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Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition)

Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition)

Titel: Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Fuchs , John Goetz
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bereits.
    Nur einmal offenbart sich Max seinem Spielerkumpel ehrlich, als er sagt: «Ich habe in der Vergangenheit Fehler gemacht, die ich sehr bereue. Leider kann ich sie nicht wieder rückgängig machen.»

    Beate Zschäpe nutzt das Internet eher, wenn das Trio eine Reise plant, sie die Öffnungszeiten der Deutschen Bank in Zwickau sucht oder um ihren Star «Sexy Cora» zu googeln. Im Protokoll ihres Surfverhaltens finden sich vor allem Suchanfragen wie «tropical island mit übernachtung», «eintrittspreis von disneyland paris», «prerow zelten» oder «steilwandzelt für 8 personen». Manchmal scheint sie Appetit auf lateinamerikanische Küche gehabt zu haben, um 8:40 Uhr früh googelt sie «argentinisches essen» und neun Tage später um 7:34 Uhr «argentinisches restaurant zwickau». Vormittags, wenn Mundlos und Böhnhardt unterwegs sind, gibt sie «gina lisa sexfilm», «jasmin geil im keller» oder «bb 11 jasmin porno» in das Suchfenster ein.
    Nur ein paar Wochen vor dem Banküberfall in Eisenach sucht sie im Netz nach «bungalow eisenach» und «campingplätze eisenach». Später werden Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt einige Tage in Eisenach verbringen, um die Sparkasse auszuspionieren und die Bewohner einer Wohnsiedlung an ihr auffälliges Wohnmobil zu gewöhnen. Am 13. Oktober 2011 sucht Zschäpe «welche daten sind auf der neuen gesundheitskarte» – wahrscheinlich um sich auf die Änderungen einzustellen, wenn sie sich neue Karten organisieren müssen.

    Ob das Trio die gesamte Zeit zusammen in der Wohnung in der Frühlingsstraße gelebt hat, ist nicht bekannt. Es gibt Hinweise, die dagegen sprechen. In einem «Sachstandsbericht» der Ermittler heißt es im Dezember 2011: «Geringer Wasserverbrauch in der Wohnung Frühlingsstraße 26 in Zwickau/SN sowie Fund von nur wenigen Kleidungsstücken deuten auf die parallele Nutzung weiterer Wohnungen hin.» Das Bundeskriminalamt vermutet, dass die Terrorzelle in der Endphase möglicherweise einen zweiten, bisher unbekannten Unterschlupf neben der Wohnung in Zwickau hatte. «Das deutet darauf hin, dass die Gruppe eine weitere Unterkunftsmöglichkeit gehabt haben könnte», sagt der Präsident des BKA, Jörg Ziercke.
    Auch der Hausverwalter Oliver Schirmer bestätigt, dass der Verbrauch von 55 Kubikmetern Wasser im Jahr 2010 und 65 Kubikmetern im Jahr 2009 eher zu einem Zweipersonenhaushalt passen würde.

45
    Besuche
    Nach dem Mord an Michele Kiesewetter zieht sich das Trio zurück. Die kommenden vier Jahre morden sie nicht weiter. Die Hinrichtung der jungen Polizistin ist eine Zäsur im Untergrundleben der Zelle. Gab es einen Richtungsstreit innerhalb der Gruppe? Hatten sie mit Polizistenmord eine Grenze überschritten, die nicht mehr alle mittragen wollten?
    Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe reisen in ausgedehnte Urlaube nach Fehmarn, Grömitz und Pelzerhaken an der Ostsee, lernen Surfen und besuchen alte Bekannte, die sie lange nicht gesehen haben.
    Zwei Jahre nach dem Mord will Beate Zschäpes Mutter Uwe Böhnhardt in der Nähe des Arbeitsamtes in Jena gesehen haben. Sie berichtet später Siegfried Mundlos, dass Böhnhardt unweit des Bahnhofs Jena-Paradies herumgestanden habe und so wirkte, als würde er auf jemanden warten.

    In dieser Zeit besuchen Böhnhardt und Mundlos auch einen ihrer ersten Unterstützer. Max-Florian B., der ihnen 1998 in Chemnitz die ersten Monate Unterschlupf gewährte, ist mittlerweile in die sächsische Landeshauptstadt Dresden umgezogen.
    An einem Wochenende irgendwann 2009 gegen 10 Uhr stehen sie vor B.s Tür in einem Altbau in der Dresdner Neustadt, dem alternativen Stadtviertel. Ein paar Tage zuvor hatte Mundlos bei B. angerufen, um sicherzustellen, dass seine Freundin und seine beiden kleinen Kinder nicht da sind. «Sie sollte von den Personen nichts wissen», sagt B.
    Böhnhardt und Mundlos wollen ihrem Helfer Geld zurückgeben. Sie hatten ein Konto bei der Commerzbank mit seinem Reisepass eröffnet, irgendwann bekam Max-Florian B. Post von der Bank, weil das Konto überzogen war. «Es war nicht mein Konto, aber es lief auf meinen Namen», erinnert sich B. Weil er die Umstände schlecht hätte aufklären können, überwies er 45 Euro, um das Minus auf dem Girokonto auszugleichen. Jetzt, bei ihrem Besuch, geben sie ihm einen 50-Euro-Schein zurück. Außerdem haben sie zwei kleine Sparschweine aus Ton dabei, die mit jeweils 100 Euro gefüllt sind, als Geburtstagsgeschenk für die Kinder.
    Der eigentliche

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