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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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von Theodore Maitland nicht weit von dem höchst agilen J. Julian Simon und erinnerte sich daran, daß der Junge gesagt hatte, die Kunstwelt sei eine auf den Kopf gestellt Pyramide, Talmiglanz und Geldgeklimper stützten sich allein auf die Werke von Künstlern, die, vom Schicksal zur Kreativität verurteilt, ganz unten standen und über die man sich insgeheim lustig machte. Diesen Laffen wäre es lieber, Kunst entstünde anders als durch individuellen Schmerz. In einer Fabrik vielleicht. Mittels Computer. Auf eine Weise, die sie verstehen und in den Griff bekommen konnten. Das ungebärdige Genie hingegen schreckte sie; damit verglichen wirkte das eigene brutale Leben jämmerlich. Man schmarotzte am Können und den harten Mühen begabter Menschen und verbarg Neid und Unvermögen hinter abfälligen Bemerkungen.

    Das war es, was hier stank: die Habgier von überheblichen Blutsaugern. Ihre Anmaßung hing in der Luft, und den gequälten, flammenden Bildern an der Wand kehrten sie den Rücken zu. Sie wußten alles und wußten doch nichts. Diese laute, unverfroren lachende Menge erinnerte ihn stark an die gierige Meute, die sich vor einem Hotel drängelt, weiße Gesichter und triefende Lefzen nach oben gerichtet, wo jemand am Fenstersims steht, und aus voller Kehle schreit: «Spring doch, spring endlich!»
    Delaney und Boone standen ein wenig abseits und tauschten aus, was sie erfahren hatten.
    «Wir müssen noch einmal nach Nyack», sagte der Chief. «Dora rechnet mit Geld. ‹Eine Menge Geld›, hat sie gesagt. Woher? Von wem? Sie erbt schließlich nichts.»
    «Sie sind mit dem Auto hergefahren», berichtete Boone. «Auch wenn sie sich mit Victor trafen. Emily hat das zwar nicht ausdrücklich gesagt, aber ich weiß es. Mein Gott, ist das ein Sumpf!»
    «Nein», sagte Delaney. «Kein Sumpf. Nur ein heilloser Wirrwarr. Überhaupt keine Ordnung zu erkennen. Was wir haben …»
    Doch da kreischte eine Frau. Bewegung. Die Menge drängte zur Bar. Schreie! Gekreisch! Dann Gelächter! Weinen.
    «Was, zum Teufel, ist das?» sagte Delaney. «Sehen wir uns das an!»
    Der Druck erhitzter Körper wurde immer stärker. Die beiden Männer drängelten und schoben, benutzten die Ellbogen und bahnten sich den Weg zur Bar. Es wurde sehr laut geredet, alle schnatterten durcheinander. Aufregung. Glitzernde Augen.
    «Er hat sie geschlagen», sagte ein Mann vergnügt.
    «Mitten in die Visage. Sie ist in die Bowle gefallen. Ich hab's gesehen. Toll!»
    Boone packte ihn bei der Schulter.
    «Wer?» fragte er mit rauher Stimme. «Wer hat wen geschlagen?»
    «Wen?» sagte der Mann. «Jake Dukker die Sarazen. Mitten in die Visage! Hab ich selbst gesehen! Die ist zusammengeklappt wie ein Taschenmesser. Ein göttlicher Anblick. Tolle Party!»
    Delaney legte Boone die Hand auf den Arm.
    «Halten wir uns da raus», flüsterte er, den Mund dicht an Boones Ohr.
    «Das geht auf mich zurück», grinste Boone. «Ich hab ihm gesagt, sie hätte ihn den Geiern zum Fraß hingeworfen.»
    «Gut.» Delaney nickte. «Vielleicht besuchen wir beide noch einmal. Nur um zu hören, was sie zu sagen haben. Wir suchen jetzt unsere Frauen und gehen nach Hause. Ich hab wirklich genug für heute.»
    «Haben Sie die Gemälde gesehen, Chief?»
    «Ein paar. Ich komme in ein paar Tagen wieder, wenn man wirklich was sehen kann. Allein.»
    Sie blieben noch eine Weile in Boones Auto sitzen und unterhielten sich über die Ereignisse des Abends, erzählten sich gegenseitig, was sie gesehen und gehört hatten. Delaney und der Sergeant hörten aufmerksam zu, als Monica und Rebecca Hirsch ihre Meinung über die Menschen austauschten, die sie kennengelernt hatten, subjektive Reaktionen auf Aussehen, Gehabe, die Art, sich zu kleiden und aufzutreten.
    «Und was ist mit Alma Maitland», fragte Delaney, «mit der Witwe?»
    «Was soll schon mit ihr sein?» fragte Monica zurück.
    Delaney bemühte sich um eine vornehme Umschreibung.
    «Na ja … interessiert sie sich - hm - für Frauen?»
    Die beiden Frauen sahen einander an und brachen dann in schallendes Gelächter aus.
    Monica nahm die Hand ihres Mannes in die ihre.
    «Was bist du doch prüde!» sagte sie. «Manchmal. Ob sie Lesbierin ist? Meinst du das?»
    «Ja», sagte er dankbar.
    Monica überlegte einen Augenblick.
    «Könnte sein», sagte sie. «Ist dir in der Hinsicht was aufgefallen, Becky?»
    «Ich meine, sie ist eine.» Rebecca nickte. «Vielleicht weiß sie es selber nicht, aber sie ist eine Lesbe. Und Saul Geltman ist schwul; das

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