Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt
Fürstenhäusern von Peor weiß ich wenigstens, woran ich bin. Natürlich ist unsereiner immer auf den besten Preis aus.«
»Und da wären hohe Einfuhrabgaben eher hinderlich.«
»Mir bereiten eher die Bestechungsgelder Kopfschmerzen. Die Beamten der Präfektur für Handelsfragen haben schon früher gerne die Hand aufgehalten – ich wollte wissen, was mich jetzt erwartet. Zölle, Genehmigungen, was ist zu beachten, um in Ruhe seine Geschäfte abwickeln zu können?«
Taramis beugte sich vor und senkte die Stimme. »Ich kann Euch nur so viel sagen: Fordert die Fischköpfe nicht heraus. Sie können sich als wahre Bestien entpuppen.«
Uladan nickte. »Davon habe ich schon gehört.«
»Ihr seid also schon öfter in Peor gewesen?«
»Regelmäßig.«
»Habt Ihr je von einem Mann namens Asor gehört?«
Der Händler spitzte die Lippen. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor …« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich weiß nicht, wo ich ihn hinstecken soll. Was ist mit ihm?«
»Er schuldet mir etwas.«
Uladan lachte. »O das kenne ich gut! Die Fürsten sind leider säumige Zahler, das gilt hier wie anderswo. Ich würde Euch gerne helfen. Wo habe ich den Namen nur schon gehört? Asor … Asor …«
Während Uladan vor sich hingrübelte, kam der Wirt mit einem weiteren Krug Bier an den Tisch. Als er diesen gerade abstellen wollte und das Gemurmel des Händlers vernahm, riss er die Augen auf. In seinem hageren Gesicht spiegelte sich Furcht. »Seid still, Herr!«, raunte er.
Taramis war wie elektrisiert. Rasch packte er das Handgelenk des Mannes und drückte seinen Arm auf den Tisch. »Warum soll er schweigen?«
Die Schmerzen des eisenharten Griffs zeichneten sich auf dem Gesicht des Wirtes ab. »Es gibt Dinge, über die reden wir hier nicht«, presste er mit schmerzverzerrtem Gesicht hervor.
»Bitte macht für uns eine Ausnahme«, sagte Taramis. Er lächelte, während er den Arm des Mannes noch fester auf den Tisch presste. »Was wisst Ihr über Asor?«
»Nennt seinen Namen nicht, wenn Euch Euer Leben lieb ist!«, zischte der Wirt. Gehetzt sah er sich im Schankraum um.
Uladan fühlte sich offenbar bemüßigt, zwischen seinen Tischgenossen und dem Hausherrn zu schlichten. »Dieser … Unaussprechliche schuldet Eurem Gast ein hübsches Sümmchen. Ihr wollt doch auch nicht, dass jemand die Zeche prellt. Sagt ihm …«
»Nein, verdammt noch mal«, ächzte der Wirt.
»Soll ich …?«, setzte Gabbar an.
»Das wird nicht nötig sein«, unterbrach ihn Taramis und richtete das Wort wieder an den Wirt. »Was immer Ihr über … den Unaussprechlichen wisst, Ihr müsst es mir sagen. Die Seele meines großen Freundes hier«, er deutete mit dem Kopf auf Gabbar, »ist sehr verletzlich. Sturheit reizt ihn leicht dazu, anderen die Knochen zu brechen. Das passiert einfach so. Sein Geist entlädt sich in einem Donnerschlag.« Den Rest überließ Taramis der Phantasie des Mannes.
Dessen Blick sprang gehetzt zwischen den beiden Zeridianern hin und her. Er beugte sich noch tiefer über den Tisch, als es seine Zwangslage ohnehin erforderte, und raunte: »Ich weiß sowieso nur das, was ein offenes Geheimnis in Peor ist. Aber Lebesi hat bei Todesstrafe verboten, darüber zu reden.«
»Dann singt doch einfach«, knurrte Gabbar.
»Die Regentin hat einen Sohn.«
»Ihr meint Prinz Og.«
»Nein …« Der Wirt schüttelte heftig den Kopf. Er schien seine Gedanken erst ordnen zu müssen, ehe er fortfahren konnte. »Das alles ist zwölf Jahre her. Og war damals vier. Am Hof wurde gemunkelt, die Königin erwarte ein zweites Kind. Ein Unhold soll sie geschwängert haben. In diesen Tagen ist König Baha spurlos verschwunden. Sein Weib erlitt sechs Monate später eine Fehlgeburt. Andere behaupten, Lebesi habe eine Chimäre zur Welt gebracht, etwas, das halb Mensch, halb Ungeheuer war. Seit jener Zeit nennen manche sie die ›Hexe von Peor‹.«
Taramis ließ das Handgelenk des Wirtes los. »Wollt Ihr damit andeuten, Asor sei Lebesis zwölfjähriger Sohn? Da müsst Ihr Euch irren. Ich suche keinen Knaben, sondern einen erwachsenen Krieger.«
Die Stimme des Genötigten wurde noch leiser. »Wenn Ihr mich schon zum Hochverrat zwingt, könntet Ihr mich wenigstens ausreden lassen. In jenen Tagen gab es einen tapferen Recken mit dem Namen des Unaussprechlichen am Hofe. Er war der persönliche Leibwächter der Königin. Manche behaupten, er sei ihr Liebhaber und der Vater des abgegangenen Kindes gewesen. Jedenfalls ist auch dieser Ritter
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