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Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition)

Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition)

Titel: Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Fuchs , John Goetz
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Untergrund erinnert: «LISE». Dann beginnt sie im Internet zu surfen.
    Zum Zeitpunkt, als Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im Wohnmobil sitzen und warten, sucht Zschäpe im Internet zuerst nach der Bild -Zeitung. Dann googelt sie «promi news».

    Bei den Polizisten in Eisenach herrscht unterdessen Verwirrung. Beim Polizeinotruf 110 gehen teilweise sich widersprechende Augenzeugenhinweise ein. An Autobahnknotenpunkten werden alle verfügbaren Kollegen postiert, die nach Wohnmobilen Ausschau halten sollen. Bald werden die Streifenpolizisten wieder abgezogen, um lieber im Stadtgebiet zu patrouillieren. Während Mundlos und Böhnhardt ruhig abwarten, zieht sich das Netz der Ermittler so sehr langsam immer näher um den Stadtteil Eisenach-Stregda zusammen. Die Fahnder vermuten die beiden Bankräuber mittlerweile irgendwo innerhalb einer Zwei-Kilometer-Zone um den Tatort.
    Zu dieser Einschätzung ist der Einsatzleiter gekommen, nachdem ihm ein Beamter vom Überfall auf die Sparkasse in Arnstadt einen Monat zuvor berichtet hatte. Dort verlief ein Bankraub nach genau dem gleichen Muster. Die Täter flüchteten mit Fahrrädern und luden diese später in ein Wohnmobil um, in dem sie sich so lange versteckten, bis der Fahndungsdruck nach einigen Stunden nachließ.
    Sind es diesmal dieselben Täter?
    Von all diesen Überlegungen bekommen Mundlos und Böhnhardt nichts mit, während sie auf der Rückbank ihres Caravans sitzen und versuchen, den Polizeifunk zu dechiffrieren. Sie wissen auch noch nicht, dass sie an dieser Stelle wohl den entscheidenden Fehler der vergangenen 13 Jahre begangen haben.
    In den letzten Jahren haben sie stets darauf geachtet, Morde und Banküberfälle in unterschiedlichen Regionen durchzuführen. Damit erschwerten sie es den Fahndern, einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Straftaten herzustellen. Aber diesmal waren sie nicht nur so unvernünftig, zweimal in kurzer Zeit hintereinander in Thüringen zuzuschlagen – sondern auch noch im Gebiet ein und derselben Polizeidirektion, der PD Gotha. Arnstadt liegt im Süden des Einsatzgebietes und Eisenach im Norden. Nur weil ein Beamter aus der gleichen Polizeidirektion zufällig in die Ermittlungen beider Banküberfälle einbezogen wurde, konnte er ein wiederkehrendes Muster erkennen.
    Oder waren die Männer des selbsternannten «Nationalsozialistischen Untergrunds» doch nicht unvorsichtig geworden, sondern eher Untergrund-müde?

    Nur wenige Tage vor dem Überfall in Eisenach hatte sich Beate bei dem Besuch einer Freundin merkwürdig verhalten: «Wir tranken manchmal, grade in der letzten Zeit, auch zwei Flaschen Wein zusammen. Ich hatte den Eindruck, dass sie mir die letzten Male etwas mitteilen wollte», erinnert sich Sandra Mayer, «sie kam mir manchmal richtig abwesend vor.» Auch die letzte Verabschiedung der beiden Frauen – zwei Tage vor dem Banküberfall – verlief anders als gewohnt. «Normalerweise verabschiedete sie sich mit einem kurzen Drücker und einem Küsschen auf die Wange. Aber an diesem Abend hat sie mich richtig festgehalten, und ihr standen die Tränen in den Augen. Das ging bestimmt eine ganze Minute. Sonst war das nie so!»

    Gegen 11:50 Uhr entdecken Polizeioberkommissar Olaf Lützner und Polizeihauptmeister Peter Neufeld auf ihrer Streife durch das Neubaugebiet Stregda ein weißes Wohnmobil in der Straße Am Schafrain. Sie fahren mit dem Streifenwagen so nah an das Gefährt, bis sie das Kennzeichen erkennen: V-MK 1121.
    Sie fragen sich: Sollen wir das Fahrzeug kontrollieren?
    Die Leitstelle gibt den Kollegen den Auftrag, den Caravan «abzuprüfen». Haben Mundlos und Böhnhardt diesen Befehl im Polizeifunk mitgehört? Die Beamten setzen mit ihrem Wagen ein Stück zurück und steigen aus. Zu Fuß nähern sie sich dem Wohnmobil. Es ist 12:04 Uhr.

    Beate Zschäpe surft auf ihrem Laptop noch immer im Internet. Genau zu diesem Zeitpunkt tippt sie die Suchanfrage «autounfall sachsen 31 10» in das Google-Fenster. Dann «auto unfall mitteldeutschland». Später sucht sie noch nach «autounfall sachsen» und «zwickau news». Sollte sie nach Nachrichten gesucht haben, ob beim Banküberfall alles glattgelaufen ist, dann sucht sie im falschen Bundesland. Eisenach liegt in Thüringen.

    Langsam nähern sich die beiden Polizisten in Uniform dem Wagen. Von außen ist kein Mensch im Inneren des Wohnmobils zu sehen, weil hinter dem Fahrer- und Beifahrersitz ein Sichtschutz angebracht ist.
    Mundlos und Böhnhardt merken spätestens jetzt,

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