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Die zwei Monde: Roman (German Edition)

Die zwei Monde: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Monde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Tarenzi
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Ich stieß ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus, voller Schmerz und neu entfesselter Wut.
    Diesmal standen keine Luperci um mich herum, aber das Echo ihres rhythmischen Gesangs hallte noch im Gewölbe der Krypta wider. Ivan war dort, wo ich ihn an jenem Tag gesehen hatte, wie damals mit hängenden Armen.
    Ich senkte den Blick auf den Kreis und sah, dass er an genau der Stelle zerrissen war, an der Ivan die Blütenblätter weggekickt hatte: Der Eisenhut ließ mich leiden, aber er hielt mich nicht mehr gefangen.
    Auch Ivans Blick wanderte zu dem Loch im Kreis. »Ich hätte nichts anderes tun können. Ich konnte einfach nicht ertragen, dass …«
    » Was?! «, rief ich mit einem Sprung aus dem Kreis. »Dass sie mir wehtun würden? Du warst es doch, der mich ihnen ausgeliefert hat!«
    Er senkte den Kopf. »Ich habe den Kreis durchbrochen …«
    »Weil du Mitleid mit mir hattest!«
    Nein! , rief eine Stimme in meinem Kopf mir zu. Er hat sich deinetwegen gegen seinen Vater gestellt, ebenso wie gegen alle anderen, er hat um dich geweint …
    Ich schüttelte wild den Kopf. Man weint auch, wenn einem ein Hund stirbt! Es hat nichts zu bedeuten!
    Ivan sah mir gerade in die Augen. »Veronica …«
    Ich stürzte mich auf ihn. Ich wollte nicht sehen, ich wollte nicht hören!
    Ich packte ihn an den Schultern und schleuderte ihn gegen die Wand. Er wehrte sich nicht: Er flog durch die Luft, schlug mit dem Rücken gegen die Steine und sackte mit einem unterdrückten Stöhnen zusammen. Einen Moment später war ich schon auf ihm und presste ihn mit beiden Händen zu Boden. Er schloss die Augen.
    Ich hätte die Zähne in seine nackte Kehle schlagen können. Ich hätte ihn töten können. Ich musste ihn sogar töten! Für das, was er mir angetan hatte, für seinen Betrug, für seine Lügen.
    Aber ein Teil von mir bremste mich und hielt mich davon ab, gerade lange genug, um eine drängende Frage über die Lippen zu bringen.
    » Warum? «
    Er öffnete verwirrt die Augen.
    » Warum?! «
    Er sah mich fest an, und sein Blick wurde ganz klar. »Ich habe dich getäuscht, um den Wolf aufzuhalten. Ich habe dich befreit, weil ich dich liebe .«
    Ich spürte, wie ein ganzes Gebirge auf mich herabfiel, und gleichzeitig war es, als ob ein helles Blitzgewitter in meiner Brust explodieren würde. Ich ließ ihn los und taumelte nach hinten.
    Er hatte es gesagt. Es war die Wahrheit. Ich hatte es gehört. Es war die Wahrheit …
    Die Wände der Krypta verschwanden in einer Wolke aus Schatten, an ihrer Stelle schossen knorrige Stämme hervor und Baumkronen in der Farbe der Nacht. Eine kräftige Windböe riss den süßlichen Geruch des Würglings mit sich. Ich stand in dem Wald, den ich schon so oft in den Träumen des Wolfes gesehen hatte. Die Nacht war hell und klar, ich hörte das Rascheln von Blättern und den fernen Schrei eines Nachtvogels.
    Ivan war nicht mehr bei mir. Während ich mich umsah, tauchte plötzlich der Conte neben mir auf, groß und beeindruckend zeichnete er sich in seinem fantastischen Aufzug vor dem Hintergrund des Waldes ab wie eine Traumgestalt.
    Er fixierte mich. »Es ist Zeit, Veronica.«
    Mit der Spitze seines Stocks zeigte er in eine Richtung, in der ich in der Ferne Ivan erkannte, der zwischen den Bäumen im Gras kniete. Er hatte mir sein Profil zugewandt und hielt den Kopf gesenkt, als wäre er ins Gebet vertieft.
    Ich starrte den Conte mit offenem Mund an, brachte jedoch keinen Ton heraus.
    »Der Jäger ist am Ende seines Weges angekommen«, skandierte er mit feierlicher Stimme. »Die Zeit der Luperci ist zu Ende. Jetzt ist die Zeit des Wolfes gekommen.«
    Nein …
    Er wandte sich langsam um und sah mir in die Augen. »Du musst ihn töten.«
    Ich ballte die Fäuste und schüttelte den Kopf, aber gleichzeitig spürte ich in meinen Muskeln die wilde Energie der Bestie.
    Der Conte fixierte mich umso intensiver. »Er kann dich nicht länger mit Worten täuschen. Sein ganzes betrügerisches Arsenal ist aufgebraucht.«
    Ich zwang mich zur Unbeweglichkeit, obwohl meine Beine nichts anders wollten, als zum Angriff loszustürmen. »Nein. Nein … Er hat gesagt …«
    »… Eine Lüge! Er hat dich schon einmal betrogen, und es hat dich fast das Leben gekostet. Und jetzt lügt er, um sein eigenes zu retten. Er wird dir alles sagen, was du von ihm hören willst. Er ist einer von ihnen, Veronica, er hat sein Leben der Zerstörung des Wolfs geweiht: Er wird niemals damit aufhören. Wenn du ihn nicht dazu bringst …«
    Gegen meinen Willen

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