Die Zusammenkunft
verzerrte Gesichter, die sie anflehten, die sie um Hilfe anflehten. Hände griffen nach ihr, hielten sich an ihr fest, drohten sie zu Boden zu reißen.
Sie versuchte wegzulaufen, aber ihre Füße reagierten nicht. Dann spürte sie den Nebel, der auf sie zu schwebte, jede Zelle in ihr schrie nach Luft, während ein scharfer Schmerz sich tief in ihren Nacken und in ihre Brust bohrte und Hitze, unendliche Hitze, die ihren Rücken zu verbrennen schien.
Panik überflutete sie. Etwas versuchte ihr die Füße wegzuziehen, sie stürzte, bekam einen Schlag, ihr Kopf schien zu zerspringen und sie schrie weiter, lauter, was ihre Stimmbänder hergaben, sie hustete Blut aus, das ständig nachquoll, während sie in Todesangst um sich schlug.
Plötzlich merkte sie, dass jemand sie schnappte, vom Boden hochhob und mit ihr davonrannte. Sie konnte nur noch einmal aufschreien , dann verlor sie das Bewusstsein.
Da war sie, die Todesstille. So war es, wenn man tot war, wenn man gestorben war und es kein Zurück gab. Es fühlte sich leicht und gut an, friedlich und sanft. Sie war gestorben und ließ sich entspannt ins Nichts gleiten.
Sirona spürte einen Schlag ins Gesicht. Etwas drückte auf ihre Brust, dann wieder ein Schlag ins Gesicht. Der Druck auf der Brust tat ihr weh. Sie riss die Augen auf und starrte Taamin an, der mit hochrotem Kopf zum nächsten Schlag ausholen wollte. Brennende Luft durchströmte ihre Lungen, er riss sie hoch in seine Arme und sie hörte, wie ihm ein Schluchzen entfuhr. »Bitte verzeih, das wollte ich nicht, mein Gott bitte verzeih mir!«
Sie hob vorsichtig den Arm, strich mit der geöffneten Hand über seinen Kopf, sein Gesicht war tief an ihrem Hals vergraben.
»Taamin, alles ist gut, ganz ruhig«, hörte sie sich sagen, während sie selbst bebte und zitterte. Ihr Hals tat weh und ihr Mund war ausgetrocknet. Ihr war schlecht, sie hatte das Gefühl, nicht atmen zu dürfen, und sie weinte.
T aamin stand auf und trug sie in seinen Armen fort.
Als er mit ihr auf dem Arm aus dem Kolosseum gerannt war, hatte er s ie auf ein Stück Wiese direkt an der Mauer des Kolosseum gelegt und wiederbelebt. Es war unwahrscheinlich, dass jemand sie beobachtet hatte, so schlecht beleuchtet und uneinsehbar, wie diese Stelle gewesen war.
Dann hatte er sie aufgesetzt, an einen Baum gelehnt und sich neben sie gesetzt. Er hielt sie fest umschlungen. Sein Puls raste, so wie ihrer.
Als sie begann, wieder normal zu atmen, stand er auf, winkte ein Taxi heran und setzte sie behutsam auf die kühle Rückbank. Schweigend fuhren sie ins Hotel.
Erst als sie in der Medici-Suite ankamen, löste sich seine Anspannung. Sie nicht spüren zu lassen, wie groß seine Angst gewesen war, sie zu verlieren, kostete ihn mehr Kraft, als sie je erfahren würde.
S irona ließ sich auf das weiche Sofa gleiten und wagte eine Zeit lang nicht zu sprechen. Sie wusste nicht genau, was geschehen war, sie spürte nur das Kratzen im Hals.
»Ich hätte gern ein Glas Wasser …«
Taamin schenkte ihr ein Glas Wasser ein. Sie trank gierig. Einige Minuten sah sie gedankenverloren auf die Tüten mit den gekauften Geschenken. Sie lehnte sich zurück, streifte die Schuhe ab und hob die Beine an. Sie hatte bereits im Taxi festgestellt, dass sie nicht verletzt war, dass es keine Spur von dem Blut gab, das sie in der Arena an sich gesehen hatte.
»Was ist mit mir geschehen?«
Sie blickte ernst zu Taamin hinüber, der auf dem Boden an die Wand gelehnt saß. Als er nicht sofort reagierte, sagte sie: »Es muss fürchterlich gewesen sein, das sehe ich allein an deinem Zustand, also verdammt noch mal, rede mit mir oder ich raste aus!« Ihre Stimme war hoch und krächzend, als wenn sie jeden Moment wegkippen wollte.
»Ich habe dich fast getötet, denn ich hatte keine A hnung, wie stark die Macht ist und wie endgültig die Konsequenzen sein könnten.«
Sirona runzelte verärgert die Stirn. »Du hast wieder einmal mein Leben gerettet und willst mir jetzt erzählen, dass du mich fast getötet hättest? Ich lebe und ich bin wütend. Ich bin wütend, weil du mir nicht sagen willst, was eben passiert ist!«
Taamin stand auf, nahm ihr das leere Glas ab, füllte es neu, reichte es ihr und ließ sich, diesmal etwas gefasster, auf einem Sessel nieder. Er holte tief Luft und sah dabei auf den Boden. Dann begann er zu reden.
»Ich war mir nicht sicher, ob meine Beobachtungen richtig waren. Aber vor drei Tagen, als ich dich zum Ca stello Del Guardiano Della Spada brachte…
Weitere Kostenlose Bücher