Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Geräusches, um von ihrem Wein zu trinnken, als es auch schon weiter ging ...
„ Damals, als se dann da stand in ihrem ganzen Elend, haben wir öfter zusammen gesprochen. Wenn’ s ihr ganz schlecht ging, kam se schon mal zu mir rüber und hat sich ausgeheult. Ich glaub, Geld hat se von dem Bischoff wohl immer bekommen, aber se musste ihm dafür versprechen, dass se nie öffentlich macht, dass er der Vater ist.“ Frau Heimann seufzte, als würde ihr das heute noch leid tun. „Das hat Irmi mir mal in einer stillen Minute anvertraut. Ihre Eltern wollten se ja erst rausschmeißen, aber dann fanden se de kleine Eva wohl ganz süß. Irmi hat nach der Geburt versucht, hier in der anderen Apotheke anzukommen, aber die haben se auch nicht genommen. Wenn man erst einmal einen schlechten Ruf hier in dem Nest hat, dann ist nix mehr zu machen. Se hätte weggehen sollen. Ich jedenfalls hab ihr immer gesagt: Hau ab, fang in Bonn oder Köln mit dem Kind neu an. Aber se war wohl seelisch zu gebrochen, als dass se de Kraft dafür gehabt hätte. Ich glaub, diesen Schlag, dass der Doktor se hat fallen lassen wie ne heiße Kartoffel, da iss se nicht mit fertig geworden.“
„ Das war ja auch alles schlimm für so ein junges Mädchen“, kommentierte Frau Brand. „Die Irmgard war ja selbst noch ein Kind.“
„ Ich hab dann zu der Zeit damals geheiratet“, erzählte Frau Heimann weiter, „und war sofort schwanger, hatte viel Zeit und war zu Hause. Se wissen ja, wenn man schwanger ist, gehen de Hormone oft mit einem durch. Ich war so mitfühlend mit der Irmi. Se hat mir unendlich leid getan. Se war doch sone Hübsche. Die Sabine, meine Tochter, kam en halbes Jahr nach Eva auf die Welt. Die Irmi kellnerte später hier in der Kneipe am Marktplatz und da iss se dann auf den Getränkefahrer gestoßen. Das war son Filou mit nem ganz eigenartigen Vornamen, Claudius, en ganz smarter mit großen schwarzen Augen und lockigen schwarzen Haaren. Auf den sind die Frauen geflogen, der hat unverschämt gut ausgesehen. Irmi und dieser Claudius waren ein schönes Paar. Sie war ja blond wie en Engel. Genau wie die Eva. Eines Tages hat se dann de Eva genommen und iss zu dem gezogen. Der hat hier vorne in Walporzheim gewohnt, gleich um die Ecke. Wir haben uns dann aus den Augen verloren, und erst, als die Kinder in den Kindergarten kamen, haben wir uns wieder öfters gesehen. Da hat se mir dann erzählt, dass sie jetzt unheimlich glücklich iss mit dem Claudius, vielleicht bald heiraten würden, noch en paar Kinder kriegen, so richtig schöne Familie. Aber daraus iss ja Gott sei Dank nichts geworden.“
„ Wieso Gott sei Dank? Hat Irmgard Maron ihn wieder verlassen?“
„ Ne, ne, die warn weiterhin zusammen. Aber er war dann öfter mal arbeitslos. Fing an zu trinken. Se hat sich dann auch wieder zurückgezogen. Als Eva zehn war, iss se dann mit ihm und der Kleinen nach Bonn gezogen. Er hatte da en Job als Fahrer bekommen. Seit dem Umzug hab ich se nicht mehr gesehen und irgendwann hieß es, sie hat nen Unfall gehabt und iss tot.
„ Wie hieß denn dieser Claudius weiter, wissen Sie das?“
„ Claudius Haffner.“
„ Und was ...?“
„ Was aus dem geworden iss, weiß ich nicht.“
Frau Heimann räusperte sich und wandte sich ihrer Tochter zu. „Ja, nun bis du dran, Sabine. Erzähl mal de ersten Jahre mit der Eva.“
Anke sah Wolf kurz an und stellte den Recorder aus.
„ Steile Karriere, was?“
Wolf in Gedanken vertieft antwortete nicht. Anke stand auf. „Ich brauche etwas zu knabbern, es geht nämlich noch weiter.“ Mit einer Tüte Chips setzte sie sich wieder. Wolf räusperte sich.
„Was hast du gesagt? Steile Karriere? Irgendwo muss Eva ja ihre oftmals derbe Ausdrucksweise aufgeschnappt haben.“
„ Bist du soweit?“, fragte Anke und beugte sich vor, um das Gerät wieder einzuschalten. „Es geht jetzt mit Sabine weiter, der Tochter von Frau Heimann“, flüsterte Anke ihm noch schnell zu, als sie schon eine Frau räuspern hörten ...
„ Ja, mit der Eva, das war ganz komisch. Wir gingen ja die erste Zeit zusammen in den Kindergarten. Zu der Zeit war sie eigentlich noch ganz in Ordnung, soweit ich mich erinnere. Wir haben häufig miteinander gespielt, sind später zusammen eingeschult worden, ja und da wurde sie immer merkwürdiger, komischer.“
„ Was genau meinen Sie?“, fragte Anke.
„ Wie soll ich das ausdrücken? Sie hat sich innerlich von allem abgewendet. Ist in sich selbst gekrochen. War gar nicht mehr
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