Die Zusammenkunft
dekolletierten Kleid perfekt zur Geltung. Mittig unter ihren Brüsten hielt eine Spange in Form eines Diamanten pro forma das Kleid zusammen, sodass die an dieser Stelle nach links und rechts ausfallenden Falten einen gemeinsamen Ausgangspunkt hatten. Gleichartige Steine in kleinerer Ausgabe verzierten den oberen Rand des Stehkragens. Das Kleid strahlte Herrlichkeit und Eleganz aus und die Farbe spiegelte sich in Sironas Augen wider, als ob es eigens für sie geschneidert worden wäre. Passende Schuhe gab es gleich dazu.
Den letzten Abend verbrachten sie im Restaurant ihres Hotels. Sie gingen früh zu Bett, denn bereits am nächsten Tag ging ihr Flug zurück nach Dresden.
Darken hatte eine ziemlich bescheidene Woche hinter sich. Die Wunde heilte schlechter als vermutet, da sie doch tiefer war als angenommen. Der Gedanke an die Feier am Samstag nervte ihn; er ging selbstverständlich davon aus, dass die Hauptperson, Sirona, nicht anwesend sein würde. Wer wusste schon, wo sie sich versteckt hielt!
Er hatte Aluinn beauftragt, die Feierlichkeiten abzus agen, da er seine Ruhe haben wollte, aber Aluinn hatte sich wie schon so oft diplomatisch durchgesetzt. Er hatte die betrieblichen Belange in den Vordergrund gestellt, aber vor allem auch die Tatsache, dass Freddie, einer von Darkens Vertrauten, nach mindestens 150 Jahren wieder einmal die Chance erhielt, Darken gegenüberzutreten. Seitdem Freddie damals um Taamins Aufnahme in den Orden gebeten und Darken aus Verbundenheit mit Freddie zugestimmt hatte, gab es kaum jemanden an Darkens Seite, der loyaler gewesen wäre als Freddie. Allein ihm zuliebe ließ Darken sich von Aluinn breitschlagen, das Fest für die Mitarbeiter stattfinden zu lassen.
Darken erinnerte sich noch gut, wie verzweifelt Fre ddie damals gewesen war. Er hatte sich gegen alle Vernunft in eine Sterbliche verliebt. Sie war Indianerin vom Stamm der Dog Rib Rae und Tochter eines Häuptlings. Als sie für Freddie den Stamm verließ, zogen sie nach Yellowknife, wo er begann in Darkens Namen eine Holding mit weltweit gestreuten Tochtergesellschaften aufzubauen. Sie hatten keine gemeinsamen acht Jahre, bevor sie starb.
Den Schmerz über den Verlust hatte Freddie nie ve rwunden. Es gab nach ihr keine Frau mehr in seinem Leben, nur den gemeinsamen Sohn Taamin, für den er immer da war und für den er alles gab, was er hatte. Als Taamin zehn Jahre alt wurde, bat Freddie Darken darum, ihn in die Universidad Privada Élite De Las Espadas aufzunehmen, eine Schule im Landesinneren von Mexiko.
Darken hatte diese Schule im Schutzmantel der Ho lding gegründet. So konnte er alle fünfzig Jahre einen fiktiven Nachfolger für seine Person heranziehen, um unangenehmen Fragen bezüglich der Erbfolge aus dem Weg zu gehen. Dass es einen angeblichen Sohn gab, der ihn regelmäßig beerbte, war für alle Behörden dieses Planeten nachvollziehbar, und aufgrund seines seltenen Auftritts in der Öffentlichkeit konnte niemand Verdacht schöpfen, denn kein Mensch überlebte mehr als zwei Generationen von Darkens Lebensspanne. Gleichzeitig rekrutierte die Schule aus den Kindern von Ordensbrüdern oder auffälligen, hochinteressanten Kindern, die keine Familie hatten, ihren Nachwuchs für weitere Vakanzen in der Bruderschaft.
Zurzeit gab es neben Darken nur acht Ordensbrüder und Darken war immer bemüht, diesen Kreis so klein wie möglich zu halten. Lediglich die wichtigsten Schlüsse lfunktionen waren mit unsterblichen Ordensbrüdern, die in Darkens Geheimnis eingeweiht waren, besetzt. Alle waren in ihrer Lebensdauer abhängig von ihm. Starb er, starben auch sie. Aber nicht nur sein eigener Tod konnte für sie das Ende bedeuten, allein sein Wille und seine Macht konnten ihren Tod heraufbeschwören.
Taamin war damals schon auffällig begabt, als er 1920 der Schule beitrat. Im Januar desselben Jahres trat der Friedensvertrag von Versailles in Kraft und beendete d amit offiziell den Ersten Weltkrieg. Als Taamin seine Ausbildung und Studien nach neunzehn Jahren auf der Schule beendete, brach im September 1939 in Europa der Zweite Weltkrieg aus. Darken, der bereits 1937 die Entwicklung vorausgesehen hatte, als die Japaner mit ihrer zweiten Invasion in China die ersten Impulse dafür schufen, hatte sich 1938 nach Mexiko zurückgezogen und seine Besitztümer gesichert. Auf seine Anweisungen hin wurden alle Schüler in der Schule zurückgehalten und aufgefordert, zusätzliche Studien aufzunehmen.
1938 begegnete er Taamin zum ersten
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