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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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die Entfernung zu überbrücken«, antwortete der Hüter.
    Die Linie rückte näher an den Schwaller heran und schickte einen weiteren Schwarm von Geschossen in den Nachthimmel. Diesmal fielen sie unmittelbar vor der Drachenkröte nieder.
    Taramis sprang ihr vom Rand des Panzers in den Nacken. Vermutlich spürte sie ihn nicht einmal.
    Die Schützen spannten zum dritten Mal ihre Bögen.
    Plötzlich fiel ein Schatten auf sie herab.
    »Das Fliegende Schwert!« Zurs begeisterter Ruf hörte sich an, als habe er den Verstand verloren.
    Das Mamogh mähte mit seinem Hornkamm die vordere Reihe der Gardisten wie mit einer Sense nieder. Unter den anderen Soldaten brach Panik aus. Die meisten flüchteten in den Schutz der Bäume, einige rannten von Angst ergriffen auf die Wiese hinaus.
    »Danke, Allon«, flüsterte Taramis und legte die Hand auf die warme Schuppenhaut der Drachenkröte. Er musste sich ihr bemerkbar machen. Nur wie? Für langes Herumprobieren und Zureiten blieb keine Zeit. Bald würden sich die Komanaer neu formieren und das Mamogh unter Beschuss nehmen.
    »Weißt du noch, was ich dir einmal über den schwarzen Stab und vernunftlose Geschöpfe gesagt habe?«, fragte unvermittelt eine vertraute Stimme über ihm. Es war Marnas, der vom Rand des Panzers zu ihm sprach.
    Ohne zu ihm aufzublicken, rief Taramis: »›Trifft Ez auf ein Wesen ohne Verstand, taugt er bestenfalls als Ochsenstachel, als kleiner Dorn, mit dem man schwerfällige Dickhäuter triezen kann.‹«
    »So ist es. Deine Mutter hat mir das einst gesagt und sie hatte es von deinem Vater. Ich finde, du solltest es ausprobieren.«
    Taramis zog den Stab aus dem Futteral, wand es sich um den Leib und legte Ez quer in den Nacken der Kröte.
    Nichts geschah.
    Er übte mehr Druck aus.
    Das Geschöpf lag so träge wie ein vollgefressenes Krokodil im Gras.
    Von den Bäumen drang wütendes Geheul herüber. Allon hatte einen der ziellos umherlaufenden Gardisten enthauptet. Einige Schützen begannen, ihn unter Beschuss zu nehmen.
    »Versuch deinen Geist einzusetzen, so wie du es bei Allon tust«, sagte Marnas.
    Taramis stellte Ez auf und setzte dem Tier die Spitze in den Nacken. Nur nicht zu viel Druck ausüben! Er schloss die Augen und lenkte seine innere Kraft durch den Stab in das Tier. Und tatsächlich!
    Der gehörnte Drachenkopf fuhr nach oben.
    »Der Ochs hat den Stachel gespürt«, jubilierte Marnas. »Jetzt befiehl dem Dickhäuter aufzusteigen.«
    Dieses Hinweises hätte es nicht bedurft. Taramis ließ seinen Willen schon ins kümmerliche Bewusstsein der Drachenkröte fließen. Spontan gab er ihr den erstbesten Namen, der ihm einfiel.
    Auf, Tumba! Erhebe dich.
    Tumba rührte sich nicht. Für ein so massiges Geschöpf gehörte das Fliegen in der Luft auch zum Schwierigsten überhaupt. Taramis meinte allerdings zu spüren, wie es seine Schwallblasen füllte.
    »Sie haben ihre Strategie geändert«, meldete Marnas. Die Palastwächter hatten sich in mehrere Gruppen aufgeteilt und waren auf die Wiese ausgeschwärmt. Bogenschützen zersiebten die Luft über ihnen mit Pfeilen.
    Aus Sorge um seinen geflügelten Freund sandte Taramis ihm eine Botschaft zu. Allon stieß einen empörten Pfiff aus, hielt sich aber von dem tödlichen Hagel fern.
    Plötzlich tauchte vor der Mondscheibe ein weiterer Akteur auf. Eine kleine Schwallechse.
    »Reghosch ist wieder da«, knurrte Marnas. Auch er hatte das Nakilep also gesehen.
    Taramis nickte nur, schloss die Augen und ließ seinen Willen mit aller Kraft durch den Stab schießen.
    Schwall, Tumba, schwall!
    Endlich bewegte sich das gewaltige Wesen. Leicht wie Morgendunst stieg es in die Höhe.
    Ein Zischen am linken Ohr ließ Taramis erschrocken nach unten blicken. Die ersten Palastgardisten hatten den Ruheplatz der königlichen Prunkkröte erreicht. Sie kamen zu spät, um auf den Schild zu springen, doch rechtzeitig genug für ein paar hektische Schüsse auf die Fliehenden.
    Die meisten Pfeile prallten von Tumbas Panzer oder ihrer dicken Schuppenhaut ab. Die Zeridianer suchten Schutz in den Mulden der Drachenkröte. Plötzlich schrie jemand in unmittelbarer Nähe und rang gleich darauf röchelnd nach Luft.
    »Meister!« Entsetzt warf Taramis den Kopf herum. Nein, es war nicht der Hüter. Marnas hatte sich nur geduckt, richtete sich jetzt wieder auf, blickte hinter sich und rief:
    »Veridas!«
    »Was ist mit ihm?«, stieß Taramis hervor.
    »Er ist getroffen …«, keuchte Marnas, »gefallen … rutscht über den Schild … Ich

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