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Die Zerbrechlichkeit des Gluecks

Die Zerbrechlichkeit des Gluecks

Titel: Die Zerbrechlichkeit des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Schulman
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Wald und der Park die Stadt. Manchmal konnte sie immer noch nicht glauben, dass sie tatsächlich in dieser Stadt wohnte. Sie war exklusiv, berauschend, abgeschieden und eingekapselt. Ein Dorf unter Glas.
    Selig benebelt trat Liz unter die Dusche und zog sich so hübsch wie möglich an: ein ärmelloses Kleid, Ballerinas. Sie benutzte Augentropfen, um die Rötung zu mildern, trug Make-up auf. Mit noch nassen Haaren ging sie aus der Wohnung, doch kaum über der Schwelle streckte sie den Fuß nach hinten aus, um die Tür abzufangen, bevor diese vollends zufiel. Sie lief noch einmal hinein, schaute kurz im Feigenbaum-Blog und bei ihren E-Mails nach (keine Antwort, Gott sei Dank), dann riss sie sich schmerzlich los von der mächtigen Sogkraft des Computers, denn ein ängstlicher Blick auf die Armbanduhr drängte sie hinaus aus der Wohnung und hinein in die Welt.
    Richard schaut auf die Uhr. Seiner Frau hatte er gesagt, er würde versuchen, zum Konzert ihrer Tochter zu kommen, aber beide wussten, dass das höchst unwahrscheinlich war. Er steckt in einer Sitzung fest. Eigentlich steckt er eher draußen vor dem Sitzungsraum fest, einer Sitzung mit einigen ausgesuchten Mitgliedern des Verwaltungsbeirats für das Manhattanville-Campusprojekt. Strauss sitzt drinnen. Und Richard sitzt in seinem eigenen Büro und wartet darauf, dass Strauss ihm berichtet, wie das Planungsvorhaben aufgenommen wird. Richards Ausführungen über potentielle Architekten für das Projekt liegen vor, dazu weitere Recherchen – Richard hegt die stille Hoffnung, dass die neu gebaute Schule eine geisteswissenschaftliche Ausrichtung erhält. Keiner kann mehr schreiben, und wer nicht schreiben kann, kann auch nicht denken. Von der Richtigkeit dieser These ist Richard überzeugt. Anfangen soll es als Middle School und dann jedes Jahr um eine weitere Klassenstufe zu einer richtigen Highschool wachsen. Richards Plan sieht vor, die Schule ausschließlich Kindern aus der umliegenden Nachbarschaft zugänglich zu machen, dazu natürlich dem Nachwuchs von Lehrkörper und Verwaltung, die schon bald im Viertel Wohnung beziehen werden. Die Schul-Community wird dadurch vielschichtig und die Mittelschicht mit vertreten sein. Diese Formel wird den Beweis erbringen – so Richards durch diverse Untersuchungen untermauerte Hypothese –, dass mit qualifiziertem Unterricht, geringen Klassenstärken und Unterstützung seitens der Elternschaft fast jedes Kind vorankommen kann. Die Sitzung dauert nun schon geraume Zeit, anderthalb Stunden. Seit anderthalb Stunden wartet Richard darauf, dass sein Telefon klingelt. Es war ein Arbeitsessen, das in einem nahe gelegenen Restaurant stattfand. Richard selbst hat noch nicht zu Mittag gegessen. Zweimal war er schon unten im Keller, um die Snackautomaten zu plündern, das Bürotelefon hatte er währenddessen auf seinen BlackBerry umgeschaltet. Zweimal ist er wieder nach oben gekommen, einmal mit Kartoffelchips, das andere Mal mit einem KitKat-Riegel. Ihm ist vor Hunger bereits ein wenig übel. Und schwindlig. Sein Schreibtischtelefon klingelt. Er hebt ab. Lass es bitte Strauss sein, denkt er, wie ein Kind, das auf ein Geschenk hofft.
    »Richard Bergamot«, meldet er sich.
    »Dad«, sagt Jake.
    »Was gibt’s, Jake?« Richard bemüht sich, die Enttäuschung in seiner Stimme zu verbergen. Er ist in Gedanken bei der Sitzung, bei dem anderen Anruf. »Alles in Ordnung?«
    »Ich hab Mist gebaut«, sagte Jake. »Schon wieder, Dad«, dann fängt er an zu weinen.
    Das Weinen bricht Richard das Herz. Das »schon wieder« macht ihn wütend.
    »Was ist los?«
    Doch bloß leere Luft ist zu hören.
    »Nimm dich zusammen, Jake«, sagt Richard. Obwohl die leere Luft ihm jetzt Angst macht. Was denn jetzt? Was konnte bei dem Kerl denn noch schieflaufen? »Atme erst mal tief durch.« Und dann, als immer noch keine Antwort kommt: »Ich bin dein Vater. Ich bin immer auf deiner Seite.«
    Jakes Stimme klingt dünn und brüchig. »Die Chemieprüfung, Dad. Ich hab nur fünfundfünfzig gekriegt.«
    Fünfundfünfzig von hundert Punkten. Durchgefallen! Damit hat er Jake auch seine Probezeit vermasselt. Und das jetzt schon! Nach so kurzer Zeit.
    »Scheiße«, rutscht es Richard heraus.
    »Tut mir leid, Dad, ich hab mich echt angestrengt. Ich dachte, es wäre besser gelaufen, ehrlich. Als die Note kam, wusste ich nicht, was ich machen soll. Mom konnte ich nicht anrufen. Die wird sterben, Dad.«
    Jetzt stecken sie beide unter einer Decke. Um Lizzie zu schonen. Wieder

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