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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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zu verleiten. Er musste sich in die Welt einer Ziel person einschleichen und die Ereignisse abwarten. Um Rorys Bedenken zu zerstreuen, verwies er auf die klaren Richtlinien der Polizei. An erster Stelle stand das Gebot, nie zu vergessen, dass er Polizeibeamter war. Und seine Ausbildung gab ihm auch für das Handeln in ambivalenten Situationen Grundsätze an die Hand.
    Leider nur in der Theorie. Er war engagiert, einfallsreich und jung. Das untergrub seine Besonnenheit.
    Und je mehr sich die Operation Sperrrad dem Zeitpunkt näherte, da man Verhaftungen ins Auge fassen konnte, desto mehr zog er sich in sich selbst zurück.
    Und dann folgte Rorys zweite Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug.

35
    Seth fuhr zurück wie nach einem Schlag ins Gesicht.
    »Nein.« Sie merkte, dass er ihre Worte falsch gedeutet hatte. »Das hab ich nicht gemeint. Es ist vorbei. Das heißt, die Vergangenheit, alles …«
    »Hab schon verstanden.«
    »Nein, hast du nicht.«
    Ihr Telefon piepte.
    Sie ließ es einfach klingeln. »Ich meine, was passiert ist, ist passiert. Das muss man akzeptieren. Ich möchte mich nicht in einer Endlosschleife verfangen und die Geschichte wiederholen.«
    »Keine Sorge, das passiert nicht. Alles klar.«
    Das Telefon plärrte weiter.
    Unnatürlich grell stach ihr die Sonne in die Augen. »Können wir nicht die Stopptaste drücken und noch mal von vorn anfangen?«
    Seth wies mit dem Kinn auf das Handy. »Ist vielleicht wichtig.«
    Rory schaute aufs Display. Eine Ortsnummer, die ihr bekannt vorkam. Sie meldete sich. »Hallo, Amber.«
    »Da bist du ja, Schätzchen. Hab mir schon Sorgen gemacht.«
    »Was ist denn?«
    »Boone hat mich gerade angerufen. Er sagt, Seth Colder ist in der Stadt.«
    »Kann schon sein. Ich hab Boone nicht gesehen – ist er im Zentrum?« Sie warf Seth einen Blick zu.
    »Ich hab mich bloß gefragt, ob du weißt, dass Seth in der Gegend ist. Wollte dir Bescheid geben. Für alle Fälle, damit du vorbereitet bist.«
    »Für alle Fälle?«
    »Wenn er dir über den Weg läuft. Damit du nicht erschrickst«, erklärte Amber.
    »Sehr aufmerksam von dir. Danke für die Warnung.«
    »Wir wissen doch alle, was … du durchgemacht hast, Schätzchen. Kann mir gar nicht vorstellen, was er hier will. Hast du eine Ahnung?«
    »Das wird sich schon zeigen. Danke, Amber.« Sie beendete das Gespräch.
    Seth starrte auf den Schlüssel in seiner Hand. »Möchtest du noch mal einsteigen?«
    Dahinter verbarg sich eine andere Frage: Hab ich es wieder vermasselt?
    E s passierte drei Tage vor dem Termin ihres Juraexamens. Zu Hause angekommen, legte Seth die Kleider und den Schmuck seiner Tarnidentität ab; er wusch sich das Rasierwasser herunter, doch die Anspannung wurde er nicht los. Wie ein un sichtbarer Mantel hing die Unruhe in der Luft. Auch Rory war wegen ihrer Prüfung stark unter Druck. Drei Jahre Studium, zigtausend Dollar Darlehen und eine zugesagte Arbeitsstelle standen auf dem Spiel.
    Seth war nervös, zerstreut und aufbrausend. Auch sie war reizbar und empfindlich. Wahrscheinlich hätte sie ihn einfach in Ruhe lassen sollen. Aber im Leben gab es nun mal keine Rückspultaste.
    Sie und Seth waren zum Abendessen im San Fernando Valley, in einem mexikanischen Restaurant jenseits der Stadtgrenze von Ransom River. An den Wänden hingen blinkende weiße Weihnachtslichter und bunte Gemälde von Matadoren. Das Essen war günstig und reichlich und das Bier kälter als Schnee.
    Und es gab eine Jukebox. Seth stand davor, eine Hand an die Wand gestützt, um seine Vierteldollarmünzen in Songs einzutauschen. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt. Rory saß mit ihrer Cola da und fragte sich, ob er ihr auch sonst den Rücken zukehrte. Ob er sein Leben noch im Griff hatte. Sie war so in seinen Anblick versunken, dass sie überhaupt nicht mitbekam, wie sich die Tür öffnete. Sie bemerkte den Mann erst, als er ihren Tisch bereits erreicht hatte.
    Der wandelnde Dolch.
    Er war klein und trug ein Tweedjackett mit ledernen Ellbogenflicken über einem weißen Rollkragenpulli, als wäre er ein Geschichtsprofessor. Nur seine Augen ähnelten eher denen einer Puppe: rund, große Pupille, ausdruckslos. Er hatte einen seiner Schläger dabei. »Na, wen haben wir denn da?«
    Äußerlich ruhig schaute sie ihn an. Jede Synapse in ihr schrie: Lauf. »Bitte?«
    »Anscheinend hast du dir das mit meinem Freund Hollis anders überlegt.« Er sah sich nicht nach Seth um.
    Auch Rory tat es nicht. Verzweifelt suchte sie nach Worten. Sie durfte auf

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