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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Team auf einen Felsabriss geführt hatte. Vor ihr gähnte ein zehn Meter tiefer Abgrund. Sie würden erst ungefähr hundert Meter parallel zu dem steilen Abhang zurücklegen müssen, bevor sie wieder weiterkonnten.
    Da entdeckte Kendra das Tor. Es war offenbar aus Gold geschmiedet und bestand aus dicht nebeneinanderliegenden, senkrechten Gitterstäben. Statt an einer Mauer befestigt zu sein, schwebte es inmitten einer in allen Farben des Regenbogens schillernden Barriere aus Licht. Schimmernd wie ein Nordlicht erstreckte sie sich hoch in die Luft. Staunend stand Kendra vor dem Abgrund und beobachtete, wie sich die flackernden Lichtkaskaden in endlosen Kombinationen über den Himmel streckten, zusammenfalteten und wieder von neuem ausfächerten.
    Trask zog am Seil. »Wir kehren am besten um.«
    »Nein, wir müssen nur ein Stückchen an diesem kleinen Abhang entlang, dann können wir wieder vorwärts. Ich sehe das Tor schon.«
    »Du bist vom Weg abgekommen«, stöhnte Dougan. »Wir sind in die falsche Richtung gegangen.« Alle, die Kendra am Seil folgten, schauten zurück, weg vom Tor und dem beeindruckenden Lichterspiel. Sie begannen sie mit vereinter Kraft zurückzuziehen, und Kendra merkte, wie sie vom Tor wegtaumelte.
    »Vertraut eurer Wahrnehmung nicht«, sagte Kendra.
    »Wir stehen vor einem unpassierbaren Steilhang«, wandte Trask ein.
    »Halt!«, rief Kendra und kämpfte gegen sie an. »Eure Instinkte täuschen euch. Vertraut mir. Ich sorge dafür, dass keiner verletzt wird. Ich weiß, wie wir zum Tor gelangen können.«
    »Schließt die Augen!«, befahl Warren. »Macht sie fest zu und folgt Kendras Richtung.«
    »Ja, tut das«, bekräftigte sie. »Ich werde uns in sicherer Entfernung vom Abgrund halten. Lasst euch von mir führen.«
    Mit unsicherem Gemurmel schlossen die anderen die Augen. Kendra musste sich nun noch stärker in ihre Schritte hineinstemmen, denn die Gruppe versuchte immer wieder, vom Kurs abzuweichen, und selbst mit geschlossenen Augen fuhren sie fort, an der eingeschlagenen Route herumzumäkeln. Kendra führte sie zu einer Stelle, wo der steile Abhang flacher wurde, und ging direkt auf das Tor zu.
    »Bleibt bei mir«, kommandierte sie, als die Gruppe ein weiteres Mal anfing, sie in die falsche Richtung zu zerren.
    »Du führst uns in eine Lawinenzone!«, rief Dougan in Panik.
    »Er hat recht«, meldete sich nun selbst Mara zu Wort, und gemeinsam zogen sie so heftig am Seil, dass Kendra stürzte. Sie zerrten sie durch den Schnee, weg von der Regenbogen-Barriere, und Kendra rief ihnen verzweifelt zu: »Halt! Leute, halt! Ihr geht in die falsche Richtung!«
    »Ignoriert eure Instinkte!«, rief Gavin.
    »Geht einfach in die Richtung, in die Kendra uns führt«, fiel Warren mit ein.
    Tanu zog heftig am Seil, und alle blieben stehen. »Haltet die Augen geschlossen!«, brüllte der Samoaner.
    »Ich kann die Gefahr spüren«, beharrte Mara.
    »Eure Sinne sind verwirrt«, erklärte Kendra mit Nachdruck. »Wir sind direkt vorm Tor. Denkt nicht nach, folgt mir einfach.«
    »Blindes Vertrauen«, murmelte Gavin.
    »Blindes Vertrauen«, bestätigte Trask.
    Kendra stand auf und stapfte los. Sie versuchte, möglichst schnell zu gehen, denn sie waren jetzt ganz nah dran, und es war Zeit für den Endspurt. Schwer atmend stemmte sie sich gegen das Seil, während sie die kaleidoskopartigen Lichttentakel bestaunte, die sich nach links und rechts erstreckten, so weit ihr Auge reichte. Als sie zurückschaute, sah sie, dass ihre Gefährten selbst mit geschlossenen Augen die Gesichter abgewandt hielten. Sie folgten ihr auf steifen, zögernden Beinen den Abhang entlang. Aber sie folgten.
    Es war merkwürdig, sich der schimmernden Barriere zu nähern. Die bunte Mauer sah zu sehr wie ein Regenbogen oder eine Fata Morgana aus, wie eine optische Täuschung, die eigentlich zurückweichen sollte, wenn ein Betrachter näher kam. Stattdessen behielt die magische Mauer ihre Position unbeirrt bei. Blitzend und glänzend füllte sie Kendras Gesichtsfeld aus, während sie auf das vergoldete Tor zuschritt.
    »Bleibt stehen«, rief Kendra schließlich. Sie drehte sich um und sah, wie die anderen am ganzen Leib zitterten.
    »Weicht nicht von der Stelle«, knurrte Trask.
    Gavin und Warren ließen sich auf die Knie fallen. Mara stöhnte und verzog das Gesicht. Dougan summte mit angespannter Stimme eine Melodie vor sich hin, während sich auf seiner Stirn Schweißperlen sammelten. Tanu atmete tief durch, und seine Nasenflügel bebten

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