Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Titel: Die Zwanziger Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Zwanziger
Vom Netzwerk:
Bierwerbung und wolle den Stadionbesuchern den Genuss von Bier und Würstchen madig machen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass auch bei mir eine Bratwurst und ein Bier zum Sportplatzbesuch gehören. Stattdessen galt ich plötzlich als die große Spaßbremse des deutschen Fußballs, die den Fußballfans ihr letztes Vergnügen rauben wolle.
    Mein Problem war ja nicht das Bier, sondern der Widerspruch: Da beteiligt sich der DFB an einem Projekt, mit dem die Alkoholfreiheit gefördert wird, und bei seinem eigenen Biersponsor achtet er nicht darauf, welches Vorbild er den jugendlichen Zuschauern vermittelt.
    Das Missverständnis entstand aber durch die Indiskretion im Präsidium, die eine unvollständige Information vermittelte. Solche Indiskretionen sind in höchstem Maße unanständig und destruktiv, nicht nur für mich persönlich, sondern für den ganzen Fußball. Da fragte ich mich schon: Wie willst du denn mit Menschen noch zusammenarbeiten, die sich so mies verhalten? Zeitungsmeldungen, denen zufolge ich mich in meiner letzten Amtszeit mit dem einen oder anderen Präsidiumskollegen angelegt habe, sind nicht falsch. Das hatte seine Gründe, und ich stehe dazu. Wenn in einem Präsidium der Zusammenhalt verloren geht, dann ist es besser, man verabschiedet sich.
    Und so glaube ich, dass meine Mission in der Tat im Sommer 2011 im Großen und Ganzen beendet war. Nicht alle Probleme und Konflikte, mit denen der DFB zu kämpfen hat, sind damit gelöst oder verschwunden. Die spannenden und kontroversen Themen kommen in veränderter Gestalt immer wieder. Ich werde es mit Interesse verfolgen.

24.
    »Wir haben alle Zeit der Welt«: Der Ausstieg ↵
    Am 2. Dezember2011 , während in Kiew die Gruppen für die Europameisterschaft im nächsten Sommer ausgelost wurden, traf sich die DFB -Familie in Neu-Isenburg vor den Toren Frankfurts zur Jahresabschlussfeier. Nur wenige Anwesende wussten, dass ich an diesem Abend überraschende Neuigkeiten mitzuteilen hatte. Meine Familie, meine engsten Mitarbeiter wie mein Pressechef Stephan Brause und meine persönliche Assistentin Antje Wilde sowie eine Handvoll Journalisten kannten den Inhalt meiner Rede; Generalsekretär Wolfgang Niersbach hatte ich am Vortag informiert, andere Weggefährten wie die Präsidenten der rheinland-pfälzischen Verbände, Walter Desch und Hans-Dieter Drewitz sowie den Schatzmeister Horst R. Schmidt und den Liga-Präsidenten Reinhard Rauball hatte ich erst unmittelbar vor der Veranstaltung unterrichtet. Alle anderen gar nicht. Schließlich hatte ich oft genug erlebt, wie vertrauliche Informationen aus der DFB -Spitze durch unerklärliche Indiskretionen vorzeitig an die Öffentlichkeit gekommen waren. Das wollte ich vermeiden.
    Ich schaute in ungläubige Gesichter, als ich meinen Entschluss bekannt gab, bereits ein Jahr vor dem Ablauf meiner Amtszeit als DFB -Präsident zurückzutreten. Manche meiner Zuhörer waren erleichtert, einige erfreut gar, andere betroffen und traurig. Doch mein Entschluss stand fest. Ich habe auch nicht darauf gewartet, wie Uli Hoeneß und andere meinten, dass mich jemand davon abbringen wollte. Das hätte ohnehin keiner geschafft.
    Zeitgleich mit meiner Ankündigung veröffentlichten wir den Wortlaut meiner Überlegungen im Internet auf der DFB -Homepage, wo ihn alle Agenturen, Zeitungen und sonstige Medien abrufen konnten. Mir war es wichtig, vor allem den Menschen in meiner Heimatregion meine ganz persönliche Sicht der Dinge mitzuteilen. Dafür bediente ich mich der Medien, mit denen ich in all den Jahren vertrauensvoll zusammengearbeitet hatte. Am Nachmittag gab ich dem Südwestrundfunk ( SWR ) ein Interview, das am folgenden Tag ausgestrahlt wurde, und überließ meinem Heimatblatt, der »Rhein-Zeitung«, eine Stellungnahme zur zeitnahen Veröffentlichung.
    Dass auch die »Bild«-Zeitung mehr Einzelheiten und Hintergründe über meinen Rücktritt veröffentlichen konnte als andere, gefiel nicht allen Journalisten. Das war mir vorher klar. Aber in einem Amt wie diesem muss ich vor allem mit den Blättern arbeiten, die das Meinungsbild in Sachen Fußball prägen. Bundestrainer wie Berti Vogts und Jürgen Klinsmann haben Lehrgeld bezahlt, als sie sich der Zusammenarbeit mit »Bild« verweigern wollten, aber sie konnten durch sportliche Erfolge die Stimmung wieder zu ihren Gunsten drehen.
    Ich persönlich habe in meinem öffentlichen Amt mit der »Bild«-Zeitung überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Zwar lebt das Blatt bekanntlich

Weitere Kostenlose Bücher