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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Gao an, Almáh zu helfen. Tatsächlich begann es ihr besser zu gehen. ›Ihr Lästermäuler seid die Sünder‹, tadelte ich die Schwätzer bei einer Ansprache auf dem Tempelplatz. ›Ich habe Almáh durch ein Wunder geheilt.‹ Am nächsten Tag war sie tot. Ich musste das Kind einer Amme geben, sonst hätte es nicht überlebt.«
    »Muhme Naría ist Xydia und mir immer wie eine Mutter gewesen«, beteuerte Shúria. Sie litt erkennbar unter der Verzweiflung ihres Vaters.
    »Ihr gebt Euch die Schuld am Tod Eurer Frau?«, fragte Taramis ungläubig. Erst sein Lehrer Marnas und jetzt der Hohepriester. Alle schienen darauf erpicht, sich mit Selbstvorwürfen zu geißeln.
    »Ja«, antwortete Eli leise. »Und am Fall von Jâr’en. Ich hätte Gao die Ehre für Almáhs Genesung geben sollen. Stattdessen hatte ich mich vom Geschwätz der Lästermäuler aufreizen lassen und mich selbst des Wunders gerühmt.«
    »›Gott weiß, dass wir lecke Gefäße sind, die seine Herrlichkeit nicht halten können.‹ Das habt Ihr mich gelehrt, Herr. Ihr nehmt doch nicht ernsthaft an, Eure Schwäche habe ihn dazu …«
    »Ich bin der Chohén«, schmetterte Eli den Einwand energisch ab. »Als oberster Priester Gaos muss ich dessen Heiligkeit widerspiegeln. Du hast völlig recht, er verlangt von seinen Dienern keine Vollkommenheit. Meine Vermessenheit dagegen konnte er nicht übergehen. Als geistiges Oberhaupt habe ich ein Vorbild für seine Anbeter zu sein und darf mich nicht gehen lassen.«
    Taramis merkte, wie sehr das Thema den von ihm so verehrten Mann aufwühlte. Es hatte keinen Sinn, weiter darüber zu streiten. Er hob zu einer versöhnlichen Erwiderung an, doch Shúria kam ihm zuvor.
    »Gao kennt den Ausgang aller Dinge, Vater. Er vermag den vermeintlichen Fluch in einen Segen umzuwandeln. Ich habe es schon einmal gesagt und ich wiederhole es: Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende.«
    Eli schöpfte tief Atem. »Sprichst du als Seherin? Auf welches gute Ende kann ich hoffen, nachdem mir zwei meiner Kinder und so viele Brüder und Schwestern genommen wurden?«
    »Ich vermag den großen Plan hinter allem noch nicht zu erkennen, Vater. Eines habe ich aber gesehen. Unter der heiligen Säule des Bundes, die der Feind gefällt hat, lag eine Weissagung verborgen. ›Speer Jeschuruns, du ew’ger Born‹, verheißt sie uns, ›bringst Leben sowie Gaos Zorn.‹ Du hast mir oft erzählt, der Stab Ez sei dieser Speer. Oder sogar sein Träger, Taramis. Wenn der Herr der Himmlischen Lichter uns seinen Segen entzogen hat, wie du sagst, weil wir nicht genügend auf ihn vertraut haben, dann sollten wir unser Denken ändern. Helfen wir Taramis. Ohne zu zweifeln.«
    »Helfen?«, wiederholte der. Ratlos griff er nach dem Stab. War Ez der verheißene Speer Jeschuruns? Wie sollte er, Taramis, damit eine ganze Welt retten? Er fühlte sich, nicht zum ersten Mal, in eine Rolle gehoben, der er nicht würdig war.
    Shúria nickte. »Du bist ein Auserwählter, Taramis. Das heißt aber nicht, dass du deine Bestimmung allein erfüllen musst. Ich helfe dir.«
    Er bekam eine Gänsehaut. Weil dieses außergewöhnliche Mädchen so felsenfest auf ihn vertraute? Oder doch eher, weil ihm etwas von erdrückender Größe bewusst wurde: Er hatte zwar Xydias Tod gerächt, seine eigentliche Aufgabe damit aber noch nicht erfüllt. Beriths Schicksal soll in meinen Händen liegen? Das war eine Aufgabe, die alle Vorstellungen von seiner Kraft und seinen Möglichkeiten überstieg.
    Eli nickte entschieden. »So jung Shúria auch ist, sie spricht mit der Zunge der Weisen. Ich bin bereit, Sühne zu leisten und den Völkern von Berith neue Hoffnung zu geben. Lasst uns nach Jâr’en zurückkehren und Freiheit ausrufen für alle Kinder des Lichts.«
    »Ich wünschte, ich könnte Eure Entschlossenheit teilen«, antwortete Taramis. »Doch die Dagonisier halten die Heilige Insel besetzt. Wir bräuchten schon ein schlagkräftiges Heer, um sie von dort zu vertreiben.«
    »Ich kenne keine besseren Streiter als meine Zeridianer. Und ihr tapferster Kämpfer bist du, Taramis.«
    Er verzog das Gesicht. »Euer Lob ehrt mich, mein Herr. Es hilft uns nur nicht weiter. Alle Tempelwächter, die den Sturm auf Jâr’en überlebt haben, sind auf Zin gefangen. Ich werde nicht zögern, mein Versprechen, sie zu befreien, einzulösen. Sagt mir nur, wie ich das tun soll. Es hat mich fast das Leben gekostet, Reghosch zu töten. Wie soll ich mit meinen fünf Gefährten eine ganze Garnison von Dagonisiern in die

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