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Die zwei Monde: Roman (German Edition)

Die zwei Monde: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Monde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Tarenzi
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einstudierter Langsamkeit drehte ich mich um: Sie waren alle drei gekommen, von Kopf bis Fuß aufgetakelt wie für einen Disco-Abend. Sollte ich mich geschmeichelt fühlen? War ich eine so wichtige Feindin, dass ich sogar an einem Dienstagabend den Einsatz des ganzen Arsenals erforderte?
    Elena hatte die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und trug in völliger Missachtung der Wetterverhältnisse nur ein schwarzes Top über den unvermeidlichen Hüftjeans. Susanna wartete mit einem knallengen blauen T-Shirt auf, einer Jeansjacke und einer perfekt frisierten Wolke dunkler Locken. Die beiden hielten sich einen Schritt hinter Angela, die im Licht der Scheinwerfer geradezu glitzerte in ihrem ärmellosen weißen Blüschen und den ebenfalls weißen Hosen. Das unschuldige Weiß wurde nur von einem silbernen Gürtel und einer Strasskette auf ihrer Brust unterbrochen. Natürlich waren alle drei perfekt geschminkt und trugen Ohrringe, die genau zu ihren Klamotten passten.
    Elena – die Alex begrüßt hatte – tauchte als Erste an unserem Tisch auf. Sie rauschte in einer Parfümwolke an mir vorbei (meine Güte, wie viel von dem Zeug hatte sie denn aufgelegt?), platzierte sich neben Alex und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Ganz im Gegensatz zu dem, was ich noch zehn Sekunden zuvor gedacht hatte, machte mich diese Geste vollkommen wütend.
    Alex lächelte unsicher. »Hey, Elena.«
    »Wer hätte gedacht, dass wir dich hier treffen würden? Ich hab dich noch nie hier gesehen.«
    Die anderen beiden stießen ebenfalls zu uns. Nachdem Alex sie begrüßt hatte, schwiegen sie einen Moment, und erst dann drehten sich, wunderbar synchron, drei Köpfe zu mir um, als hätten sie mich vorher gar nicht bemerkt. Die Szene wirkte dermaßen einstudiert, dass es peinlich war, sie mit anzusehen.
    »Hallo, Meis«, sagte Elena mit einem künstlichen Lächeln. »Wie geht’s?«
    Angela produzierte ein kleineres, aber überzeugenderes Lächeln, und begrüßte mich mit einem Nicken des Kopfes. Susanna tat es ihr nach, allerdings ohne das Lächeln.
    »Gut, danke«, erwiderte ich und bemühte mich um eine gute Imitation ihrer falschen Höflichkeit. Ich musterte sie aufreizend langsam von Kopf bis Fuß. »Geht ihr tanzen?«
    Diesmal lächelten alle drei, und es war kein wohlwollendes Lächeln.
    »Wir sind einfach nur unterwegs, um uns ein wenig die Zeit zu vertreiben.« Elena bewegte die Hand, die immer noch auf Alex’ Schulter lag, und beugte sich weit zu ihm herunter. »Habt ihr was dagegen, dass wir uns zu euch setzen?«
    Sie hatte den Plural benutzt, sich aber nur an ihn gewandt. Und auch die anderen beiden schauten nur meinen Begleiter an, der im Zeitraum von zwei Atemzügen mehrere Farbnuancen bleicher geworden war.
    Auch ich fixierte ihn.
    Los, Alex, triff deine Wahl. Du bist mit mir verabredet. Was machst du?
    Alex sah sich hilflos um, als würde er erwarten, dass jemand aus dem Nichts erschien und ihm aus der Patsche half; ich sah diese Reaktion bei ihm nicht zum ersten Mal. Die Sekunden vergingen, und die Atmosphäre war jetzt so gespannt, dass sogar die laute Musik in den Hintergrund geriet.
    Mit zusammengepressten Lippen starrte er mich fragend an. Aber was wollte er? Dass ich für ihn entschied? Oder ihm die Entscheidung verzieh, die er bereits getroffen hatte?
    Ich hielt seinem Blick stand, sagte aber kein Wort.
    Schließlich ließ er sich mit kläglicher Zitterstimme hören. »Klar … Klar könnt ihr euch setzen. Wenn Veronica nichts dagegen hat.«
    Ich hatte unbewusst den Atem angehalten und atmete nun tief aus. Ich sah Alex weiterhin an, spürte aber fast körperlich, wie sich mein Blick in einen stählernen Mantel hüllte.
    Schlimmer als so hätte er es nicht sagen können. Mit diesem Satz stellte er mich unweigerlich vor ein Dilemma: Sollte ich einfach nur mit einem coolen Lächeln akzeptieren oder eine Eifersuchtsszene hinlegen?
    Ich tat am Ende nichts von beidem. Im Grunde hatte ich diese Möglichkeit von Anfang an in Betracht bezogen: Ich konnte zwar nicht wissen, mit welcher Taktik Angela und ihre Freundinnen versuchen würden, meinen Abend platzen zu lassen, aber ich hatte zur Sicherheit die einfachsten Varianten im Kopf durchgespielt. Sie hatten sich nicht mal besonders angestrengt.
    Ich stand auf, weder zu langsam noch zu schnell, als wollte ich nur zur Theke oder zur Toilette gehen.
    »Ist in Ordnung für mich«, sagte ich und nahm meine Jacke von der Stuhllehne. »Es ist sowieso schon viel zu spät. Wenigstens bleibt

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