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Die Zitadelle des Autarchen

Die Zitadelle des Autarchen

Titel: Die Zitadelle des Autarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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militärische Erfahrung, meinte aber, daß ich festgestellt hätte, manchmal sei es schon ein Gewinn, sich zu befreien.
    »Hatte jedenfalls gehofft, du würdest ein besseres Ergebnis aushandeln.«
    Unaufhaltsam steigend, ohne daß wir es gemerkt hätten, streckten sich die Berggipfel im Westen bereits nach dem unteren Rand der Sonne; ich deutete darauf.
    Plötzlich begann Guasacht zu lächeln. »Schließlich sind das dieselben Ascier, denen wir sie vorher abgeknöpft haben.«
    Er rief den ascischen Offizier herbei und sagte ihm, unsere berittenen Soldaten würden die Spitze des Angriffs bilden und er könne mit seinen Soldaten der stählernen Kutsche zu Fuß folgen. Der Ascier willigte ein, aber nachdem seine Männer sich wieder bewaffnet hatten, bestand er darauf, ein halbes Dutzend davon aufs Dach der Kutsche zu stellen und den Ausfall mit seinen übrigen Leuten anzuführen. Guasacht stimmte zu, war offensichtlich aber wenig erfreut, was mir freilich als bloße Verstellung vorkam. Wir setzten einen bewaffneten Reiter auf alle acht Streitrosse des neuen Gespanns, und ich sah Guasacht ein ernstes Wort mit ihrem Kornett wechseln.
    Ich hatte den Asciern versprochen, wir wollten nördlich ausbrechen durch den Kordon der Deserteure, aber das Gelände war, wie sich zeigte, in dieser Richtung für die Kutsche ungeeignet, so daß wir uns zuletzt auf Nordwesten einigten. Die ascische Infanterie bewegte sich in einem überaus schnellen Laufschritt und feuerte, als der Feind nahte. Als nächstes folgte die Kutsche. Die schmalen, harten Spitzen von den Conti der Reiter bohrten sich in die Leiber des zerlumpten Fußvolks, das sie zu umzingeln suchte, und die Arkebusen der Ascier auf dem Dach entluden krachend ihre Energie inmitten der Menge. Die Tier-Menschen feuerten aus den vergitterten Fenstern ihre Musketen ab und streckten mit einem Schuß ein halbes Dutzend nieder.
    Unsere übrigen Leute (darunter auch ich) folgten der Kutsche, nachdem wir unsere Stellungen gehalten hatten, bis sie fort war. Um wertvolle Ladung zu sparen, steckten viele von uns den Contus durch den Sattelring, zogen das Schwert und ritten die versprengten Reste nieder, die von den Asciern und der Kutsche zurückgelassen worden waren.
    Bald hatten wir den Feind hinter uns gebracht und kamen in freieres Gelände. Sogleich gaben die Reiter ihren Tieren, die vor die Kutsche gespannt waren, die Sporen, und Guasacht, Erblon und ein paar andere, die dem Gefährt unmittelbar folgten, fegten in einer Wolke aus roten Flammen und stinkendem Rauch die Ascier vom Dach. Diejenigen zu Fuß stoben auseinander und fingen zu feuern an.
    Es war ein Kampf, an dem ich, wie ich glaubte, nicht teilnehmen sollte. Ich hielt mein Tier an und sah deshalb – wohl vor allen anderen – die ersten jener Streiter, die sich wie der Engel in Melitos Fabel aus den Wolken des Abendhimmels herabsenkten. Sie waren schön anzusehn und hatten einen nackten, schlanken Mädchenkörper; ihre Regenbogenschwingen aber spannten sie weiter als jeder Teratornis, und alle trugen in jeder Hand eine Pistole.
    Nachdem wir spät in jener Nacht ins Lager heimgekehrt waren und unsere Verwundeten versorgt hatten, wollte ich von Guasacht wissen, ob er das, was er getan habe, noch einmal täte.
    Er überlegte kurz. »Ich konnte ja nicht ahnen, daß diese fliegenden Jungfrauen daherkämen. Wenn man’s von dieser Seite betrachtet, ist’s nur natürlich – was in dieser Kutsche gewesen ist, müßte bestimmt gereicht haben, das halbe Heer zu bezahlen, also würden sie nicht lange zaudern, ihre Elitetruppen auf die Suche danach zu entsenden. Aber bevor’s geschehen ist, hättest du dir das träumen lassen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Hör zu, Severian! Ich sollte so etwas gar nicht zu dir sagen. Aber du hast getan, was du konntest, und du bist der beste Bader, den ich je zu Gesicht bekommen habe. Doch wie dem auch sei, alles hat einen guten Ausgang genommen. Du hast selber gesehn, wie freundlich der Seraph war. Was hat er auch gesehen? Schneidige Kerle, die versucht haben, die Kutsche vor den Asciern zu retten. Wir bekommen eine Belobigung dafür, möcht’ ich meinen. Vielleicht eine Auszeichnung.«
    Ich sagte: »Du hättest die Tier-Menschen und obendrein die Ascier töten können, als das Gold vor der Kutsche lag. Das hast du nicht getan, weil ich mit ihnen gestorben wäre. Ich glaube, du verdienst eine Belobigung. Von mir, zumindest.«
    Er rieb sich mit beiden Händen das müde Gesicht. »Nun, bin auch

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