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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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und den Blick durch den Saal schweifen ließ. Wie Gespenster wichen die Geiseln vor ihm zurück. Sie wussten alle, was er wollte.
    Er deutete. »Du.«
    »Nein.« Eine Männerstimme.
    »Aufstehen.« Nixon wandte sich wieder zur Haupttür. »Fünfundsechzig Sekunden.«
    »Der Hubschrauber kommt. Sie müssten ihn eigentlich schon hören«, erwiderte Nguyen.
    Blödsinn, dachte Rory.
    »Blödsinn«, blaffte Nixon.
    In der Ferne konnte Rory Hubschrauber erkennen, und sie hörte auch einen, der anscheinend hoch oben kreiste, aber es war unmöglich, dass er in der kurzen Zeit Goldbarren im Wert von fünf Millionen Dollar geladen hatte. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Bald war der Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gab.
    Ein leises Krächzen kam von Nixon. »Du da am hinteren Fenster – ja, du. Sag mir, was du siehst. Ist ein Hubschrauber im Anflug?«
    Links von Rory antwortete die Angesprochene: »Ich weiß nicht.«
    Plötzlich meldete sich in Reagans Einkaufstüte ein Handy. Mit Rorys Klingelton.
    Nixons Spiegelbild jagte nach rechts, dann nach links. Da die menschlichen Schutzschilde die Fenster verdeckten, konnte er nicht erkennen, was draußen vorging. Schließlich fixierte er Reagan. Mit einem Fingerschnippen deutete er zum Computer auf Judge Wielands Pult. »Schau nach, was in den Nachrichten kommt.«
    O Gott.
    Reagan rannte hinauf zur Richterbank und legte das Gewehr ab. Dann beugte er sich über den Monitor und hackte unbeholfen auf die Tastatur ein. Kurz darauf setzte er sich auf und schüttelte den Kopf.
    Nixon brüllte Richtung Tür: »Ihr wollt mich verscheißern.«
    »Er ist im Anflug«, antwortete Nguyen.
    Am Computer schüttelte Reagan erneut heftig den Kopf. »Die Bullen stehen bloß rum. Sie machen keinen Landeplatz frei.«
    »Sechzig Sekunden«, rief Nixon. »Dann steht der Heli am Boden. Sonst bereut jemand seine Berufung zum Geschworenen.«
    Die gebrochene Stimme eines Mannes: »Bitte erschießen Sie mich nicht. Ich pflege meine Mutter. Und ich habe eine kleine Schwestern.« Es war Frankie Ortega.
    Rory wurde schwindlig. Trotzdem sagte sie: »Ich sehe den Hubschrauber. Er landet gleich.«
    Das stimmte nicht. Der Helikopter kam gerade von hinten übers Dach und war kaum zu erkennen. Aber etwas Besseres fiel ihr nicht ein, und so versuchte sie, wenigstens halbwegs überzeugend zu klingen.
    »Keine Lügen.« Nixon blieb unbeeindruckt. »Fünfzig Sekunden.«
    »Nein«, widersprach Rory. »Hören Sie das denn nicht?«
    »Wo?«
    Sie hoffte, dass die anderen an den Fenstern begriffen und sich nichts anmerken ließen.
    »Er ist direkt über uns. Weit oben. Das Kamerateam im Parkhaus kriegt ihn nicht ins Bild. Deswegen ist er nicht im Fernsehen.«
    Sie konnte den Helikopter nur sehen, weil sie direkt am Fenster stand. Er trug das Abzeichen der Polizei. Und er war sicher nicht für Schwertransporte ausgelegt. Rory hatte keine Ahnung, ob er wirklich zu ihnen unterwegs war.
    Das Rotorendröhnen wurde lauter und hallte von den Wänden wider.
    »Dreißig Sekunden«, schrie Nixon. »Kreisen zählt nicht. Auf den Boden, wo ich ihn sehen kann.«
    Vor dem Gewehrlauf flehte Frankie: »Nein, Mann. Bitte nicht.«
    Reagan starrte auf den Monitor und schüttelte den Kopf.
    »Das war’s. Neunzig Sekunden sind vorbei.«
    »Er landet«, rief Rory. »Die Fernsehleute können es nicht filmen. Aber ich sehe ihn – er landet auf dem Dach.«
    Der Mann im roten Karohemd neben ihr schaltete sich ein. »Er kommt runter. Um Gottes willen, Sie können doch nicht verlangen, dass er landet, bevor die Polizei Kontakt zum Piloten aufgenommen hat.«
    Nixon blieb stumm.
    Rory hielt den Atem an. Bitte nicht Frankie. Bitte. Das Motorenwummern brandete an die Mauern. Sie spähte über die Schulter.
    Nixon schaute zu den Fenstern, um den Helikopter zu erkennen. Reagan fixierte weiter den Bildschirm. Er schüttelte den Kopf. »Sie zeigen es nicht.«
    »Wahrscheinlich will die Polizei, dass es geheim bleibt«, sagte Rory. »Aber er ist da. Hören Sie doch.«
    Der Hubschrauberlärm wurde lauter.
    Nixon brüllte Richtung Tür: »Ich kann euch nur raten, dass das stimmt.«
    Nach einer Sekunde rief Nguyen: »Er landet auf dem Dach.«
    Rory glaubte das nicht. Sie glaubte es wirklich nicht. Vielleicht hatte Nguyen sie gehört und war auf ihr verzweifeltes Spiel eingegangen.
    Schließlich knurrte Nixon: »Wir hauen ab.«
    Vor Erleichterung wäre sie fast umgekippt. Sie drehte den Kopf und bemerkte, dass Nixon nicht mehr auf Frankie zielte.

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