Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
Volkes und hat nichts mit Aberglauben zu tun.«
    Natsars abschätziger Ton sollte wohl über die ausweichende Antwort hinwegtäuschen. Taramis ließ sich davon nicht beirren. »Vermutlich kommt Euch dieser Aberglaube gelegen. So eilt Euren Armeen ein Ruf voraus, der ihnen manche Schlacht erspart.«
    Der General erlaubte sich ein kleines Lächeln.
    »Habt Ihr den Überfall auf Enaks Gut befohlen?«, hakte Taramis sofort nach.
    Natsars Fischgesicht schien zu versteinern. Er schwieg. Selbst als Ez ihm eine weitere Panzerplatte im Rücken eindellte, blieb der Gefangene stumm.
    »Also wart Ihr es«, sagte Taramis leise. Der General hatte ein Motiv gehabt, Enak einem seiner Seelenfresser auszuliefern, damit dieser sich in dessen Gestalt das Vertrauen des Rates von Debir erschleichen konnte. »Ist Asor ein Antisch?«
    »Meine Antwort darauf kennt Ihr.«
    Taramis verstärkte den Druck auf den Panzer, bis sich Natsar, wohl aus Respekt vor dem Feuer des Stabes, in die Leichengrube drängen ließ. »Wollt Ihr, dass dies Euer Grab wird, General?«
    Die Barteln des Feuermenschen zitterten, seine riesigen Augen funkelten zornig, sonst ließ er keine Reaktion erkennen.
    »Sagt mir endlich, wer sich hinter Asors vielen Gesichtern verbirgt«, insistierte Taramis. Er senkte bedrohlich die Stimme.
    Der Dagonisier ging auf die Knie und reckte unbehaglich den Hals, der samt den Giftstacheln nach wie vor in der Krause steckte. »Stoßt zu. Ich bin bereit, mich in Dagons Hand zu geben. Er wird mich auf dem Weg der Unsterblichkeit begleiten.«
    »Euer Fischgötze kann gar nichts für Euch tun«, fauchte Taramis und holte mit Ez wie mit einem Wurfspeer aus. »Euch ist doch klar, dass wir nicht mehr auf Euren Drachenwurm angewiesen sind. Wenn nötig, finden wir in Komana leicht andere Reittiere. Ihr seid von jetzt an entbehrlich für uns.«
    »Wenn Ihr ein Pfand wie mich so leichtfertig aus der Hand gebt, dann seid Ihr nicht der Mann, für den ich Euch gehalten habe.«
    »Taramis!«, sagte Marnas leise.
    Der junge Nebelwächter ließ den Stab langsam sinken. »Vertraut nicht zu sehr auf Euren Wert, General. Ihr mögt eine Geisel sein, die sich gewinnbringend eintauschen lässt, das ist wahr. Doch schon morgen könntet Ihr bereuen, nicht hier und jetzt von der Hand eines Kriegers gefällt worden zu sein.«

Der Magere Drache
    H ast du das ernst gemeint?« Gabbars gewaltiger Brustkorb vibrierte bei jedem Wort wie eine große Trommel.
    »Was?«, fragte Taramis einsilbig. Sie ritten auf schwerfälligen Ackergäulen, die Aragor und Zur eingefangen hatten. Der Wald, der Fürst Enaks Gut umgab, lag etwa eine Meile hinter ihnen. In der Ferne flimmerten die Dächer Peors in der schwülheißen Mittagsluft.
    »Dass Natsar es morgen schon bereuen könnte, von einem Mann getötet worden zu sein. Willst du ihn an Lebesi ausliefern?«
    »Wenn sie uns geben kann, was wir anderswo nicht bekommen – wieso nicht? Ich denke schon darüber nach, seit Barnas uns von der Hexe von Peor erzählt hat.«
    »Ich schätze, sie hasst den General.«
    »Kann man ihr nicht verübeln. Er hat ihr Reich dem König der Fischköpfe unterworfen.«
    »Fragt sich nur, ob sie auch den Mut hat, sich gegen Dagonis zu erheben. Wenn du ihr Natsar auslieferst, könnte sie ihn einfach wieder freilassen.«
    »Er hat Beth Gao geschändet. Sollte sie das versuchen, werden wir ihn töten.«
    »Im Palast?«
    »Die Tempelwächter von Jâr’en sind für schwierige Einsätze ausgebildet.«
    Einige Meilen weit ritten sie schweigend nebeneinander her. Taramis konnte sehen, wie unwohl sich sein Freund in der neuen Garderobe fühlte. Nachdem der Fürst und die anderen Toten beigesetzt worden waren, hatten die Männer einige Kleidertruhen im Gesindehaus geplündert. Das war notwendig gewesen, weil die hiesige Tracht der Landbevölkerung der in Debir gekauften nicht einmal ähnelte.
    Jetzt hüllten sich die Zeridianer in unterschiedlich gefärbte Dschubben aus grobem Tuch; Gabbar hatte sich eine braune und Taramis eine weinrote ausgesucht. Die mantelartigen, weiten Obergewänder waren vorne offen und hatten lange Ärmel, die etwa eine Handbreit über die Ellenbogen reichten. Darunter trugen die Männer Entaris, luftige Unterkleider aus weißem Leinen. Zum Schutz vor der Sonne hatten sie überdies Lederkappen gewählt. Der bis auf die Schultern herabhängende Nackenschutz dieser landesüblichen Kopfbedeckung verbarg gleichzeitig ihre Kiemenspalten vor neugierigen Blicken.
    Nach etwa sechs Meilen

Weitere Kostenlose Bücher