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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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Ausland?“, wollte der Mann plötzlich übergangslos wissen.
    „ In Amerika, Florida, meine Eltern leben jetzt noch dort, wie gesagt, ich sollte Irmgard Maron ...“. Anke brach ab, als sie sah, wie Wolf die Augen schloss. „Wissen Sie, wo Frau Maron hingezogen ist“?, fragte sie schnell nach, während sie sich erhob und Wolf kurz zunickte.
    „ Zu meiner Frau hat die Maron damals im Flur gesagt, dass sie aus Bonn weg wolle. Aber meine Frau schläft jetzt und ich ...“
    „ Schon gut, nein, lassen Sie sie schlafen. Vielleicht könnte ich mal anrufen?“
    Der Mann schrieb seine Telefonnummer auf einen abgerissenen Zettel. Anke hatte es plötzlich eilig. Bedankte sich für das Gespräch und war schon auf dem Flur. Wolf drückte dem Mann die Hand und eilte ihr nach. Sie sprachen erst wieder im Auto.
    „Wurde dir das zu heiß mit Amerika?“, amüsierte sich Wolf, „oder warum hattest du es plötzlich so eilig?“
    „ Nein, wir wollten doch noch zu meinen Eltern. Das mit Evas Mutter bekomme ich alles viel präziser von Bender heraus. Es wird eine Akte Irmgard Maron geben. Aber ich muss wissen, wo sie damals hingezogen ist.“
    „ Vielleicht doch nach Hamburg.“
    Anke schüttelte den Kopf. „Ich glaube eher, es war hier in der Nähe, aber eben nicht mehr Einwohnermeldeamt Bonn.“  
    Wolf sah, dass sich die Fenstergardine im zweiten Stock bewegte. Er startete den Wagen. Langsam fuhr er los. „Hast du noch Lust?“
    Anke holte Luft. „Wir haben es ihnen versprochen.“
    „Und der Friedhof?“
    Wolf verstand ihr Schweigen richtig. „Also gut, dann ein andermal.“ Er gab Gas. Nach einer Weile sagte er. „Wie hat sie ihn genannt? Hurensohn, Sauhund, das ist eine brutale Bezeichnung für einen Menschen, den man angeblich liebt.“
    „Vielleicht hat sie rausbekommen, was er all die Jahre mit Eva angestellt hat und ist ausgerastet. Mal sehen, was ich in Erfahrung bringen kann.“
    „ O.K. Jetzt lassen wir es wieder Sonntag sein und freuen uns auf Kaffee und selbst gebackenen Kuchen bei deinen lieben Eltern.“
    Wolf fuhr auf die Autobahn. Bis Wesseling schwiegen beide. Wolf war mit seinen Gedanken bei Eva, bei ihrem unseligen Schicksal, das zu einer Tat führte, für die sie höchstwahrscheinlich nicht verantwortlich gemacht werden konnte. Ihr Anwalt, so war ihm bekannt, wollte auf verminderte Schuldfähigkeit plädieren. Vielleicht, so dachte Wolf euphorisch, könnte der Anwalt nach Fertigstellung seines Gutachtens sogar auf Schuldunfähigkeit wegen psychischer Störungen wechseln. Um welche konkrete Persönlichkeitsstörung es sich handelte, musste er noch herausfinden. Er stand ja erst am Anfang. Wer weiß, was noch alles ans Licht kommen würde? Welche ungeahnten Wendungen noch möglich waren?
     
    ***
     
    Eva hatte den Sonntag die meiste Zeit auf ihrem Zimmer verbracht, nur unterbrochen durch Frühstück und Mittagessen. Draußen kämpften Sonne und Wolken um die Vorherrschaft. Bald war es September. Gegen Nachmittag tauschte sie die Jeans gegen einen gelben Sommerrock und machte sich auf den Weg in die Cafeteria. Auf dem Flur sah sie die neue Pflegerin ins Schwesternzimmer verschwinden. Eva sah es als Zeichen des Himmels. Konnte sie die Unerfahrenheit der jungen neuen Pflegerin ausnutzen? Eva folgte ihr ins Schwesternzimmer. Sekunden später stand sie hinter der kleinen rundlichen Person.
    „Hallo Schwester, mir ist ziemlich schlecht“, beklagte sich Eva.
    Die Kleine drehte sich zu ihr um und lächelte sie liebenswürdig an.
    „Könnten Sie mir vielleicht etwas geben?“, setzte Eva mit schmerzverzerrtem Gesicht fort.
    „ Aber sicher doch.“
    Die Pflegerin ging die wenigen Schritte zum Arzneischrank herüber und schloss ihn auf. In dem Moment kreischte Eva entsetzt los. Erschrocken fuhr die Pflegerin herum, stürzte auf Eva zu, die mit ausgestrecktem Arm auf die Ecke hinter dem Essenswagen zeigte.
    „Eine Ratte! Da, da war eine ... Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen.“
    Die Pflegerin blickte sie für eine Sekunde bestürzt an. Dann flitzte sie sofort in die Ecke und sah sich suchend um. Eva genügte nur ein Blick in den Arzneischrank. Die Form und das Etikett des Fläschchens kannte sie, und ehe die Pflegerin kopfschüttelnd hinter dem Essenswagen wieder hervor kam, hatte Eva es schon in ihrer Rocktasche verschwinden lassen.
    „Vielleicht habe ich mich ja doch geirrt“, murmelte Eva. Sie tat verstört und fuhr sich mit der Hand über ihre Stirn.
    „ Ich glaube, es geht wieder, mir ist

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