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Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Vogt , Christian Vogt
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weniger Arbeiter vonnöten, um die Schichten zu fahren. Die große Masse der Arbeiter hatte sich am heutigen Tag zu einer Prozession zusammengefunden – oder vielmehr hatten sich unterschiedliche Märsche zu einem großen vereinigt. Es gab schwarzgekleidete Trauernde, die stumm wegen der Kämpfe und Todesfälle demonstrierten, es gab die pfeifenden Gewerkschaftler mit ihren roten Hüten oder Schals, die wegen der sich verschlechternden Arbeitsbedingungen im harten Polarkreiswinter auf die Straße gingen, es gab die, die immer bei Protestmärschen und Streiks aufliefen, weil es dort vielleicht Gründe gab, sich zu prügeln, es gab die Mütter, die dagegen protestierten, dass ihre Kinder für die Arbeit in den Erzminen aufs Festland geschafft wurden, es gab die Æronauten, die nach dem offenen Kampf zwischen dem Luftschiff der Gräfin und dem des Herzogs und Stadtkanzlers Einigkeit zeigen wollten. Vertreter von Biblikern und Gnostikern unterstützten den Marsch und schmähten sich dennoch gegenseitig mit wilden Reden.
    Ich trat mit tränenden Augen in die Kälte und begann sofort zu schlottern und mich in mein Bett zurückzuwünschen.
    Plötzlich tauchte aus dem Nichts vor mir in der blendenden Winterhelligkeit Herr Temmhort auf. Er hätte in einem brennenden Dornbusch nicht eindrucksvoller zu mir sprechen können als im gleißenden Licht des verkaterten Sonntagmorgens.
    „Herr von Erlenhofen! Erfreut, Sie zu sehen! Geht es … geht es Ihnen gut?“
    „Verhältnismäßig. Die Zeit bleibt nicht stehen“, sagte ich und seufzte, als ich mir der Tragweite meiner Worte bewusst wurde. „Ich hatte schon befürchtet, die Wolkenkohle wäre bei dem Luftkampf dabei gewesen.“
    „Ich denke, Kapitän Holzhauer würde sich weigern, eine solche Weisung zu befolgen! Transportluftschiffe sollten beileibe keinen Luftkrieg ausfechten!“
    „Was war denn nun eigentlich der Grund?“
    Temmhort seufzte. „Ach, mein Lieber, wenn Sie wüssten! Æsta als Stadt der Lufthanse und freie Reichsstadt untersteht dem Kaiser nicht in dem Maße, wie er es gerne hätte. Zurzeit wird ein Erz abgebaut, dessen innewohnendes Metall völlig neue Möglichkeiten eröffnet – Aluminium. Es ist sehr leicht, aber so schwierig zu verarbeiten, dass es so viel wert ist wie Gold. Die Gräfin steht treu zum Kaiser und exportiert gegen den Willen des Kanzlers das Metall – und will zudem das Geheimnis der Herstellung an Fabrikanten auf dem Festland weitergeben. Dann würde der Preis sehr rasch sinken, und das wiederum kann der Kanzler nicht dulden. Aber Sie sehen ja: Er scheffelt das Geld, und die Arbeiter gehen auf die Straße, weil sie in ihren Betten erfrieren. Bauxit braucht sehr viel Energie, bevor es zu Aluminium wird, und die Kohle fließt dorthin statt in die Öfen der Bewohner.“
    Temmhort blickte dem breiten Rücken von Ummo hinterher, der sich mit dem Protestmarsch entfernte. „Wollen wir mitgehen? Ich möchte gern meine Bestürzung zum Ausdruck bringen.“ Mit langsam schlurfenden Schritten reihten Temmhort und ich uns ein. Hatte die Sonne jemals so strahlend geschienen, seit ich in Æsta angekommen war? Warum tat sie es ausgerechnet dann, wenn das Opium noch meinem Körper zu entkommen versuchte? Sonst erhob sie sich kaum über den Horizont zwischen den langen Nächten, noch dazu gnädig verschleiert vom ewigen Dunst aus den Schornsteinen. Kopfschmerzen begannen zu wummern, und ich schwor mir zum sicherlich zwanzigsten Mal an diesem Morgen, dass ich keinerlei weitere ungebührliche Erfahrungen in meinem Leben benötigte.
    „Die Adligen fechten ihre Fehden nicht zum ersten Mal in der Luft aus – doch meist vergeben sie dafür Kaperbriefe an die friesischen Piraten. Bei dieser Aluminiumfracht wollte der Stadtkanzler offenbar sichergehen, dass sie auf keinen Fall das Festland erreicht. Aber so etwas hat es noch nie gegeben, ich bin wirklich zutiefst entrüstet.“
    „Die Trümmer haben einen Dachstuhl in Brand gesetzt. Ein Glück, dass so viele Leute auf der Straßen waren, es hätte auf andere Häuser übergreifen können.“
    „In der Tat, in der Tat.“
    Ich sah mich um. Als würde ich diese Menschen anziehen, waren wir umgeben von einer Gruppe Straßendirnen, die nun anstimmten: „Für Susi, für Frauke, für Trude!“ Sie stampften mit ihren Stiefelchen auf der Stelle, ihre Gesichter waren von kleinen schwarzen Schleiern verdeckt – das einzige Zeichen dafür, dass sie in Trauer waren. „Für Susi, für Frauke, für Trude!“
    „Es

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