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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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konnte ich nichts Ungewöhnliches entdecken. Da standen drei Zugpferde, wie man sie in den meisten Herbergsställen findet – der Wirt vermietet sie bei Bedarf an Fuhrleute, die zusätzlichen Anspann brauchen oder denen ein Tier ausgefallen ist – und ein klappriger zweirädriger Karren. Die Kuh in ihrem Bretterverschlag lieferte die Milch für den morgendlichen Haferbrei der Gäste. Dass Hühner im Dachgebälk saßen, missfiel mir. Ihr Kot verschmutzte Futter und Wasser der Pferde, aber dagegen konnte ich nichts tun. Außer den unseren waren noch zwei Reitpferde eingestellt, zu wenig für die Leute, die wir suchten. Keine Jagdkatze in einer freien Box. Nun ja, es wäre vielleicht zu viel des Guten gewesen. Der Knecht schien tüchtig zu sein, aber er war maulfaul und überhaupt nicht neugierig. In seiner Kleidung hing der schale Geruch von Glimmkraut – ich nahm an, der Rauch hatte ihm das Gehirn vernebelt, bis er an der Außenwelt keinen großen Anteil mehr nahm. Ich holte unsere Taschen und machte mich schwer beladen auf den Rückweg zur Schänke.
    Die ›beste Stube‹ lag eine Treppe hoch. Oben angekommen, merkte ich erschreckt, wie sehr ich außer Atem war. Ich klopfte an, um mir dann mir unter Zuhilfenahme des Ellenbogens doch selbst zu öffnen. Es war die beste Stube in dem Sinne, dass man es hier oben ungestört und verhältnismäßig bequem hatte. Fürst Leuenfarb thronte auf einem gepolsterten Lehnstuhl am Kopf eines narbigen Tisches. Laurel saß rechts von ihm. Beide hatten Becher vor sich stehen und einen großen Krug. Ale, sagte mir meine Nase. Ich schaffte es, die Taschen neben der Tür abzusetzen, statt sie einfach fallen zu lassen. Mein Herr war so gütig, von seinem getreuen Diener Notiz zu nehmen. »Ich habe ein Abendessen bestellt, Tom Dachsenbless. Und Schlafräume gemietet. Sobald man die Betten gerichtet hat, wird man Ihm zeigen, wo Er das Gepäck hinbringen kann. Bis dahin setz Er sich zu uns, guter Mann. Er hat sich heute seinen Unterhalt redlich verdient, dazu einen kühlen Trunk.«
    Er deutete mit einem Kopfnicken auf einen Stuhl zu seiner Linken und ich setzte mich hin. Jemand hatte mir bereits eingeschenkt. Ich glaube, ich trank diesen ersten Schoppen auf einen Zug herunter, wie ein Lebenselixier. Der Fürst erteilte mir mit einem Wink die Erlaubnis, den restlichen Inhalt des Krugs zu verwalten. Während ich uns allen nachschenkte, kam das Essen. Es gab ein gebratenes Huhn, eine große Schüssel mit Erbsen in Butter, einen Maismehlpudding mit Melasse und Sahne, gebratene Forelle, Brot, Butter und noch einen Krug Ale. Bevor der Schankbursche wieder verschwand, äußerte Fürst Leuenfarb noch einen Wunsch. Er hätte sich heute früh eine böse Prellung an der Schulter zugezogen, ob man ein Stück rohes Fleisch bringen könnte, um die Schwellung zu mindern?
    Laurel bediente den Fürsten, tat sich selber auf und schob dann mir die Schüsseln und Teller hin. Im Nu war von dem Huhn und dem Fisch nur noch das Gerippe übrig. Lord Leuenfarb läutete. Ein Bursche und eine Magd kamen, räumten ab und brachten zum Dessert einen Beerenkuchen mit Schlagsahne und noch einen Krug Ale. Auch das rohe Fleisch war nicht vergessen worden. Sobald wir wieder unter uns waren, wickelte Fürst Leuenfarb es flugs in sein Mundtuch und gab es mir. Ich fragte mich, dankbar, aber unsäglich müde, ob man das Verschwinden des Bratenstücks bemerken würde. Bald darauf wurde mir bewusst, dass ich zu viel und zu hastig gegessen hatte, und mehr getrunken, als klug war. Ich hatte dieses übersatte Gefühl, das sich einstellt, wenn man nach einem Tag mit leerem Magen endlich etwas zu essen bekommt. Eine große Gleichgültigkeit ergriff von mir Besitz. Ich bemühte mich, mein wiederholtes Gähnen hinter der vorgehaltenen Hand zu verbergen und auf die halblaute Unterhaltung zwischen Laurel und Fürst Leuenfarb zu achten. Ihre Stimmen klangen weit entfernt, wie über einen rauschenden Fluss hinweg.
    »Einer von uns sollte sich unauffällig umschauen«, sagte Laurel bestimmt. »Vielleicht bringt man mit ein paar Fragen in der Schankstube in Erfahrung, wohin sie wollten oder ob sie hier in der Gegend bekannt sind. Es könnte sein, dass sie sich ganz in der Nähe aufhalten.«
    »Tom?« Fürst Leuenfarb stieß mich an.
    »Das habe ich bereits getan«, antwortete ich. Selbst Sprechen war anstrengend. »Sie waren hier. Aber entweder sind sie schon weitergeritten oder in einer anderen Herberge untergekommen. Falls ein Ort dieser

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