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Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition)

Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition)

Titel: Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Fuchs , John Goetz
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dass sie gefunden wurden. Entscheiden sie sich für Verteidigung?
    Uwe Böhnhardt schnappt sich die kroatische Maschinenpistole Pleter 91. Die Pistole, Kaliber 9 Millimeter, gilt in Deutschland als Kriegswaffe. Er stellt sich an das Kunststofffenster des Caravans und zielt auf die Straße. Dann eröffnet er das Feuer auf die Polizisten. So wird es später die Polizei rekonstruieren.
    Um 12:05 Uhr fällt der erste Schuss.
    Der Schuss verfehlt sein Ziel. Das Projektil landet im Putz einer Hausfassade zwischen einem Auto und einem Papiercontainer, hinter dem einer der Polizisten in Deckung gesprungen ist. Dann wird es wieder still im Wohnmobil.
    Einen zweiten Schuss kann Böhnhardt nicht mehr abfeuern, weil die Pistole einen Defekt hat. Die Polizei findet sie später mit einer festgeklemmten Patrone auf der Sitzbank im hinteren Teil des Wohnwagens, direkt neben Böhnhardt. Als er und Mundlos merken, dass die Waffe klemmt, fällen sie vermutlich blitzschnell den Entschluss: Bevor wir verhaftet werden, richten wir uns selbst.
    Es fällt ein zweiter Schuss.
    Die Polizisten sitzen in Deckung. Kommissar Lützner hockt hinter einem Auto, das an einer Mauer parkt, sein Kollege Neufeld versteckt sich hinter einem gutgefüllten Altpapiercontainer. In diesem Schutz ziehen die Polizisten ihre Waffen aus dem Halfter.
    Dann hören sie einen dritten Schuss aus dem Inneren des Wohnmobils.
    Plötzlich tritt ein Rentner aus dem Gebäude mit der Hausnummer 2, vor dessen Eingang das Wohnmobil parkt. Die Polizisten fordern ihn auf, sofort zurück ins Haus zu gehen. Neufeld brüllt: «Geh zurück!» Der alte Mann folgt ihren Weisungen auf der Stelle.

    Was im Inneren des Wohnmobils genau passierte, wird man vermutlich nie in allen Einzelheiten erfahren. Von den gefundenen Beweisstücken und der Obduktion lässt sich aber auf folgenden Ablauf schließen: Uwe Mundlos nimmt die Pumpgun Winchester, Modell 1300 Defender, und erschießt Uwe Böhnhardt. Nur wenige Zentimeter vor ihm stehend, zielt er auf ihn und tötet mit einem aufgesetzten Schuss in die linke Schläfe seinen Kameraden, Freund und Mitverschwörer. Böhnhardt fällt nach vorn, in seinen Händen hält er eine Pumpgun.
    In dieser Sekunde ist alles vorbei. Mit dem Ende der Lebensbeziehung dieser zwei Männer endet in genau diesem Moment auch ihre wirre rechtsradikale Idee. Böhnhardt sackt in sich zusammen und bleibt vor der Spüle des Caravans liegen.
    In seiner Lunge wird später kein Rauch mehr gefunden. Er war sofort tot.
    Mundlos sieht, wie der Schädel seines vier Jahre jüngeren Freundes in Tausenden Stücken überall an der Wand festklebt. Er hält kurz inne. Mit Böhnhardt verbrachte er fast so viel Zeit in seinem Leben wie mit seinen Eltern, mit ihm politisierte und radikalisierte er sich. Sie schienen unzertrennlich. Sie waren Uwe und Uwe. Mit der Freundschaft dieser beiden Männer fing 1992 in Jena alles an. Sie teilten sich eine Freundin, sie teilten sich einen Lebensentwurf als Untergrundnazis, und sie teilten sich einen Hass, der sie zu Mördern von mindestens zehn Menschen machte.
    Nie wieder würde das Killerduo zuschlagen können. Nie wieder sollten die beiden Neonazis Familien auseinanderreißen und kaltblütig Ehemänner, Väter, Brüder und Onkel töten.
    Nach dem Mord an seinem Freund nimmt Mundlos herumliegendes Papier und entzündet die Blätter, um ein Feuer im Wohnmobil zu entfachen. Er erweist dem «NSU» seinen letzten Dienst: Spuren verwischen. Alles vernichten.
    Dann versucht er das Fluchtfahrzeug in die Luft zu sprengen. Mindestens zwei der drei Schaltknöpfe des Herdes im Wohnmobil waren nicht in der Position ‹aus›, als Kriminalbeamte den Caravan später untersuchen. Auch das Ventil der Flüssiggasflasche war noch geöffnet. Beim Herunterdrücken der beiden Schaltknöpfe strömte hörbar Gas aus.
    Nachdem er den Gashahn geöffnet hat, bewegt sich Mundlos in den hinteren Teil des Caravans, setzt sich auf den Boden, steckt sich die Pumpgun in den Mund – und drückt ab.
    Mundlos’ Schädel ist total zertrümmert, sein Gaumen wird völlig zerstört. Die Flammen brennen sich in beide Beine. Aus Einschuss- und Austrittsloch von Böhnhardts Kopf fließt Blut. Auch sein Schädel liegt zertrümmert auf dem Boden, während das Feuer auf den Rest der Leiche überspringt.
    Die Isolierung des hinteren Teils des Wohnmobildaches fliegt weg. Eine Stichflamme und Rauch treten aus dem Dach aus. Der Vorhang am Wohnwagenfenster fängt Feuer. Minuten später steht

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