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Die Zwölf Türme (German Edition)

Die Zwölf Türme (German Edition)

Titel: Die Zwölf Türme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz R. Friedhoff
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vom Westen heranziehen und den Himmel verdunkeln, so dass das Sonnenlicht kaum noch durchdringen kann. Dann herrscht überall Dämmerlicht und fliegende Ungeheuer machen das ganze Land unsicher. So kündigt der Dämonenlord sein Kommen an. Hoffentlich werden wir ihn so wie unsere Väter zurückschlagen können. Denn wenn er siegt, ist das der Untergang der östlichen Länder."
    Borin verstummte und starrte düster auf die Rücken der beiden Ochsen, die geduldig seinen schwer beladenen Karren über die holperige Straße zogen. Charles unterließ es, ihn jetzt mit weiteren Fragen zu behelligen.
     
    Es war schon später Nachmittag, als am Horizont die Türme einer großen, mittelalterlichen Stadt auftauchten. Bald konnte Charles auch die mächtigen Stadtmauern sehen. Das musste Thudor sein. Charles war gespannt auf das, was ihn dort erwartete...
     
     
Die Stadt Thudor war weitaus größer als Charles zunächst angenommen hatte. Es war eine mittelalterliche Stadt, in der fast zehntausend Menschen lebten, wie Borin ihm erzählte, geschützt von einer gewaltigen Stadtmauer aus klobigen Felsquadern, welche mindestens dreißig Meter hoch war und acht doppelt so großen, eckigen Türmen. Die Dicke der Mauer betrug fast zehn volle Meter. Charles fragte sich unwillkürlich, wie furchtbar der Feind wohl sein musste, wenn man sich hier mit solchen Mauern davor zu schützen suchte.
    Im Innern der Stadt sah es fast genauso aus, wie er es von Bildern alter Städte aus den Geschichtsbüchern seiner Schulzeit her kannte.
    Enge, kopfsteingepflasterte Straßen und verwinkelte Gassen, Fachwerkhäuser, die sich aneinander zu lehnen schienen und kleine Brunnenplätze. Charles sah Handwerker, Kaufleute, Straßenhändler, Tagediebe, fahrende Sänger, Gaukler und Müßiggänger, welche die Straßen bevölkerten und den Eindruck bunter Geschäftigkeit vermittelten.
    Doch auch nichtmenschliche Exoten waren hier zu sehen.
    Charles erblickte eine Gruppe kleinwüchsiger Männer in kurzen Kapuzenumhängen. Sie waren gerade halb so groß wie ein erwachsener Mensch, doch ihre im Verhältnis zur Körpergröße äußerst breiten Schultern und ihre muskelbepackten Arme ließen erahnen, dass sie über große Kraft verfügen mussten, mit denen sie den größer gewachsenen Menschen wohl durchaus ebenbürtig waren.
    "Was sind denn das für Gesellen?" fragte er Borin.
    "Das sind Zwerge", antwortete dieser, "Sie tragen die Kleidung ihrer Schmiedezunft, also werden sie wohl in Thudor sein, um Erzeugnisse ihrer Schmiedekunst zu verkaufen. Vor denen müsst Ihr Euch vorsehen, denn sie sind sehr streitlustig, wenn man sie wegen ihres Kleinwuchses nicht wie Ebenbürtige behandelt. Jeder Zwerg nimmt es leicht mit einem kräftigen Menschenmann auf. Unterschätzt sie also nicht, nur weil sie kleiner sind als Ihr und fangt bloß keinen Streit mit ihnen an. Aber sonst sind es freundliche, wenngleich auch etwas kauzige und eigensinnige Gesellen. Wenn es Euch aber gelingt, sie als Freunde zu gewinnen, könnt Ihr auf diese Freundschaft wie auf Felsen bauen. Ein Zwerg lässt sich für einen Freund geradezu in Stücke reißen. Deshalb schätzt sich König Valerian auch glücklich, sie als Verbündete gegen den Dämonenlord zu haben."
    "Dann muss es sich um sehr ehrenwerte Herren handeln", meinte Charles.
    "Das kann man wohl behaupten", stimmte ihm Borin zu, "Und zudem sind sie sehr gewitzt beim Handeln; sie erzielen immer gute Preise für ihre Waren. Allerdings kann man sicher sein, dass man von ihnen dafür auch immer gute Ware erhält, denn Zwerge halten es für unter ihrer Würde, jemanden übers Ohr zu hauen."
     
    Einige Straßen weiter sah Charles eine Gruppe von Soldaten mit Helmen, Schilden und Kettenhemden, die mit vorgehaltenen Lanzen ein mit schweren Ketten gefesseltes, über zwei Meter großes Wesen vorbei führten. Der Körper des Geschöpfes war völlig mit schwarzem, zottligen Fell bedeckt und erinnerte an einen aufrecht gehenden Bären, während der Kopf jedoch dem eines Gorillas ähnelte, allerdings mit einem sehr menschenhaften Gesicht.
     
    "Was ist denn das für ein Monstrum?" wollte er von Borin wissen.
    "Das ist ein Troll. Diese Ungetüme leben nördlich von Elfenland in den unwegsamen Trollbergen. Es sind die Todfeinde der Elfen und ihnen ist nicht zu trauen, auch wenn sie Freundlichkeit vortäuschen. Sie und ihre kleineren Vettern, die krötenhaften Gnome, sind voll von Arglist und Falschheit. Und oft sind sie die Helfershelfer des Dämonenlords.

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