Die zwoelf Gebote
halten konnte. Die Frau sah es alarmiert und hatte schon Angst, er werde ihr womöglich noch sterben, bevor der Kauf wirklich abgewickelt und rechtskräftig war. Sie half ihm die Feder zu halten und sah zu, wie er schließlich unterschrieb.
„So", sagte sie, „jetzt ist es Ihr Haus." Gott stehe Ihnen bei, dachte sie im stillen dazu. „Danke", flüsterte Howard kaum hörbar.
Er steckte den Kaufvertrag in seine zerrissene Tasche, und die Maklerin sah hinter ihm her, wie er langsam davonging. Der arme, verrückte Mann, dachte sie. Er hat gerade dreißigtausend Dollar einfach zum Fenster hinausgeworfen. Als Howard an diesem Abend nach Hause kam, sagte er zu seiner Frau: „Das Haus nebenan, Schatz, gehört uns jetzt." „Nicht doch!"
„Aber ja! Und ich habe dir versprochen, daß du es noch sehr lieben wirst." Seine Sprache war so schleppend und undeutlich, daß sie ihn kaum verstehen konnte.
„Howard, bitte, gehen wir zum Arzt."
„Ich brauche keinen Arzt", sagte Howard. „Es geht mir ausgezeichnet."
„Willst du dich dann endlich wenigstens etwas ausruhen?" drang sie in ihn.
„Das werde ich tun", sagte Howard, „ich habe soeben meine
Jobs aufgegeben."
„Was hast du? Welchen Job?"
„Alle."
Sie starrte ihn an. Die eine Minute bestand er darauf, drei Jobs gleichzeitig zu haben, und in der nächsten gab er sie alle drei auf! Sie war wirklich mit einem Verrückten verheiratet! „Howard, du mußt zum Arzt gehen!"
„Dazu habe ich keine Zeit. Wir ziehen noch heute abend in das neue Haus um."
„Heute abend? Es ist schon fast zehn Uhr! Das wird doch wohl
bis morgen früh warten können?"
„Heute abend noch", beharrte Howard.
Dabei war er schon so schwach, daß er sich an einem Stuhl festhalten mußte, um noch stehen zu können.
Sie beschloß, daß es besser sei, nachzugeben. „Also gut, heute abend noch."
Beide hatten sie bisher noch nie das Innere des Hauses gesehen. War es von außen schon schlimm, so war das gar nichts gegen drinnen. Das Haus war buchstäblich am Zusammenfallen, und in allen Räumen roch es modrig. Howards Frau brach bei diesem Anblick in verzweifelte Tränen aus.
„Hier kann man doch nicht wohnen!" sagte sie.
„Es ist ja nur für kurze Zeit", entgegnete ihr Howard. Sie glaubte nicht richtig zu hören. „Was denn, du hast das Haus gekauft, damit wir gerade nur kurze Zeit darin wohnen
können?"
„Richtig."
„Howard, hör einmal zu -"
Aber er lag bereits auf dem Boden und schlief wie ein Murmeltier.
Er schlief vierundzwanzig Stunden lang am Stück. Seine Frau hatte nicht das Herz, ihn aufzuwecken.
Als er schließlich erwachte, sah er sich um und sagte: „Wo sind wir hier?"
„Na, in dem Haus, auf das du so scharf warst!" sagte seine
Frau verbittert. „Und jetzt, da wir hier sind, wie soll es nun
weitergehen?"
„Erfreue dich daran", sagte Howard.
Die nächsten beiden Tage verbrachte er weiter damit, sich nur auszuruhen.
Am dritten Tag ging er in ein Eisenwarengeschäft und kaufte einen Pickel und eine Schaufel.
„Was willst du denn damit?" fragte seine Frau. „Den Keller richten", sagte Howard.
Er ging hinunter in den Keller, und sie hörte ihn dort den ganzen Tag hacken und graben.
Am dritten Tag hörte sie ihn einen Schrei ausstoßen und eilte
hinunter in den Keller, um nachzusehen, ob er sich vielleicht
verletzt hatte.
„Was ist?" fragte Sie.
Er stand vor einem großen Loch, das er in den Boden. gegraben hatte.
Sie kam näher und sah es. In dem Loch lag eine große Metallkiste. Sie sah zu, wie Howard sie herauszog und dann öffnete.
In der Truhe befanden sich große Stapel von Hundertdollarscheinen.
„Großer Gott", stammelte sie. „Was ist das denn?" Howard
wandte sich ihr zu und lächelte. „Das ist eine Million", sagte er. „Die hat Bugsy Burton der First National Bank geraubt, aber ich habe ihn gefangen und für zehn Jahre ins Zuchthaus geschickt. Das Geld ist nie gefunden worden, aber Bugsy hat hier in diesem Haus gewohnt, und ich dachte mir immer schon, der einzige Ort, wo er es versteckt haben könnte, müßte hierin seinem eigenen Haus sein."
„Ich glaube es einfach nicht", sagte seine Frau.
„Morgen gehen wir zusammen mit unserer Tochter zum Einkaufen, und ich kaufe euch die schönsten Sachen, die es gibt. Dann gehen wir zum besten Essen, das du je hattest. Und anschließend machen wir gemeinsam eine Weltreise." Er grinste. „Was sagst du jetzt? Und soll ich dir noch etwas sagen? Wer immer das gesagt hat, daß man seines Nachbarn Haus
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