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Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Titel: Die zweite Tochter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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besonnen zu reagieren. Kritik war das Letzte, was Abby an diesem Tag brauchte. »Aber warum?«
    »Weil ich den Mörder suchen werde, auch wenn du mir dabei nicht helfen willst.«
    Auch dies ließ Jill unkommentiert. »Und wovon willst du leben? Hatte dein Dad eine Lebensversicherung?«
    »Ja, über eine Million. Victoria und ich sind die Erben. Außerdem habe ich dreitausend Dollar gespart.«
    Jill atmete beruhigt durch. Als die Mädchen noch klein waren, hatte sie William davon überzeugt, eine Lebensversicherung abzuschließen. Doch sie war sich sicher, dass es keine Police von einer Million Dollar gewesen war. Seltsam.
    »Jill, kannst du mir zeigen, wie man einen Haushalt führt? Ich habe davon doch keine Ahnung.«
    »Natürlich. Aber nur, wenn du mir auch einen Gefallen tust. Ich möchte, dass du zu einer Psychologin gehst. Eine tolle Frau.«
    »Zu einem Seelenklempner?« Abby stöhnte.
    »Es ist keine Schande, sich helfen zu lassen, wenn so etwas Furchtbares passiert ist. Nach dem Tod meines ersten Mannes habe ich auch eine Therapie gemacht. Wenn es nichts bringt, musst du auch nicht weiterhin hingehen.«
    »Okay«, antwortete Abby nach einer Weile.
    »Danke.« Jill fiel ein Stein vom Herzen.
    »Hast du nicht Lust, bei mir vorbeizukommen? Du bist doch auch allein, und wir können gemeinsam etwas beim Chinesen bestellen.«
    Jills Laune hob sich. Sie hatte alle Mails und Anrufe ihrer Patienten beantwortet, und die Wäsche war auch schon gewaschen. Sie hatte zwar schwimmen gehen wollen, aber das konnte sie auch ein andermal. »Das klingt gut«, meinte sie. Aber sie wusste nicht, was sie erwartete.

12
    Es war fast dunkel, als Jill die Stadt erreichte. Williams Haus lag in einer der besten Gegenden von Society Hill, was sie überraschte. Die Fassade war aus Glas und Beton. Jill staunte nicht schlecht, als sie die Treppe zum Portikus hochstieg. Abby öffnete die Tür und flog ihr in die Arme.
    »Schön, dass du gekommen bist.«
    »Das ist euer Haus?« Jill deutete auf die ultramoderne Fassade. »Es ist wunderbar.«
    »Verstehst du jetzt, warum ich hier bleiben will?« Abby führte sie durch einen Eingangsbereich, der ganz in Weiß gehalten war, in ein imposantes Wohnzimmer mit Flachglasfenstern statt Wänden und einer beigen Sitzlandschaft aus Leder, die um einen Fernseher und andere Unterhaltungselektronik gruppiert war – alles natürlich auf dem neuesten Stand der Technik.
    »Was hat dein Vater zuletzt gearbeitet?« Für Jill stellte das Haus samt Inneneinrichtung ein unverständliches Rätsel dar. »Er war doch kein Medikamentenvertreter mehr, oder?«
    »Nein. Er war selbstständig und hat zusammen mit seinem Freund Neil gearbeitet.« Abby lächelte, sie war stolz auf ihren Dad. »Er hatte einen Mercedes und hat Victoria einen BMW geschenkt, damit sie uns jederzeit besuchen kann. Mir hat er seinen alten Datsun vermacht, einen umgebauten Rettungswagen. Ich wollte nicht mehr.«
    »Selbst wenn dein Geld reichen sollte, möchtest du wirklich ganz allein hier wohnen bleiben, Abby?«
    »Ich wohne hier doch schon lange allein. Dad war andauernd unterwegs. Manchmal vier Tage in der Woche.«
    »Aber warum, wenn er doch kein Vertreter mehr war?«
    »Geschäfte.« Abby zuckte mit den Achseln. »Er musste immer wieder nach New York und so. Aber du kennst ihn ja. Er hat nie viel erzählt.«
    Jill biss sich auf die Zunge. Tatsächlich hatte er nie etwas erzählt. »Und in der Zeit warst du hier immer ganz allein?«
    »Nein, Santos, mein Ex, war auch hier.« Abbys Gesicht verdüsterte sich. »Er hat mir viel im Haus geholfen. Er ist älter als ich.«
    Das hatte Jill vermutet. Sicher war er der schäbig aussehende Kerl, den sie auf Abbys Facebook-Seite gesehen hatte. »Wie alt ist er?«
    »Dreißig.«
    Das gefiel Jill nicht, aber sie behielt es für sich. »Ist es nicht gefährlich, wenn du hier ganz allein wohnst?«
    »Wir haben eine Alarmanlage, außerdem hatte Dad eine Pistole.«
    »Tatsächlich?« Als Jill mit William verheiratet gewesen war, hatte er keine Waffe besessen. Glaubte sie zumindest. »Aber dieses Haus ist viel zu groß für dich.«
    »Warum traut mir eigentlich niemand etwas zu? Selbst du nicht.« Abby sah sie mit flehendem Blick an. »Früher warst du nicht so.«
    »Ich traue dir das schon zu, aber bist du sicher, dass es eine gute Idee ist?«
    »Ich will Dads Mörder finden.«
    »Okay, wo hat Dad seine Rechnungen und Papiere aufbewahrt?«
    »Oben, in seinem Arbeitszimmer. Darin sieht es aus wie in einer

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