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Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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jeder kennt ihn. Ich warte dort auf Sie.«
    »Sehr gut. Jetzt muss ich mich verabschieden, bis morgen«, sagte Daldry und lief auf Alice zu. Can blieb auf seinem Hocker sitzen und beobachtete, wie Daldry sie ins Hotelrestaurant führte.
    »Ich dachte mir, heute Abend würden Sie lieber hier essen. Die lange Reise scheint Sie ermüdet zu haben«, sagte Daldry und nahm an einem der Tische Platz.
    »Nicht zu sehr«, antwortete Alice. »Ich habe im Flugzeug geschlafen, außerdem ist es zwei Stunden früher als in London. Ich kann kaum glauben, dass es schon dunkel ist.«
    »Die Zeitverschiebung ist anstrengend, wenn man nicht ans Reisen gewöhnt ist. Morgen Vormittag müssen Sie sich ausruhen. Ich schlage vor, wir treffen uns erst gegen Mittag.«
    »Sehr aufmerksam von Ihnen, schon an morgen zu denken, Daldry, aber der Abend hat noch nicht einmal begonnen.«
    Der Oberkellner brachte ihnen die Speisekarte. Es gab Schnepfen und verschiedene Fischsorten aus dem Bosporus. Alice hatte keinen Appetit auf Wild und wollte sich schon für einen der Fische entscheiden, den der Oberkellner ihr empfahl, doch Daldry bestellte für beide Kaiserhummer. Es hieß, in der Gegend sei er ganz hervorragend.
    »Mit wem haben Sie gesprochen?«, fragte Alice.
    »Mit dem Oberkellner«, antwortete Daldry, der in die Weinkarte vertieft war.
    »Nein, ich meine in der Bar, als ich hereinkam, schienen Sie in ein Gespräch mit einem Mann vertieft.«
    »Ach der?«
    »Ich nehme an, mit ›der‹ meinen Sie denjenigen, mit dem ich Sie habe reden sehen.«
    »Er ist Fremdenführer und Dolmetscher und treibt sich in der Bar herum, um Kunden anzuwerben. Er behauptet, der beste in der Stadt zu sein … aber sein Englisch ist grauenvoll.«
    »Brauchen wir denn einen Führer?«
    »Vielleicht für ein paar Tage, damit ließe sich Zeit sparen. Ein guter Führer könnte uns helfen, die Pflanzen zu finden, die Sie suchen. Und womöglich kann er uns auch in etwas ländlichere Gegenden bringen, wo die Natur noch voller Überraschungen ist.«
    »Haben Sie ihn schon engagiert?«
    »Nein, wir haben nur ein paar Worte gewechselt.«
    »Daldry, der Aufzug ist verglast, und noch ehe ich im Erdgeschoss angekommen war, habe ich gesehen, dass Sie beide in ein Gespräch vertieft waren.«
    »Er wollte mir seine Dienste verkaufen, und ich habe ihm zugehört. Aber wenn er Ihnen nicht gefällt, kann ich auch den Empfangschef bitten, jemanden zu finden.«
    »Nein, ich will nicht, dass Sie unnötig Geld ausgeben. Ich bin sicher, wenn wir etwas methodisch vorgehen, kommen wir auch allein klar. Wir sollten uns lieber einen Reiseführer kaufen, mit dem brauchen wir uns wenigstens nicht zu unterhalten.«
    Die Kaiserhummer entsprachen den Verheißungen des Oberkellners.
    Daldry ließ sich noch von einem Dessert in Versuchung führen.
    »Wenn Carol mich in diesem prächtigen Speisesaal sehen würde«, sagte Alice, die ihren ersten türkischen Mokka probierte, »wäre sie blass vor Neid. In gewisser Hinsicht verdanke ich diese Reise auch ein wenig ihr. Hätte sie nicht darauf bestanden, dass ich in Brighton zu dieser Hellseherin gehe, wäre all das nicht passiert.«
    »Dann sollten wir auf Ihre Freundin anstoßen.«
    Daldry bat den Sommelier, ihnen nachzuschenken.
    »Auf Carol«, sagte er, während das Kristall leise klirrte.
    »Auf Carol«, wiederholte Alice.
    »Und auf den Mann Ihres Lebens, den wir hier finden werden«, rief Daldry und hob erneut sein Glas.
    »Auf das Parfüm, das Sie reich machen wird«, sagte Alice und nahm einen weiteren Schluck.
    Daldry warf einen Blick auf das Paar, das am Nachbartisch zu Abend aß. Die Frau, die ein elegantes schwarzes Kleid trug, war bezaubernd. Daldry fand, dass sie eine gewisse Ähnlichkeit mit Alice hatte.
    »Wer weiß, vielleicht haben Sie ja entfernte Verwandte, die sich in der Gegend niedergelassen haben.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, haben wir von der Hellseherin gesprochen. Hat sie Ihnen nicht gesagt, Sie hätten türkische Wurzeln?«
    »Daldry, ein für alle Mal, hören Sie auf mit diesen Geschichten von Weissagungen. Was diese Frau erzählt hat, entbehrt jeder Logik. Meine Eltern waren Engländer und meine Großeltern ebenfalls.«
    »Stellen Sie sich vor, ich habe einen griechischen Onkel und eine entfernte Cousine, die Venezianerin ist. Dabei stammt meine ganze Familie aus Kent. Durch Eheschließungen stößt man auf so manche Überraschung in der Genealogie.«
    »Also meine Linie ist durch und durch

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