Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)
stecken.«
»Aber das stimmt nicht.« Elliott wurde blass. »Nina wurde von ihrem Mann umgebracht. Er war gewalttätig. Das wissen alle.«
»Das haben Sie denen wirklich abgenommen? Anscheinend. Aber ich sag Ihnen was, Ihre Bosse stecken dahinter. Die beiden waren zu einem zu großen Risikofaktor geworden. Genau wie ich. Auch mir haben sie die beiden Killer auf den Hals gehetzt. Es hat nur einen Grund, dass Sie bisher verschont geblieben sind.« Jill sah ihn an und überlegte. »Mochten Sie Nina eigentlich? Das wäre zu schade.« Sie ließ den Gedanken wieder fallen. »Um zum Wesentlichen zu kommen: Ihre Bosse haben Sie zu diesem Treffen geschickt, weil sie wissen, was ich gegen sie in der Hand habe, und weil sie ahnen, was ich dafür haben will: Geld. Ich habe gerade meinen Job gekündigt, da käme eine Finanzspritze nicht ungelegen.«
»Und was habe ich davon?«
»Sie wissen, dass mit Memoril ordentlich verdient wird. Genug, dass es für uns beide reicht. Schließlich sind wir nicht so gierig wie die anderen. Sagen Sie ihnen, wie viel ich haben will, dann teilen wir. Fünfhunderttausend? Oder sechs?« Jill hielt einen Augenblick inne. »Lassen Sie sie zahlen, dann gehört das Geld uns. Dreihundert für Sie, dreihundert für mich. Niemand wird etwas erfahren. Ich will das Geld, dann verliere ich über Ihr lausiges Medikament nie wieder ein Wort.«
»Memoril ist ein großartiges Medikament.«
»Und warum dann die vielen Reklamationen?«
Elliott schnaubte. »Sie haben ja keine Ahnung, wie viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit in Memoril steckt. Wie viele klinische Tests gemacht worden sind. Memoril gehört zum Besten, was Chemie heute leisten kann. Die Entwicklung hat neun Jahre gedauert.«
»Und alles für die Katz, wie schade. Memoril ist ein schreckliches Medikament. Geben Sie es zu, Elliott. Es funktioniert nicht, verursacht nur Nebenwirkungen.«
»Natürlich hilft es. Was ist mit Ihrer Bekannten, die so zufrieden ist?«
»Wenn man Tatsachen vertuschen muss, damit ein Medikament auf dem Markt bleiben kann, dann stimmt etwas damit nicht.«
»Wir mussten nie etwas vertuschen.« Elliott wurde wütend. »Ich muss Reklamationen nur an die Überwachungsbehörde weiterleiten, wenn sie schwerwiegend sind. Wenn das Medikament beispielsweise das Leben der Patienten gefährden könnte. Es gibt da einen gewissen Interpretationsspielraum, den ich festlege. Das ist mein Job.«
»Fangen Sie bloß nicht damit an! Es geht hier doch nicht um Interpretationen, sondern darum, dass Sie Daten zurückhalten und fälschen. Sie sind ein Betrüger!« Jill sah, dass Elliott sein Medikament über alles liebte und es beschützen würde wie eine Mutter ihr Kind. Sagte jemand etwas dagegen, würde er wütend wie Megan werden, wenn Leute Beef einen Fettklops nannten. Und plötzlich wusste Jill, wie sie Elliott dahin bringen würde, wo sie ihn haben wollte.
»Auch Apotheker können schädliche Nebenwirkungen auf direktem Weg der Arzneimittelzulassungsbehörde melden. Wie übrigens jeder Patient. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis alle Welt weiß, dass Memoril Gift ist. Die Rückrufe von Deferral und Riparin galten einem Medikament der Klasse III . Aber Memoril greift das Gehirn an, es kann Schlaganfälle und sogar den plötzlichen Tod verursachen.«
»Wie sollte jemand beweisen können, dass der Tod eines Patienten von Memoril verursacht wurde? Gerade bei altersschwachen Patienten? Die sind schon so hinfällig, dass ihr Tod eine Anzahl von Ursachen haben kann. Außerdem sterben sie über kurz oder lang sowieso.« Ein Lächeln huschte über Elliotts Lippen. Jill fand es widerlich.
»Sie werden die Beschwerden nicht für immer vertuschen können.«
»Doch. Ich kann, denn ich habe es schon getan.« Elliott hob trotzig das Kinn. »Memoril hilft mehr Menschen, als dass es ihnen schadet. Memoril steht für den wissenschaftlichen Fortschritt.«
Jetzt hatte er sich verraten. Doch Jill würde den eingeschlagenen Weg weitergehen. »Sie machen einen Riesenfehler, wenn Sie nicht auf mein Angebot eingehen. Ich werde zur Presse gehen und denen meine Story verkaufen. Ich werde ihnen alles über Memoril und Ihre Methoden erzählen.«
»Das werden Sie sich nicht trauen.« Elliott sprang auf und beugte sich über sie. Seine Gesichtszüge waren vor Zorn verzerrt. »Sie plustern sich genauso auf wie Ihr Ex. Sie halten sich wohl wie er für oberschlau, aber vergessen Sie nicht, wo es ihn hingebracht hat!«
»Sie können mir keine Angst
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