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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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abscheuliche Blut aus, das sie selbst noch an diesem Morgen getrunken hatte.
    » Okay«, sagte Guilder und wischte sich die Hände an seinem Anzug ab. » Nur, damit das klar ist.«
    Lila sagte nichts. So mächtig war ihr Verlangen danach, sich wegzuwünschen, dass sie kein Wort hervorgebracht hätte, selbst wenn sie gewollt hätte.
    » Große Tage liegen vor uns, Lila. Ich muss wissen, dass du mit an Bord bist. Schluss mit deinem Unfug. Das ist ein Befehl von ganz oben.«
    Lila brachte ein Kopfnicken zustande.
    » Und bitte versuche, keine Dienstmädchen mehr zu feuern. Diese Mädels wachsen nicht auf den Bäumen.«
    Mit dem Handrücken wischte sie sich den ranzigen Speichel vom Kinn. » Das hast du schon gesagt.«
    » Wie bitte?«
    » Ich sagte, das hast du schon gesagt.« Ihre Stimme klang nicht, als wäre es ihre eigene. » Dass Dienstmädchen nicht auf den Bäumen wachsen.«
    » Habe ich das?« Er lachte leise. » Ja, stimmt. Komisch, wenn man darüber nachdenkt. Etwas in dieser Richtung wäre wirklich praktisch, wenn man bedenkt, wie die Nahrungskette hier funktioniert. Dein Kumpel Lawrence hätte sicher seine Freude daran. Ich sage dir, dieser Mann kann fressen.« Er schwieg einen Moment lang und erfreute sich an diesem Gedanken, bevor sein Blick wieder hart wurde. » Jetzt sieh zu, dass du sauber wirst. Nimm es mir nicht übel, Lila, aber du hast Kotze im Haar.«

40
    » Sara? Kannst du mich hören?«
    Eine Stimme schwebte um sie herum. Eine Stimme und ein Gesicht, eins, das sie kannte, aber nicht unterbringen konnte. Ein Gesicht in einem Traum, denn sie träumte ganz sicher: einen beunruhigenden Traum, in dem sie rannte, und um sie herum waren Leichen und Körperteile, und alles stand in Flammen.
    » Sie ist immer noch völlig weg.« Die Stimme drang aus unvorstellbarer Ferne an ihr Ohr. Über einen Kontinent hinweg. Einen Ozean. Von den Sternen? » Wie viel hast du genommen?«
    » Drei Tropfen. Na ja, vielleicht vier.«
    » Vier? Wolltest du sie umbringen?«
    » Es musste schnell gehen, okay? Du hast gesagt, ich sollte sie rausholen. Schön, jetzt ist sie draußen.«
    » Wenn wir sie einschleusen wollen, muss sie um Punkt 18Uhr zurück sein.« Ein tiefer Seufzer. » Bring mir einen Eimer.«
    Einen Eimer, dachte Sara. Was wollten die Stimmen mit einem Eimer? Was hatte ein Eimer mit alldem zu tun? Aber kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, brandete es kalt und nass in ihr Gesicht und riss sie jäh ins Bewusstsein. Sie würgte, bekam keine Luft mehr und fuchtelte panisch mit den Armen. Nase und Kehle füllten sich mit eiskaltem Wasser.
    » Ganz ruhig, Sara.«
    Sie richtete sich auf, allerdings zu schnell: Ihr Gehirn schwappte in seinem Behälter herum, und vor ihren Augen drehte sich alles. » Uuuu«, stöhnte sie. » Uuuu.«
    » Die Kopfschmerzen sind schlimm, aber sie dauern nicht lange. Atme einfach ruhig durch.«
    Sie blinzelte das Wasser aus ihren Augen. Eustace?
    Er war es. Seine oberen Schneidezähne waren fort, an der Wurzel abgebrochen, und sein rechtes Auge war milchig blind. Mit einer knotig verkrümmten Hand hielt er ihr einen Blechbecher entgegen.
    » Schön, dich wiederzusehen, Sara. Nina kennst du ja schon. Sag hallo, Nina.«
    Hinter ihm stand die Frau aus der Röhre. Sie trug ein Gewehr am Riemen quer vor der Brust und hatte die Arme lässig davor verschränkt. » Hallo, Sara.«
    » Keine Sorge«, sagte Eustace. » Ich weiß, du hast eine Menge Fragen, und wir kommen noch dazu. Trink erst mal.«
    Sara nahm ihm den Becher aus der Hand und stürzte das Wasser herunter. Es war erstaunlich kalt und schmeckte leicht metallisch, als lecke sie an einer Eisenstange.
    » Ich dachte, du wärst…«
    » Tot?« Eustace grinste und zeigte seine ruinierten Zähne. » Tatsächlich sind alle hier tot. Nina, erzähl’s mir noch mal genau– wie bist du gestorben?«
    » Ich glaube, an Lungenentzündung, Sir. Entweder das, oder etwas Schweres ist auf mich gefallen. Ich vergesse immer, was wir in die Unterlagen geschrieben haben.«
    Die Explosion, der Hetzlauf durch die Abwasserröhre– das alles fiel ihr jetzt wieder ein. Sie trank den Becher aus und nahm sich einen Augenblick Zeit, um ihre Umgebung in Augenschein zu nehmen. Es sah aus, als wäre sie in einer Art Bunker. Es gab keine Fenster, und sie spürte, dass sie sich unter der Erde befanden. Das einzige Licht kam von ein paar flackernden Fackeln. Der Tisch, an dem sie jetzt saß, stand in der Mitte des großen Raums, was vermuten ließ, dass

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