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Die zwei Monde: Roman (German Edition)

Die zwei Monde: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Monde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Tarenzi
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Bärlauch.« Die Stimme klang seltsam in meinen Ohren: Es war Ivans Stimme und auch wieder nicht, wenn auch klar war, dass sie es in Zukunft werden würde.
    »Dann geh«, forderte der Vater brüsk.
    Ein weiterer Schrei gellte durch die Nacht, länger und ausdauernder, und verebbte dann in einem krankhaften Gurgeln. Ivan war erneut zusammengefahren, sein Vater verzog keine Miene.
    »Du musst es alleine tun«, befahl er leise, als er sah, dass der Sohn keine Anstalten machte, sich zu bewegen. »Es muss so sein, beim ersten Mal.«
    Ivan machte einen Schritt und hielt nochmals inne. »Vorwärts!«, zischte der Vater. »Du kennst den Zauber, du weißt, was du zu tun hast: Wenn du schnell und präzise bist, wird sie dich nicht mal anrühren. Los, beweg dich! «
    Ivan holte tief Luft, stürzte auf die Tür zu, riss sie mit der Kraft seines ganzen Gewichts auf und verschwand.
    Ivan!
    Ich sprang hoch, um ihm nachzulaufen, aber der Hof um mich herum wurde von einem Strudel fortgerissen und war plötzlich verschwunden. Ich hatte den Eindruck, einen besonders heftigen Purzelbaum zu schlagen und breitete instinktiv die Arme aus, um mein Gleichgewicht wiederzufinden, merkte aber, dass ich gar nicht fiel.
    Meine Umgebung war wieder scharf umrissen, in derselben Geschwindigkeit, in der sie sich aufgelöst hatte. Diesmal fand ich mich in einem kleinen Krankenhauszimmer wieder: weiße Wände, weiße Vorhänge, Betttücher, die unter einem erbarmungslosen Neonlicht so weiß strahlten, dass es in den Augen wehtat. Ein feiner, elektronischer Piepton im Hintergrund zeichnete obsessiv das Vergehen der Sekunden nach.
    Ivan stand vor mir, mit dem Rücken zur Tür: Er sah ungefähr so aus wie jetzt und war auch etwa so alt, ein wenig jünger vielleicht. Mit dem Kopfteil zur Wand stand zwischen uns ein Bett, umgeben von vier Infusionsständern, deren Schläuche unter der Bettdecke verschwanden.
    Unter den weißen Tüchern lag eine Person: Ich hörte ihr mühsames Atmen, eine Mischung aus Röcheln, Pfeifen und verzweifeltem Luftschnappen. Ich wagte nicht, sie anzusehen.
    Ivan hingegen ließ sie nicht aus den Augen, er lehnte an der Tür, einen Fuß nach vorn gestellt, fast als könnte er sich nicht entscheiden, ob er die Kraft hatte, näher zu treten, oder nicht. Er rieb sich die Unterarme, als ob ihm kalt wäre.
    Ich spürte, wie die Wut in mir hochstieg: Warum ließ der Conte ihn die schlimmsten Momente seines Lebens noch einmal durchleben? Was sollte das?
    »Ivan …«
    Ich hatte seinen Namen gerufen, bevor ich mir dessen bewusst geworden war. Er riss den Kopf hoch und sah mich an, als ob ich der letzte Mensch auf der Welt wäre, den er zu sehen erwartet hatte. Er zwinkerte, und dann sah ich das Erkennen in seinen Augen.
    »Veronica!«
    Die Welt um uns erzitterte, zerfiel in Einzelteile und fügte sich wieder zusammen. Schlagartig waren wir von fröhlichen Stimmen umgeben, dem Geräusch von plätscherndem Wasser und Chlorgeruch: Ich brauchte mich kaum umzusehen, um das Schwimmbad mit seinen blauen Fliesen und den Aluminiumleitern wiederzuerkennen.
    Ivan war immer noch bei mir und stand mit dem Rücken zum Sprungbrett, wie an dem Tag, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Und auch sonst war alles wie damals: seine Gestalt vor dem blauen Hintergrund, die Wassertropfen auf seiner Haut, die nassen Haare, die aus der Badekappe hervorlugten.
    Er sah mich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an: überrascht, glücklich, schmerzlich berührt, erschrocken. Ich hingegen verspürte eine rasende Wut.
    »Du hast mich angelogen!«, knurrte ich.
    Er schüttelte den Kopf, ohne den Blick abzuwenden. »Nein.«
    »Es war eine Falle, eine verdammte Täuschung! Ihr wolltet mich umbringen!«
    »Es tut mir leid …«
    Die Welt veränderte sich von Neuem, sehr schnell. Ein kalter Windstoß, nächtliche Lichter, der Geruch der Stadt, und wir standen wieder vor der Bank, auf der wir an dem Abend unserer Verabredung so lange gesessen hatten. Es war alles da, jedes einzelne Detail: das vertrocknete Gras der Grünfläche, die Verkehrsgeräusche, sogar unsere Bierdose, die verlassen auf der hölzernen Bank stand.
    Ich spürte, wie sich mir der Magen umdrehte: Ich war so glücklich gewesen an jenem Abend! … Keine Monster, keine Wölfe, keine Hexereien, nur er und ich, unser Gelächter und das Gefühl, dass etwas sehr Schönes im Entstehen war, etwas, das mein Leben verändern würde.
    Aber in Wirklichkeit war das alles eine Lüge. Alles, was er gesagt hatte,

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