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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Wer hätte das gedacht! Er war ein Schlangenreiter. Offenbar hatte er es eilig, die trostlose Scholle zu verlassen. Wer wollte es ihm verdenken?
    Taramis’ Zunge haftete nach wie vor der bittere Geschmack des Schleims an, der ihm vom Legerüssel des Fischkopfes in den Mund getropft war. Nie hatte er etwas Grauenhafteres und Ekelerregenderes erlebt. Er war nicht mehr Herr seiner Sinne gewesen. In einem Stoßgebet hatte er Gao um Hilfe angefleht. Wundersamerweise war das gestreifte Ungeheuer daraufhin tatsächlich ruhiger geworden, und er hatte das Gefühl hilfloser Angst bezwungen. In seinen Träumen würde es ihn jedoch zweifellos noch lange verfolgen.
    Eine Gnadenfrist von einem Monat hatte ihm Natsar eingeräumt. Taramis schüttelte mutlos den Kopf. Wie sollte er in dreißig Tagen seine schwere Verletzung auskurieren, von Marnas die Kunst des Fernwirkens erlernen und die Flucht vorbereiten? Das war so gut wie unmöglich. Trotzdem blieb ihm kaum eine andere Wahl, wollte er nicht Natsars Rüssel … Seine Gedanken stockten jäh, als unvermittelt eine weitere schwarze Sternschnuppe am Himmel entlangzog. Sie war kleiner als die Silhouette der Ätherschlange.
    Allon!
    Er lugte über den Rand des Kastens zu den Fischköpfen, die mit klappernden Rüstungen neben dem Wagen herliefen. Hatten sie den vorbeihuschenden Schatten bemerkt? Sie zeigten keinerlei Reaktion. Warum auch? Ständig schwallten irgendwelche Meeresbewohner an Zin vorüber. Ein Mamogh war von einem anderen nur für seinen Reiter zu unterscheiden – in dieser Hinsicht stand es ihm näher als der eigene Seelenbaum.
    Die Gewissheit, dass Allon ebenfalls seine Gegenwart spürte, war für Taramis ein tröstlicher Gedanke. Er flößte ihm neuen Mut ein und Natsars Ultimatum wirkte nicht mehr ganz so bedrohlich. Du hättest im Augenblick der Bedrängnis nicht deine Gefährten vergessen dürfen, dachte Taramis. Niemals wieder würde ihm das passieren.
    Das Leben war voller Ironie. Natsar hatte ihn fast umgebracht, und nun schützten seine Befehle Taramis während der Genesung. Eine Woche lang brauchte er nicht in die Mine einzufahren. Sogar Marnas wurde von der Zwangsarbeit freigestellt und durfte seinen Schüler pflegen.
    Sie nutzten die vom Heerführer verordnete Zweisamkeit für Gespräche über das Wesen des freien Willens und die Macht des Geistes, die stärkste Kraft in Berith. Nie zuvor hatten sie eine so intensive Zeit miteinander verbracht. Taramis spürte in diesen Tagen deutlicher denn je, dass Marnas mehr für ihn sein wollte als ein Lehrer oder Kommandant.
    Obwohl die Schwertwunde äußerlich gut verheilte, war der junge Nebelwächter mit dem Fortschritt seiner Gesundung unzufrieden. Marnas meinte zu wissen, warum sein Schützling so langsam auf die Beine kam. Wie ein besorgter Vater den Sohn ermahnte er ihn unermüdlich, sich nicht zu viel zuzumuten. Vergeblich. Früher hatte Taramis seine mentalen Begabungen beharrlich ignoriert, und mit der gleichen Dickköpfigkeit ließ er sie jetzt auf alles los, was nicht niet- und nagelfest war. Er begann damit, seinen Blechnapf herumfliegen zu lassen, wodurch dieser etliche neue Beulen bekam. Später warf er Stühle um, und am siebten Tag schob er bereits einen schweren Eisentisch quer durch das Langhaus. Mit schöner Regelmäßigkeit brach er nach den Übungen keuchend zusammen.
    »Jede Leistung, die du erbringst, kostet Kraft«, schärfte Marnas ihm unermüdlich ein. »Es spielt keine Rolle, ob du sie deinen Muskeln oder dem Geist abverlangst. Du bist noch zu schwach für solche Anstrengungen. Gönne dir mehr Ruhe.«
    »Dazu fehlt mir die Zeit. Wenn Natsar nach Zin zurückkehrt, wird er meine Entscheidung einfordern«, widersprach Taramis mit der gleichen Beharrlichkeit. »Sein schleimiger Legerüssel verfolgt mich bis in die Träume.«
    Nach Ablauf der Schonfrist fuhr er wieder mit den anderen Kameraden in die Mine ein. Unter Tage setzte er seine Übungen fort. Allmählich zeitigten die Anstrengungen Früchte. Immer schwerer wurden die Gewichte, die er allein mit dem Geist stemmte, und seine Ausdauer nahm ebenfalls zu.
    In den Pausen entspannte er sich gelegentlich mit Parodien von Natsar oder Qoqh. Hierzu stülpte er sich ein Trugbild ihrer äußeren Erscheinung über und imitierte ihre Stimmen. Sogar das kehlige Idiom der Dagonisier ahmte er erstaunlich überzeugend nach. Was seinen Gefährten lediglich Kurzweil verschaffte, gehörte für ihn zu den Fluchtvorbereitungen.
    Im Lager machte derweil ein

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