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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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sich bereits dicht an dicht die aufgeblasenen beigen Häuser der Siedlung mit ihren viereinhalb Meter hohen Kathedralendecken und briefmarkengroßen Rasen ab. Ein Poltergeist -Viertel – protzige Billigtraumhäuser, aufgetürmt wie für einen Film. Zwar nicht über alten Grabstätten, aber trotzdem einfach nur gruslig.
    Diesen Weg hätte sie blind laufen können. Hier hatte sie seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr trainiert. Sie liebte ihn, doch zugleich war es niederschmetternd für sie, heute hier zu laufen.
    Zwei Jahre lang hatte sie geglaubt, den Absprung geschafft zu haben. Sie hatte sich auf das Jobangebot gestürzt und war ohne einen Blick zurück davongeflogen. Und Helsinki war eine unglaubliche Erfahrung für sie gewesen. Einsam wie die Hölle, aber wunderschön. Im Sommer ging die Sonne um ein Uhr morgens auf und um elf Uhr abends unter, also war sie gelaufen. Zuerst wollte sie überhaupt nichts anderes tun. Laufen, die ganze Nacht, durch Birkenwälder und am Hafen entlang, vorbei an der russisch-orthodoxen Kathedrale. Das Laufen half ihr zu vergessen. Es bewies, dass sie sich wieder gefangen hatte. Es bewies, dass sie die Gespenster von früher hinter sich gelassen hatte.
    Der Weg stieg an. Sie legte sich ins Zeug. Chiba gab das Tempo vor. Irgendwo aus der Stadtmitte wehte das Wimmern einer Sirene herüber.
    Was hatten die Bewaffneten bloß mit ihrem Überfall auf den Gerichtssaal bezweckt?
    Vielleicht hassten sie die Angeklagten. Weil sie Cops waren. Weil sie Brad Mirkovic getötet hatten.
    Brad war kein Unschuldslamm gewesen. Er war mehrfach mit der Polizei aneinandergeraten und hatte Drogen- und Alkoholprobleme. Ein Halbstarker, wie er im Buch stand. Daher stellte sich die Öffentlichkeit zunächst geschlossen hinter Jared Smith und Lucy Elmendorf. Der verzogene Sohn eines reichen Gangsters überfällt einen Polizisten und seine Kollegin in dessen Haus und wird erschossen? Selber schuld.
    Dann kam Samuel Koh mit dem von seiner Überwachungs kamera aufgezeichneten Film in die Zentrale der Polizei von Ransom River, und das Blatt wendete sich.
    Es wurde bekannt, dass Brad Mirkovic die Angeklagten im Bett erwischt hatte. Und dass er, um seiner Mutprobe die Krone aufzusetzen, beschlossen hatte, ein Erinnerungsfoto von der beeindruckenden Rhythmusarbeit der beiden Polizisten zu schießen. Dummerweise vergaß er dabei den automatischen Blitz seiner Handykamera.
    In dem anschließenden Tumult floh Brad. Mit dem Telefon in der Hand rannte er in die Küche, stieß die Hintertür auf und taumelte in Smiths Garten.
    Womit die erste Lüge in der Geschichte der Angeklagten aufgeflogen war.
    Brad war draußen erschossen worden. Nicht in der Küche. Nicht bei einem direkten Angriff auf Jared Smith.
    Die Polizei hatte die Bilder der Überwachungskamera nicht freigegeben. Doch aufgrund dieser Aufnahmen wurden Smith und Elmendorf verhaftet und wegen Mordes angeklagt. Bald darauf begannen die Schikanen gegen Koh. Dann behauptete der Vater des Jungen in mehreren Interviews, dass »führende politische Kreise der Stadt« den Prozess manipulieren wollten. Ab da wurde der Fall zu einem Sumpf aus Gerüchten und Verschwörungstheorien.
    Die Berufung zur Geschworenen katapultierte Rory kopfüber in diesen Morast. Und dann, um allem die Krone aufzusetzen, der Überfall aufs Gericht. Ein einziges Rätsel.
    Nach fünfundzwanzig Minuten erreichte sie die Spitze der Pinnacles. Doch sie stoppte nicht, um die Aussicht auf die Stadt und das Tal zu genießen. Stattdessen machte sie sofort kehrt und lief zügig nach unten, um im Hämmern ihrer Schritte alles zu vergessen, was sie zu überwältigen drohte.
    Allmählich wurde die Straße wieder flacher, und sie verschärfte das Tempo. Gleichmäßig und entspannt blieb Chiba an ihrer Seite.
    Als sie noch einen Block von Petras Haus entfernt war, schob sich ein schwarzer Suburban neben sie und verlangsamte auf ihre Geschwindigkeit. In den dunkel getönten Scheiben spiegelte sich grell die Morgensonne. Dann machte der Wagen einen kreischenden Satz nach vorn und stoppte.
    O Gott. Rory bremste scharf ab. Sie packte ihre Schlüssel und steckte sie sich wie Klauen durch die Finger. »Chiba.«
    Die Beifahrertür des Suburban öffnete sich, und ein Mann stieg aus. Er trug einen Traueranzug über hundert Kilo steroidgestählten Muskeln.
    Rory wich zurück. »Chiba.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nicht, Rory. Grigor Mirkovic möchte Ihnen eine Frage stellen.«

17
    Rory suchte die Straße ab. Doch

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