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Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Titel: Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Steen
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Mit ihrer hüfthohen Statur und dem kräftigen,
karamellfarbenen Fell sah sie wie eine Löwin aus. Kaum hatte sie die beiden
Rüden es ewig schlecht gelaunten Ingo Schmoller erreicht, warf sie sich auch schon
vor ihnen auf den Boden und fing an, sich wie eine rollige Katze zu gebärden.
Das brachte Schmollers Hunde natürlich auf, genauso wie ihn selbst. Während er
gegen den Besitzer des Tieres angeiferte und kein gutes Haar an dessen
Führungsqualitäten ließ, musterte Marie den Unbekannten. Da fiel es ihr
plötzlich wie Schuppen von den Augen: Verdammt, das war Dannys Chef! Was zum
Teufel machte der hier? Wenn sie ihn sah, würde sie ausrasten, und zwar nicht
zu knapp.
    Leider war die Freundin inzwischen auf den
Radau aufmerksam geworden. Sie drehte den Kopf herum und zuckte wie
elektrisiert zusammen.
    „Warum hast du mir nichts gesagt?“, fragte sie.
    „Weil ich keine Ahnung hatte, dass Moritz auch
hier verkehrt“, sagte Marie.
    Da ergriff Danny mit weit aufgerissenen Augen
ihren Jackenaufschlag, zog sie näher heran und sagte: „Bullshit! Natürlich
wusstest du das. Du tönst doch immer rum, dass du jeden Tag hier bist, sogar am
Wochenende. Du wusstest , dass er heute herkommt, und es macht dir einen
Riesenspaß, mich damit zu quälen.“
    „Also bitte!“, sagte Marie ärgerlich und
versuchte sich loszumachen.
    „Tu nicht so unschuldig!“, sagte Danny und zog
sie noch dichter an ihr Gesicht heran. „Du wusstest, dass er vorhin in der Uni
war und mir den Entwurf zu meinem zweiten Paper um die Ohren gehauen hat. Und
du wusstest auch, was er zu mir gesagt hat.“
    „Nein, woher denn?“
    „Von Silke, dieser blöden Ziege. Die reißt doch
sonst immer das Maul auf.“
    „Quatsch, Silke hab ich heute noch gar nicht
gesehen, und du wolltest ja nicht mit mir reden.“
    „Okay, dann erzähl ich dir mal, was Moritz
vorhin zu mir gesagt hat. Er hat gesagt, dass ich ’nen Haufen Schrott
zusammenschreibe und dass er außerstande sei, den zu lesen. Er sei durchaus
willens, es zu tun, aber seine Augen würden sich weigern. Anschließend hat er
gesagt, ich zitiere wörtlich: Also, Frau leeres Blatt, dann legen Sie mal los,
auf ein Neues. Fünf Sekunden nach der Verteidigung bin ich von ihm weg. Aber
bis dahin …“ Sie ließ den Satz offen und atmete heftig. „Gib’s zu: Das Ganze
ist ein gefundenes Fressen für dich. Du genießt es richtig. Wie deine Augen
leuchten.“
    „Mensch Danny“, sagte Marie und riss sich los.
„Ich will dich trösten und ablenken, und du machst mich hier an. Dabei geht’s
mir genauso schlecht wie dir. Ich fall auch durchs Raster.“
    „ Pah! Das hättest du wohl gern. Wenn ich deine
Klagelieder höre, fass ich mir doch an den Kopf. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wenn du
fallen würdest …“
    „Ja …?“ Marie biss sich auf die Unterlippe.
    „… würdest du weich landen“, fuhr Danny fort.
„Du könntest es so einfach haben, wenn du wolltest. Dein Vater
müsste nur jemanden anrufen, und schon wäre alles in Ordnung.“
    Danach war es eine Weile still. Kein Wort,
keine Bewegung, nicht mal ein Wimpernschlag auf Maries Seite. Nur das Brüllen
des Löwenhundes und Schmollers Gepöbel waren zu hören.
    „Du brauchst nicht gleich weiß um die Nase zu
werden“, sagte Danny. „Die Masche zieht bei mir nicht mehr. Du und deine
Luxusprobleme! Die möchten andere Leute haben. Vorhin hast du gesagt, dass du
nie die Prinzessin sein wolltest. Dass ich nicht lache! Du bist eine Prinzessin, und eine Primadonna und eine
Diva obendrein.“
    Immer noch Pause. Marie stand da, die Augen ins
Nichts gerichtet, die Hände in den Taschen ihrer Regenjacke vergraben. Ihre
Finger spielten mit den beiden Taschenlampen und dem Pfefferspray herum.
    Vergeblich, dachte sie. Die Zweizimmerwohnung.
Der Hund. Der Job. Vergeblich, nutzlos, umsonst.
    Doch dann löste sich ihre Erstarrung.
    „Weißt du überhaupt, wie unfair du bist?“,
fragte sie, zog die Hände wieder aus den Taschen und machte eine Geste, die
Empörung und Verbitterung bedeuten sollte.
    „Nein, und mein Mitleid für dich hält sich auch
in Grenzen“, sagte Danny. „Ich fahr jetzt ins Gewächshaus zurück. Da ist es wenigstens
schön warm, und ich hab meine Ruhe. Du kannst ja zu Fuß nach Hause humpeln.“
Dann warf sie Marie den Schirm vor die Füße, machte auf dem Absatz kehrt und
verließ den Platz.
    „Zicke!“, rief Marie ihr nach.
    In den nächsten Minuten stand sie mit gesenktem
Blick und wie versteinert da. Der

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