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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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immer angenommen, einzig Saul Geltman habe sich um Maitlands Sachen gekümmert?»
    «Teils ja, teils nein», sagte Belle Sarazen unbestimmt. «Es gibt mehrere Möglichkeiten, einer Katze das Fell über die Ohren zu ziehen. Hören Sie, Kranich, sind Sie sicher, daß alles, was Delaney gesagt hat - all dieser Scheiß von wegen Zuhälterei und Drogen und so - nur Bluff war? Er hat wirklich nichts in der Hand, womit er zum Staatsanwalt gehen könnte?»
    «Keine Angst», versicherte der Sergeant. «Alles bloß warme Luft! Er ist nur so wahnsinnig versessen darauf, diese Nuß zu knacken. Sagen Sie mal, ganz unter uns, waren Sie damals wirklich jeden Augenblick mit Jake Dukker zusammen? So zwischen zwölf und zwei Uhr nachmittags an dem Freitag, als Maitland umgebracht wurde? Ich frage, weil Jake Dukker im Augenblick unser Hauptverdächtiger ist.»
    Sie starrte ihn lange an und tippte mit den Bügeln ihrer Brille gegen die Vorderzähne. Dabei nahm sie ihn gar nicht wahr, sondern ihr Blick ging durch ihn hindurch, verlor sich in der Ferne …
    Endlich stieß sie einen Seufzer aus, leerte ihr Glas, fischte ein Stück Ananas heraus und kaute darauf herum. Er wartete geduldig.
    «Vor Gericht könnte ich's nicht beschwören», sagte sie traumverloren. «Könnte ja sein, daß ich da oben eingeschlafen bin. Ich weiß tatsächlich nicht, was er getan hat, während ich schlief. Wirklich, schwören könnte ich nicht.»
    «Vielen Dank, Belle», sagte er sanft. «Haben Sie vielen Dank. Nur noch eines … ich habe die Skizzen bei mir, die wir in Maitlands Atelier fanden. Würden Sie sich die bitte mal ansehen und mir sagen, ob Sie das Modell kennen?»
    Er streifte das Gummiband von der Rolle und reichte ihr die Zeichnungen. Aufmerksam betrachtete sie eine nach der andern.
    «Hübsch», sagte sie. «Die könnte ich alle verkaufen, dazu bedürfte es nur eines Anrufs.»
    «Das, fürchte ich, geht nicht», sagte er. «Sie gehören zum Nachlaß.»
    «Was für ein Körper! Alle zehn Finger würde mancher sich danach lecken. Und was ist das hier, der fertige Kopf?»
    «Den hat Jake Dukker vervollständigt. So, wie er meint, daß das Modell ausgesehen hat, und wie er glaubt, daß Maitland es gezeichnet hätte. Erkennen Sie das Mädchen?»
    «Nein. Die habe ich noch nie gesehen. Ich würde Ihnen gern weiterhelfen - Sie sind so reizend gewesen-, aber ich kann es nicht. Tut mir leid.»
    «Na, es hätte ja sein können», sagte er achselzuckend und rollte die Skizzen wieder zusammen. «Nun will ich mich mal wieder auf die Socken machen …»
    «Schicken Sie Bobbie rein, wenn Sie gehen», trug sie ihm auf. «Ihr Kerle habt mich bei meiner Massage unterbrochen. Zum Schluß reibt er mich mit einem Nerzhandschuh ab. Sind Sie jemals mit Nerz frottiert worden? Das ist eine wahre Wonne.»
    «Nein», sagte er und erhob sich, «noch nie.»
    «Nun -» sie sah ihn abschätzend an - «seien Sie nur weiter lieb und erzählen Sie mir, was sich so tut. Wer weiß, vielleicht …»
    Delaney saß geduldig im Auto. Er lag zurückgelehnt auf dem Sitz, den Strohhut halb über die Augen gezogen, und rauchte eine Zigarre. Als Boone einstieg, schob er den Hut zurück.
    «Na, wie ist es gelaufen?» fragte er.
    «Nicht schlecht, Chief. Sie sind ihr dermaßen auf die Zehen getreten, daß ich den Beichtvater spielen konnte.»
    «Und was haben Sie erfahren?»
    «Zunächst einmal: das Mädchen auf den Skizzen kennt sie nicht. Behauptet, sie hätte es noch nie gesehen. Was Drogen und Prostitution betrifft, arbeiten Dukker und sie zusammen. Genauso, wie wir es uns gedacht hatten. Aber vermutlich haben sie die Sache erst mal aufgesteckt, solange wir rumschnüffeln.»
    «Nur vorübergehend», sagte Delaney.
    «Selbstverständlich», stimmte Boone zu. «Außerdem ist sie bereit, Dukker den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen. Behauptet jetzt, möglicherweise sei sie oben bei ihm eingeschlafen und könne nicht beschwören, daß er die ganze Zeit über da gewesen ist.»
    «Oh-ho!» ließ sich der Chief vernehmen. «Ist sie nicht eine reizende Zeitgenossin? Das hat Dukker nun davon, daß er uns das mit den Poppers gesteckt hat.»
    «Aber das wichtigste ist folgendes, Chief: Maitland hat sie nicht für ihre Dienste bezahlt. Sagt sie jedenfalls. Sie behauptet, sie hätten Geschäfte miteinander gemacht. Worum genau es dabei ging, konnte ich nicht herausbekommen. Klang aber etwa so, als hätte sie ihre reichen Freunde bewogen, seine Bilder zu kaufen, und dabei hat sie kassiert.»
    Delaney

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