahrlosung, auch der städtischen Brunnen. Es ist nun mal so: Wo Müll ist, sind Ratten, und wo Verwahrlosung ist, ist Gesindel, meine Damen und Herren, und das muss beseitigt werden in der Stadt.» Viele Neonazis würden das unterschreiben.
Das ist die Stimmung, so reden Vertreter der großen konservativen Volkspartei 1992 in Deutschland.
Ab 1993 tauchen Uwe Mundlos und Beate Zschäpe nur noch im «Winzerclub» auf, um zu provozieren. Unbekannte beschmieren in dieser Zeit die weißen Außenwände des Clubs mit Parolen wie «Winzerclub ist das Letzte. Macht den Schuppen zu!!!» oder «Scheiss Winzerclub». Auch ein Hakenkreuz ist unter den Graffiti. Als Besucher des Clubs das Nazisymbol mit neuen Bildern übersprühen wollen, werden sie von Rechten mit Stöcken beworfen.
Einmal brechen Mundlos und Zschäpe nachts in den Jugendtreff ein. Sie knacken den Tresor der Sozialarbeiter, klauen 200 DM und ein paar Zigaretten. Weil sie sich mit der Tat brüsten, ist es nicht schwer, ihnen auf die Spur zu kommen.
Daraufhin klingeln zwei Sozialarbeiter an der Tür von Familie Mundlos in dem sechsgeschossigen Wohnhaus in Jena-Winzerla. Sie suchen Beate Zschäpe. Mutter Mundlos lässt die beiden Männer herein, ist jedoch besorgt über diesen Besuch.
Im Jugendclub ist Beate Zschäpe zuvor bereits aufgefallen, weil «immer Geld von den Besuchern fehlte, wenn Beate da war», erinnert sich Thomas Grund, einer der beiden Pädagogen. Seit ihrem 16. Lebensjahr hat die Polizei sie bereits dreimal beim Ladendiebstahl in der Kaufhalle erwischt. Im «Erziehungsregister» von Beate Zschäpe ist für die Jahre 1991 und 1992 dreimal «Diebstahl geringwertiger Sachen» gespeichert.
Während des Gesprächs in Uwe Mundlos’ Kinderzimmer einigen sich die Jugendlichen mit den Streetworkern darauf, dass sie den Schaden begleichen und sich entschuldigen. Sie geloben Besserung. Thomas Grund vom «Winzerclub» zeigt sie deswegen nicht bei der Polizei an.
Als die Sozialarbeiter wieder gegangen sind, will Mutter Mundlos Beate zur Rede stellen. Diese reagiert patzig und beleidigt die Eltern ihres Freundes. Alte Freunde erinnern sich, sie sei damals jemand gewesen, der sich «nicht die Butter vom Brot nehmen lässt». Uwe Mundlos imponiert es, dass seine Freundin so selbstbewusst und tough auftritt. Beate ist damals gerade 17 Jahre alt, hat die 10. Klasse mit «gut» abgeschlossen. Ihr Kopf ist voller Träume. Als sie Uwe Mundlos kennenlernt, erzählt sie ihm von ihren großen Plänen: Sie will weiter zielstrebig lernen und irgendwann in den USA studieren.
Uwe Mundlos und Beate Zschäpe lieben sich sehr, sagt ein Vertrauter von Mundlos. Sie verloben sich.
Nach dem Ende der Realschule will Beate Zschäpe erst mal einen Beruf erlernen. Als sie nicht sofort ihren Traum-Ausbildungsplatz als Kindergärtnerin findet, beginnt sie eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme als Malerin. Für die Stadtverwaltung streicht sie jetzt als Teil der
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