Die Zwölf Türme (German Edition)
einer hässlichen Teufelsfratze und seine Hände verwandelten sich in krallenbewehrte Klauen. Aus seinen Mundwinkeln ragten jetzt fingerlange Eckzähne hervor wie bei einem Vampir.
Entsetzt sprangen die beiden noch lebenden Soldaten zurück, um aus der Reichweite des todbringenden Schwertes mit der schwarzen Klinge zu gelangen.
Auch Charles hatte sein Schwert gezogen, als er vom Tisch weg gesprungen war. Doch anstatt damit jetzt auf das Monster loszugehen, packte er seinen umgestürzten Stuhl mit der Linken und schleuderte ihn mit einem kräftigen Schwung über den Tisch hinweg gegen den Dämon, der seitlich getroffen wurde und dadurch fast zu Boden ging. Fast gleichzeitig sprang Charles um den Tisch herum und griff den Grauen an, der seinen ersten Hieb nur mit großer Mühe parieren konnte.
An das, was nun alles passierte, konnte sich Charles hinterher nur noch verschwommen erinnern. Es war wie ein wilder, wahnsinniger Tanz mit wirbelnden Schwertklingen, die sich kreuzten, heulend durch die Luft schnitten, zustießen und parierten. Ein seltsamer Rausch hatte von ihm Besitz ergriffen, der ihn in eine Art Berserker verwandelte.
Plötzlich aber bohrte sich seine Klinge in die Brust des Dämons, der einen schrillen, klagenden Schrei ausstieß und um sich schlagend zu Boden stürzte. Giftiggrünes Blut spritzte aus der klaffenden Wunde des Ungeheuers, das noch ein paar Mal zuckte und dann endlich regungslos liegen blieb.
Völlig benommen und außer Atem stand Charles da und starrte ungläubig auf das Wesen, das er gerade getötet hatte. Sein Herz schlug wie rasend. Jemand klopfte ihm anerkennend auf die Schulter und er hörte den Wirt sagen: "Noch nie habe ich einen Mann so fechten gesehen. Er hat einen Schwertdämon besiegt. Einen solchen Kampf werde ich mein Lebtag´ lang nicht mehr vergessen."
Charles indes wusste überhaupt nicht, wie er das fertig gebracht hatte. Der seltsame Rausch, der ihn gepackt hatte, wich jetzt langsam wieder von ihm.
Das war also Myrddins Zauberei, die ihn zu einem Waffenmeister gemacht hatte.
Er bückte sich und hob das Schwert mit der schwarzen Klinge auf. War das eine magische Waffe? Charles beschloss, das Dämonenschwert zu behalten.
Während man ihm von allen Seiten auf die Schultern klopfte und seine Heldentat lobte, bat er den Wirt, ihm sein Zimmer zu zeigen. Eines der Schankmädchen fasste ihn am Arm, zog ihn zur Treppe und führte ihn auf sein Zimmer, wo er sich sofort auf´s Bett fallen ließ. Das Mädchen zog ihm behutsam die Stiefel und den Umhang aus, deckte ihn mit einer Decke zu und verließ dann leise den Raum.
Lautes Klopfen an der Tür riss ihm am nächsten Morgen aus dem Schlaf. Brummig stand er auf und schlurfte zur Tür, um zu öffnen.
Draußen auf dem Flur stand das Schankmädchen, das ihn gestern Abend auf sein Zimmer geführt hatte. Sie trug eine große Schüssel mit heißem Wasser herein und stellte sie auf den kleinen Waschtisch in seinem Zimmer.
"Guten Morgen, edler Herr", lächelte sie ihn an, "Hier habt Ihr Euer Wasser für das Morgenbad. Danach könnt Ihr Euer Frühstück im Schankraum einnehmen. Außerdem warten unten zwei hohe Herren, die Euch unbedingt zu sprechen wünschen."
Und schon eilte sie geschäftig wieder hinaus.
Charles zog Hemd und Wams aus und beeilte sich mit dem Waschen, denn er war gespannt darauf, wer ihn da zu sprechen wünschte.
Als er dann in den Schankraum hinunter kam, sah er zwei Männer dort sitzen, wo gestern die Soldaten gesessen hatten. Sie trugen purpurfarbene Umhänge, die mit Goldfäden bestickt waren und silberne Brustpanzer, auf den ein goldener Adler prangte. Ihre reich verzierten Helme lagen vor ihnen auf dem Tisch. Charles vermutete, dass es sich um Edelleute oder Offiziere handelte, die von ihm wohl mehr über den gestrigen Vorfall erfahren wollten. So ging er auf die beiden zu, grüßte sie höflich und setzte sich zu ihnen an den Tisch.
"Seid Ihr der Mann, dem es gelungen ist, einen Schwerträger des Dämonenlords zu besiegen?" fragte ihn der Jüngere der beiden.
"Der bin ich wohl", antwortete Charles, "doch seid versichert, dass ich selbst am meisten darüber verwundert bin."
"Man berichtete uns, dass Ihr mit einer zauberhaften Schnelligkeit und meisterlichem Geschick gefochten habt", sagte der Ältere, "Und Ihr müsst ein außerordentlich guter Fechter sein, denn ein Schwertdämon gilt im Zweikampf als nahezu unbesiegbar. Seid Ihr ein Ritter aus Aesirland?"
"Nein", antwortete Charles und
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