Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
Frankie lehnte sich an eine Bank, eine Hand vor dem Gesicht.
    Nixon stapfte zur Mitte des Saals. »Also gut. Wir brechen jetzt auf. Die drei Leute, die vorhin ausgesucht wurden, kommen mit.«
    Rory hatte keine Ahnung, was sie erwartete. Aber damit sie und die anderen Geiseln mit heiler Haut davonkamen, brauchte es viel Geschick, Glück und Disziplin – alles Qualitäten, die Reagan und Nixon bisher nicht an den Tag gelegt hatten. Da standen die Chancen, einen Yeti zu fangen, noch besser.
    Nixon rief durch die Haupttür. »Ihr habt gerade einen Voll streckungsaufschub gekriegt. Aber wenn ihr eure Zusagen nicht einhaltet, wird er wieder aufgehoben.«
    Er winkte Reagan heran. Mit dem Zeigefinger zeichnete er etwas in seine Handfläche. Vielleicht den Fluchtplan. Sie wettete darauf, dass es darum ging, Geiseln als Schutzschilde zu benutzen. Und sie war größer als die beiden Männer. Um sich hinter ihr zu verstecken, mussten Nixon und Reagan nicht einmal den Kopf einziehen.
    Die zwei waren so nervös, dass sie sogar auf Staubkörner und Fusseln geschossen hätten. Mit diesen Figuren wollte sie nirgends hin, nicht einmal über Los auf einem Monopoly- Brett. Außerdem mahnte eine Stimme in ihrem Hinterkopf, dass es draußen genauso gefährlich war, wo sie von einer Armee schwer bewaffneter Polizisten erwartet wurden. Und sobald sie hinaustraten, würden Nixon und Reagan merken, dass Rory sie angelogen hatte.
    Wieder ließ Nixon mit einem dumpfem Geräusch die Finger schnippen und winkte die drei Auserwählten zu sich. »Los.«
    Unsicher und ängstlich setzten sich der Rotkarierte und Staatsanwalt Cary Oberlin in Bewegung.
    Rory blieb am Fenster und berührte das warme Glas, das ihr inzwischen vertraut und stabil erschien, auch wenn es jederzeit zerbersten konnte. »Nein.«
    Nixon wirbelte herum. »Was war das?«
    Rory ging jetzt volles Risiko. Ein Münzwurf um ihr Leben. Sie war überzeugt, dass die beiden es auf sie abgesehen hatten – und dass sie sie lebend brauchten.
    »Was ist, wenn ich mich weigere?«
    In den Reihen der Liegenden enstand Bewegung. »Halten Sie den Mund!«, rief eine Frau. Und ein Mann stimmte ein: »Seien Sie still. Sie wurden ausgesucht.«
    Sie schaute Nixon an. Wenn er statt ihrer jemand anders bedrohte, konnte sie sich immer noch fügen. Aber sie setzte darauf, dass er das nicht tat. Außerdem war es nie gut, die Entscheidung über das eigene Geschick anderen zu überlassen. Solange es irgendwie möglich war, musste sie sich wehren.
    Nixon starrte zurück. Trotz der Balaklava war die bleiche Haut um seine Augen zu erkennen. Unter dem linken Auge hatte er eine tiefe Narbe, die senkrecht verlief wie die Spur einer Träne. Einer Träne, die zu knorrig weißem Gewebe vertrocknet war, tot und hart.
    Der Mann am Boden reagierte empfindlich darauf, dass Rory ihn nicht beachtete. »Sie sind ausgewählt worden, also müssen Sie auch mit. Wenn Sie sich weigern, nehmen die einfach jemand anders.«
    Sie hörte kaum mehr als das Wimmern und die Panik in seiner Stimme. Das ist unfair. Sie spürte, wie ihre Knie schwach wurden, und zwang sich zur Ruhe.
    Endlich löste Nixon die Lippen voneinander. Der Geruch seines Rasierwassers waberte durch die Luft. »Keine Widerrede. Du kommst mit.«
    »Warum?« Sie bemühte sich um einen fordernden Ton.
    Nixon schüttelte sich fast, so unglaublich fand er ihre Hart näckigkeit. Auf der anderen Seite des Saals steuerte Reagan bereits auf die Tür des Richterzimmers zu.
    Natürlich hatte Nixon die Möglichkeit, sich jemand anders zu schnappen. Jemand, der fügsamer war und dabei ge nauso groß und schnell. Jemand, der ihnen auf der Flucht mit seinem Körper Schutz bot, ohne Fragen zu stellen. Aber sie glaubte nicht, dass es so kommen würde.
    »Warum?« Ihre Stimme klang fest.
    Jeder Ausdruck verschwand aus Nixons Augen. Mit drei großen Schritten war er bei ihr.
    Er packte sie am Arm und zerrte sie vom Fenster weg. Riss sie an sich. Er schwitzte, sein Körpergeruch mischte sich mit dem Rasierwasser. Er zog eine Grimasse, die durch den Mund schlitz seine angeschlagenen Zähne zum Vorschein brachte. »Warum? Weil …«
    Plötzlich ein Klirren, Bersten, Krachen, alles zugleich. Nixons Kopf ruckte zur Seite, und er brach zusammen.
    Rory konnte auf einmal durch den Saal bis zur Haupttür sehen, und gleichzeitig verschwamm ihr Blick von etwas Heißem, Klebrigen.
    Die Leute schrien. Rory schaute nach unten. Nixon lag reglos hingestreckt. Eine Seite seiner Balaklava war

Weitere Kostenlose Bücher