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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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von den Menschen, die im Burghof und den Wirtschaftsgebäuden ihrer Arbeit nachgingen, welche Kenntnis vom Verschwinden des Thronerben der Weitseher hatten, merkte man es ihnen nicht an. Vor dem Stall hatten mehrere junge Burschen einen dicklichen Altersgenossen in die Enge getrieben. Sein flaches Gesicht, die kleinen Ohren und der offenhängende Mund verrieten seine Dummheit. Angst dämmerte in seinen kleinen Augen, als die Burschen auseinander wichen, um ihn einzukreisen. Einer der älteren Stallknechte beobachtete die Szene mit Unwillen.
    Nein, nein, nein.
    Ich schaute nach dem Ursprung des flüchtigen Gedankens, aber natürlich vergebens. Ein verwehter Musikfetzen lenkte mich ab. Ein Stallbursche, dem man offenbar Beine gemacht hatte, prallte gegen mich, sah mein verdutztes Gesicht und sprudelte eine Entschuldigung hervor. Unwillkürlich war meine Hand an den Schwertgriff gefahren. »Nichts passiert«, versicherte ich ihm und nutzte die Gelegenheit, um zu fragen: »Sag mir, wo kann ich um diese Zeit den Waffenmeister finden?«
    Der Junge stutzte, schaute mich genauer an und lächelte. »Unten auf dem Übungsplatz. Gleich hinter dem neuen Falkenhof.« Er zeigte die Richtung.
    Ich dankte ihm, und als ich mich abwandte, zog ich den Kragen um meinen Hals zusammen.

Kapitel 13 · Eine Hand …
    Zwar kennt man in den Bocksmarken auch Jagdkatzen, doch lange Zeit spielten sie im ausgeführten Waidwerk keine Rolle. Nicht nur ist das Gelände der Marken für die Jagd mit Hunden besser geeignet, sondern es eignen Hunde sich auch besser für das größere Wild, welches gewöhnlich von einer berittenen Jagdgesellschaft als Beute angestrebt wird. Eine lebhafte Meute mit ihrem Gewimmel und Geläut, ist eine schöne Verbrämung für eine königliche Parforcejagd. Die Katze hingegen wird allgemein als passender für eine Dame angesehen, eine anmutige Gefährtin auf der Pirsch, die Kaninchen und Vögel zu erbeuten versteht. König Listenreichs erste Gemahlin, Konstanze, besaß eine kleine Jagdkatze, aber mehr zum Vergnügen und zur Gesellschaft als zur Jagd. Ihr Name war Speifauch.
    SULINGA:
›ÜBER DIE KUNST, MIT TIEREN ZU JAGEN.‹
    »Die Königin wünscht dich zu sprechen.«
    »Wann?«, fragte ich überrascht. Es war nicht der Empfang, den ich von Chade erwartet hatte. Ich hatte durch die Geheimtür sein Turmgemach betreten und fand ihn in seinem Sessel vor dem Kamin sitzend, wo er auf mich wartete. Er stand sofort auf.
    »Stante pede, selbstverständlich. Sie will wissen, welche Fortschritte wir gemacht haben, und kann es natürlich nicht erwarten zu hören, was du zu berichten hast.«
    »Aber ich habe gar nichts vorzuweisen«, wandte ich ein. Der heutige Tag hatte nichts erbracht, worüber sich zu berichten lohnte, und wahrscheinlich stank ich nach Schweiß vom Exerzierplatz.
    »Dann will sie das hören«, antwortete er erbarmungslos. »Komm. Folge mir.« Er öffnete die Tür und wir verließen das Gemach.
    Es war Abend. Ich hatte den Nachmittag damit zugebracht dem Rat des Narren folgend die Rolle des neuen Dieners zu spielen, der sich mit seinem künftigen Revier vertraut macht. Ich hatte mit Angehörigen des Gesindes geplaudert, mich Waffenmeister Cresswell vorgestellt und erreicht, dass er von sich aus vorschlug, ich solle meine Fechtkünste unter der Anleitung von Delleree auffrischen.
    Sie erwies sich als eine bemerkenswerte Fechterin, kaum kleiner als ich und sowohl kraftvoll als auch leichtfüßig. Ich war stolz, dass es ihr nicht gelang, meine Deckung zu überwinden, auch wenn mich deren Aufrechterhaltung ziemlich schnell in Atemnot brachte. Ein Versuch ihre Abwehr zu überwinden kam für mich vorläufig nicht in Frage. Das Fechttraining, zu dem Meisterin Hod mich seinerzeit gezwungen hatte, kam mir nun gut zustatten, aber mein Körper reagierte trotz besten Willens nicht so schnell wie mein Verstand. Wissen, was man tun muss, ist längst nicht dasselbe, wie es dann auch wirklich zu tun.
    Zweimal bat ich um eine Pause und sie wurde gewährt, mit dem unerträglichen Großmut der Jugend. Doch meine vorsichtigen Fragen nach dem Prinzen führten zu nichts, bis ich während der dritten Atempause den Kragen lockerte, um mich abzukühlen. Ich fühlte mich ein klein wenig schuldig, andererseits kann ich nicht leugnen, dass ich gespannt war, ob das Amulett die junge Frau tatsächlich verführen konnte, mir gegenüber etwas gesprächiger zu sein.
    Wahrhaftig. Im Schatten an der Mauer des Zeughauses lehnend schöpfte ich Atem

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